Thomas Mann vollendete seinen „Zauberberg“ ausgerechnet auf der Sonneninsel. Kurt Tucholsky floh regelmäßig aus Berlin nach Usedom, wenn ihm die Stadt zu viel wurde. Und Maxim Gorki schwor auf das Usedomer Klima für seine Gesundheit.
2023 kamen über eine Millionen Besucher auf die Insel. Beeindruckend und beängstigend zugleich, wenn man bedenkt, dass in der Gemeinde Heringsdorf, zu der auch etwa die Seebäder Ahlbeck und Bansin gehören, etwa 8300 Menschen leben. In der Hochsaison stehen dem gegenüber rund 30.000 Urlauber. Immer mehr häuften sich zuletzt in den lokalen Medien die Meldungen über „Massentourismus“, Dauerstau auf der Insel und Wohnungsverdrängung.
Warum also nicht mal im Winter auf die Insel Usedom reisen?

Winter auf Usedom
Im Winter hingegen kehrt deutlich mehr Ruhe auf der Insel ein. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit hat man die lange Strandpromenade – übrigens die längste in Europa, zumindest auf manchen Abschnitten für sich ganz allein. Auf zwölf Kilometern verbindet sie die Kaiserbäder im Südosten Usedoms untereinander und führt weiter nach Osten bis ins polnische Swinemünde.
Nach Sonnenuntergang lässt sich dann, wenn nur vereinzelt in den vielerorts liebevoll restaurierten weißen und architektonisch reizvollen Villen, einzelne Zimmer beleuchtet sind, in eine fast schon unwirklich mystische Welt unter oftmals sternenklarem Himmel eintauchen. Nicht zuletzt, weil ein Großteil der historischen Villen, Logierhäuser und Restaurants aus Kaisers Zeiten den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand. Und deswegen auch aktuell an einer Aufnahme der historischen Villen und Gasthäuser ins Unesco-Weltkulturerbe gearbeitet wird.
Etwas aus der Zeit gefallen ist das Fünfsternehotel Ahlbecker Hof, das direkt an der Ostseepromenade im Seebad Ahlbeck bei Heringsdorf gelegen ist. Dort kann man im kürzlich eröffneten „Blauen Salon“ unter goldenen Kronleuchtern ausgesprochen gut essen. Chefkoch Maik Gehrke kocht dort eine klassische französische Küche mit hervorragenden Wildprodukten. Für einen unerwartet guten Service sind Sommelier Andreas Tornow und Restaurantleiter Jakob Liedtke verantwortlich. Auf der Weinkarte finden sich über 900 Positionen. Und auch spannendes alkoholfreies wie zum Beispiel von der Manufaktur Jörg Geiger. Keine Selbstverständlichkeit auf Usedom.
Auch schön, dass der Ahlbecker Hof als einziges Grandhotel auf der Insel Usedom seit kurzem versucht, wieder die Tradition des Afternoon-Tea aufleben zu lassen. Nur fünf Minuten vom Ahlbecker Hof versteckt sich der beste Bäcker auf der Insel: Bei Bäckermeister Mario Böder gibt es das beste Sauerteigbrot der Insel sowie Brot aus Amarant, Mohnzopf und Streuselkuchen. Jedoch sollte man alles vorbestellen. Kulinarisch anspruchsoll kocht auch seit Jahren Tom Wickboldt im Kulmeck und André Kähler im The O-ROOM.
Das Achterland ruft
Wer ausreichend Zeit mitbringt, sollte aber auch unbedingt mal die Kaiserbäder hinter sich lassen. Denn wegen der Touristenmassen sind die Orte leider auch stellenweise zu einem trostlosen Basar geworden, mit Billigbuden, Plundermärkten, enttäuschendem kulinarischen Angebot aus mittelmäßiger Pizza, Pasta, Döner, liebloser deutscher Küche und wenig geschultem Servicepersonal.
Dabei hat Usedom noch viele andere Attraktionen, sie heißen Korswandt und Kamminke, Garz, die Halbinsel Gnitz zwischen Peenestrom und Achterwasser, das Schloss Stolpe oder die Stadt Usedom. Dazu das Stettiner Haff, Wälder mit herrlichen Buchen und kleine Seen. Es sind Inselorte ohne Menschenmassen. Und das immer noch unabhängig von der Jahreszeit und ideal für eine Insel-Safari.

Anreise: Mit dem Zug: Per ICE oder Regionalbahn bis Züssow, von hier fährt die Usedomer Bäderbahn entlang der Inselküste über Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck bis nach Swinemünde. Mit dem Auto: Über die Ostseeautobahn A20 bis kurz vor Usedom, weiter über die Peenebrücke in Wolgast oder die Zecheriner Brücke bei Anklam.
Unterkunft:
Beachouse – Ferienwohnungen in Bansin
Steigenberger Grandhotel & Spa Heringsdorf
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Usedom Tourismus im Rahmen des Winter- Bloggercamp 2025 entstanden. Der Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider.
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