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Feuilleton Musik 3. April 2020

Plattenteller des Monats #April 2020

Ab sofort stellen wir euch in unserem neuen Format „Plattenteller des Monats“ fünf Platten vor, die es im Laufe des Monats den Weg auf unseren Plattenteller gefunden haben. Nicht immer nur ganz aktuelle Neuerscheinungen, denn wie das im Plattenladen so ist, entdeckt man dort manchmal Sachen, die man nicht kannte oder gesucht hat. Oder etwas war nicht lieferbar, weil die letzte Ed Sheeran-Picture-Disc für den Recordstore Day das Presswerk verstopft hat.

Das Vinyl wieder ein vollwertiges Mitglied der Musik-Mediums-Familie ist, ist inzwischen auch dem letzten Boomer aufgefallen, und muss nicht mehr mit „Das ist jetzt ja auch wieder modern“ gekoppelt werden. Wir kaufen Vinyl, weil wir Musik mögen, Musik sammeln und haben wollen. Das man damit gleichzeitig die Künstler mehr unterstützt, als ihre Alben auf Repeat über Nacht laufen zu lassen, wurde auch schon aufgedeckt, und ist ein umso schönerer Nebeneffekt. Ebenso ist der Plattenladen natürlich ein besserer Ort als der Onlineshop – gilt übrigens für alle (unabhängigen) Fachgeschäfte. Gerade in diesen Zeiten, in denen der Einzelhandel besonders herausgefordert ist, sollte man schauen, wo man noch etwas bestellen oder abholen kann.

Hier darf aber hier jeder mitlesen, egal ob man Musik streamt, auf CD oder Kassette kauft und nicht auf Vinyl. Unterstützen könnt ihr unsere Arbeit übrigens hier.

Caribou – Suddenly

Wer mag ihn nicht? Den Vorzeige-Nerd Dan Snaith und sein Projekt Caribou. Seit einigen Jahren produziert und veröffentlicht er Musik, die gleichermaßen in der WG-Küche, im HiFi-Kopfhörer sowie im Club funktioniert. Alles ist wohltemperiert, melodisch und grovvy – der perfekte Pop. Gilt im höchsten Maße auch für Suddenly, wo Snaith uns einen wunderprächtigen Genremix präsentiert, der vom funky zweinhalb Minüter bis zum Housebanger alles beinhaltet. Und mit alles meinen wir auch den Rap-Part.

Session Victim – Needledrop

Für mich ein komplett unbekanntes Duo aus Deutschland, bis sie mir bei Rough Trade in London in die Hände fielen. Hauke Freer und Matthias Reiling machen handgemachten zurückgelehnten House mit Soul- und Jazzspitzern. Perfekt für die erste Party auf der Dachterrasse nach der Corona-Pause, wenn du deine alten Air und Nightmares on Wax Platten nicht mehr finden kannst. Definitiv Musik für Leute die Switchel trinken.

Moses Boyd – Dark Matter

Die Musikredakteure pfeifen es aus dem Homeoffice: Jazz ist das neue Schwarz. Dark Matter trifft da genau rein. Der Drummer Moses Boyd ist Teil (und Triebfeder) einer jungen, genialen und elektischen Jazzszene in London, die in den letzten paar Jahren mit einer starken Veröffentlichung nach der anderen das gut eingestaubte Genre revolutioniert und auch uns zu Jazzhörern bekehrt hat. Das Album ist ein dunkler Hybrid aus Garage, Grime, Elektro, Afrobeat und damit nicht zu letzt auch tanzbar – die Musik zur Zeit.

The Comet is Coming – Trust In The Life-force Of The Deep Mystery / The Afterlife

Eines unserer Highlights des letzten Jahres. Die etwas längere EP The Afterlife kam als Nachzügler von Trust heraus. Funktioniert jedes für sich, ist vom Erfinder als zusammenhängendes Werk gedacht. Mittelpunkt dieses unglaublich treibenden Cosmic-Jazz Albums ist Shabaka Hutchings, der mit seinem Tenorsaxophon Dinge macht, die dich vor Freude aufspringen lassen. Basssynthie und Drums holen dich  für den gediegenen Tripp durch Raum und Zeit zurück.

Galcher Lustwerk – Information

Mit dem Nachnamen könnt ihr selber spielen, während euch die Tracks die Nervenenden massieren. Lustwerk ist ein klassischer Bedroomproducer. Etwas verspult, jedoch mit genügend Vortrieb, um die Afterhour in Gang zu halten. Moody R’n’B-House der horizontale wie vertikale Beinstellungen anspricht, hier und da dient Oldschool-Hip-Hop als Inspiration, und allgemein geht das hier sehr geschmeidig und elegant ab. Falls du dich nicht schon vorher cool fühltest, wirst du es nach dem kaufen und hören dieser Platte tun.

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