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Best Of Personal 15. März 2020

Katastrophe und Neuanfang? Meine Gedanken zu Covid-19

Es ist nicht mehr abzustreiten, dass die Welt auf eine globale Rezession von einem bisher nicht bekannten Ausmaß zusteuert. Das möglicherweise Gute daran: Wir Menschen können diese Katastrophe dafür nutzen, unsere Werte neu zu bestimmen und unsere bisherigen zu hinterfragen.

Denken wir nur an das Thema Reisen und Konsum. Das Virus macht keinen Halt vor globalen Lieferketten und Transportnetzwerken, weswegen wir uns – alleine schon aufgrund des Klimawandels – darauf einstellen müssen, weniger zu reisen und weniger Besitztümer anzuhäufen.

Endlich wieder mit dem zufrieden sein, was man besitzt und auch wirklich braucht, kein Fast Fashion, sondern das Entdecken von Lieblingskleidungsstücken, die im Schrank längst verstaubt sind. Ein Buch möglicherweise zum zweiten Mal lesen oder ein vergessenes Buch neu entdecken. Unser eigenes Tempo notgedrungen verlangsamen, von zu Hause aus arbeiten, selbstständig und achtsam werden. Kreativ sein.

Auch die kürzlich veröffentlichen Luftaufnahmen über China haben gezeigt, was es bedeutet, wenn die Produktion temporär stillgelegt wird. Nämlich wesentlich frischere Luft nach nur zwei Monaten. Covid-19 führt uns vor Augen, wie durch Verlangsamung und Abschaltung eine bessere Umwelt geschaffen werden kann.

Corona wird – soviel ist klar – in die Geschichtsbücher eingehen. Aber hoffentlich in Hinblick auf ein anderes, besseres System für alle Menschen. Endlich wieder mehr Respekt vor menschlicher Arbeit und menschlichen Bedingungen. Jetzt ist unsere Chance dazu.

Außerdem bin ich schon länger der Meinung, dass viele von uns längst theoretisch verstanden haben, dass wir, um als Mensch zu überleben und die Welt am Laufen zu halten, uns selbst in der Art wie wir leben, reisen und konsumieren, selbst beschränken müssen. Vermutlich der Großteil von uns – mich eingeschlossen – müssen verstehen, dass es vorerst keine Möglichkeit gibt – weiterhin so viele Waren und Wahlmöglichkeiten zu produzieren, die für uns alltäglich geworden sind. Glücklicherweise wächst unter den jüngeren Generationen das Bewusstsein dafür, dass der Besitz und das Ansammeln von Materiellem unattraktiv geworden ist. Für uns alle ist es jetzt Realität geworden.

Das Virus wird uns zeigen, was in unserer Weltwirtschaft falsch läuft. Zahlreiche Unternehmen produzieren bis zu 90% aller Waren in China aus ölhaltigen Stoffen wie Plastik und Polyester. Bald wird sich zeigen, was das für uns bedeutet: Leere Regale von Schuhen, Smartphones, Kleidung und Zahnpasta. Keineswegs ein Problem, wenn man nur an die große Chance denkt, endlich wieder an die Möglichkeiten für die Herstellung vor Ort zu denken. Sei es in Afrika, in Indien oder auch Deutschland.

Und ein Neuanfang, der eine Wirtschaft mit neuen Werten sich bringt, angefangen von der Produktion über Transport, Vertrieb und Einzelhandel.

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