Eine alte Bischofskanzlei aus dem Jahr 1677 im beschaulichen Andernach am Rhein, eine der ältesten Städte des Landes, beheimatet eines der schönsten und zugleich luxuriösesten Hotels Europas. Das Hotel „Purs“, eingerichtet von dem belgischen Innenarchitekten, Galeristen und Antiquitätenhändler Axel Vervoordt ist ein Gesamtkunstwerk aus mehreren Jahrhunderten, Kontinenten und Gesellschaftsschichten.
Auf die Idee kam Familie Doetsch, nachdem sie einen Artikel über das Tribeca Penthouse im „Greenwich Hotel“ gelesen hatte, das Vervoordt für Robert De Niro entworfen hatte. Das Problem: Vervoordt gestaltete bis dahin keine Hotels als Ganzes, sondern vielmehr die Häuser von beispielsweise Kim Kardashian, Kanye West, Sting, Bill Gates und Calvin Klein.
Dennoch gelang es Rolf und Petra Doetsch Vervoordt am Telefon zu überzeugen und nach Andernach zu kommen und für das Hotelprojekt zu gewinnen. Behutsam wurde die alte Bischofskanzlei, die seit 1987 als Hotel genutzt wird, restauriert. Unter abgehängten Decken fand man prächtigen Stuck. Flämische Schieferböden und Dielen wurden verbaut. Tische, Stühle und Sekretäre wählten Rolf und Petra Doetsch bei Besuchen in Antwerpen aus und Vervoordt und sein Chefdesigner Erik van der Pas machten daraus ein in sich stimmiges und zeitgenössisches Gesamtkonzept.
Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass einige der Möbelstücke rund 200 Jahre alt sind. Zudem entwirft Vervoordt eigene Objekte: Sidetables auf Schiefer und Sessel, denen ein umgedrehter Gobelin übergestülpt wird. Oder Tische, eigentlich Bänke einer Highschool aus New Jersey sowie antike Bauernschränke.
Neben dem unter Denkmalschutz stehenden Altbau, gibt es auch einen Neubau, der Restaurant, Bar und sechs weitere Suiten beherbergt. Und wie für ein Hotel dieser Extraklasse einiges an Kunst, beispielsweise die Nachkriegskunst der japanischen Gutai-Gruppe und der Düsseldorfer Zero-Bewegung. Und zum Erstaunen der Gäste eine kraftvolle Ruhe ausstrahlt.
Doch nicht nur die Räume, die Architektur und die Inneneinrichtung des Purs sind beeindruckend, sondern auch die verschiedenen Restaurants, die den Mikrokosmos Purs bereichern. Im gleichnamigen Restaurant „Purs“, das in der ehemaligen Kanzlei residiert, kocht der Rheinländer Yannick Noack in den Fußstapfen von Christian Eckhardt eine absolute und zugleich herausfordernde Spitzenküche, die von Michelin mit zwei Sternen ausgezeichnet ist. Nur wenige Minuten vom Hotel entfernt, als wären zwei Sterne nicht genug, findet man das „Ai Pero“, italienische Küche und das Gourmetrestaurant „Yoso“.
Dort kocht Peter Fridén eine französische Haute Cuisine, die er mit Einflüssen japanischer-asiatischer und nordischer Küche kombiniert. Beispielsweise Ike Jime Wolfsbarsch mit fermentierter Mirabelle, Erbse und Ara Dashi und einen norwegische Kaisergranat mit grünem Spargel, Shoyu Tamago Creme und Estragon.
Als wäre das alles nicht genug, plant Familie Doetsch sukzessiv weitere leer stehende Altstadthäuser in Andernach hinzuzukaufen. Möglicherweise um das Hotel durch einen Spa-Anbau zu erweitern oder ein weiteres Restaurant zu eröffnen. Die Pläne sind ambitioniert. Doch bereits heute kann man die „Purs“-Welt zweifelsohne zu den spannendsten Hotel- und Gastronomiekonzepten Deutschlands zählen.
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