Das Hotel Adlon am Pariser Platz in Berlin gehört zu den bekanntesten und luxuriösesten Hotels der Bundesrepublik. Nachbarn sind die Botschaften von Großbritannien, Frankreich und den USA sowie die Akademie der Künste. Seit seiner Wiedereröffnung am 23. August 1997 hat das Haus nur wenig an seiner Strahlkraft verloren. Und das trotz des umkämpften Berliner Luxus-Hotelmarkts mit mehr als 20 Luxushotels.
Denn nirgendwo anders in der Hauptstadt lässt es sich mit direktem Blick auf das Brandenburger Tor übernachten. Und diese Lage schätzen neben wohlhabenden Gästen und Promis auch Einheimische und Touristen aus aller Welt, die wenigstens für eine Tasse Tee oder Kaffee und ein Stück Adlon Torte in der Hotel-Lobby Platz nehmen wollen. Das Adlon ist Sehenswürdigkeit, Berliner Geschichte und gleichzeitig Nobelhotel. Diesen Spagat zu schaffen, ist keine leichte Aufgabe für ein Fünf-Sterne-Hotel.
Die Geschichte des Adlon
Ursprünglich öffnete das Hotel Adlon im Jahr 1907. Der Unternehmer Lorenz Adlon bot die ersten Zimmer mit elektrischem Licht und fließend warmen Wasser an. In den 1920er Jahren machten Sohn Louis Adlon und dessen Frau Hedda dann das Hotel zum Anlaufpunkt für Gäste wie Charlie Chaplin und Marlene Dietrich. Und in den 1930er Jahren feierten führende Nazis dort rauschende Feste. Im Jahr 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, brannte das Hotel bis auf einen Seitenflügel nieder. Dieser Rest wurde dann schließlich im Jahr 1984, nah am späteren Todesstreifen der Mauer gelegen abgerissen. Die Hotelgruppe Kempinski kaufte mitten im Kalten Krieg den Adlon-Erben die Namensrechte ab, mehr als 30 Jahre vor dem Mauerfall. Dann im Jahr 1989, die Mauer ist gefallen, Deutschland und Berlin wurden wiedervereinigt, sammelte Unternehmer Anno August Jagdfeld mit einem Fonds Geld für den Neubau des Hotels ein. Mehr als 400 Millionen Euro kostete das Projekt.
Eingecheckt
Insidern zufolge übernachteten kürzlich (Ende März 2023) König Charles III und Königin Camilla im Hotel Adlon. Doch auch die Rolling Stones checkten im Adlon ein, als sie vergangenes Jahr in Berlin auftraten. Und viele weitere Filmstars, Oscar-Gewinner, Staatsoberhäupter, Profisportler und Musiker. Was macht aber den Zauber des Hotels aus? Und welche Erwartungen erfüllt das Luxushotel?
Die Lobby ist traumhaft schön mit seinem bekannten Elefantenbrunnen und der farbigen Glaskuppel. Er ist einem Originalstück aus dem historischen Adlon nachempfunden, einem Geschenk des Maharadschas von Patiala um 1930. Hinzu kommen ausgesuchte Antiquitäten und Möbel aus Italien, prunkvolle Venini-Kronleuchter aus Murano-Glas und Materialien wie Kalkstein, Leder, Messing und Onyx.
Weniger schön hingegen ist, dass man als Hotelgast auch mal keinen Platz in der Lobby findet, was vermutlich dem anfangs erwähnten Spagat zwischen Touristen-Hotspot und Fünf-Sterne-Hotel geschuldet ist.
Wirklich schön sind die Suiten des Hotels, obwohl sie meinen persönlichen Geschmack nicht treffen. Das Interieur aus Naturhölzern und edlen Stoffen ist ein gekonnter Stilmix aus dem alten und dem auch nicht mehr ganz neuem Adlon. Konkret: Britischer Klubstil verbunden mit Art déco. Wer zum ersten Mal eine Suite oder ein Zimmer im Adlon betritt, wird die besondere Aura des Hotels spüren. Allzu genau sollte man hingegen nicht hinsehen: An manchen Stellen ist der Teppichboden fleckig und vereinzelte tiefe Kratzer finden sich in den Schranktüren.
Wirklich überzeugend und luxuriös zeitlos ist das Bad aus schwarzem Granit, hellem Marmor und Kirschholzvertäfelungen mit Doppelwaschtischen, separater Dusche und Badewanne. Seifen, Shampoo und Conditioner sind von Salvatore Ferragamo. Hier dürfte mehr Wert auf Nachhaltigkeit gelegt und die kleinen Plastikfläschchen durch große, nachfüllbare Flaschen ersetzt werden.
Die Kulinarik
Im Adlon spielt die Kulinarik seit seiner Eröffnung im Jahr 1907 eine große Rolle. Das Zwei-Sterne-Restaurant Lorenz Adlon Esszimmer gehört seit Jahren zu den besten Adressen der Hauptstadt. Seit 2020 kocht der Schweizer Reto Brändli als Nachfolger von Hendrik Otto eine klassisch französische Küche mit asiatischen Einflüssen und überrascht mit einer modernen Aromaküche.
In der Brasserie Quarré erwarten den Gast hingegen regionale und saisonale Spezialitäten sowie nationale und internationale Klassiker. Beispielsweise eine ausgezeichnete Burrata aus Brandenburg, aber auch Königsberger Klopse oder eine simple, aber perfekt zubereitete Pasta mit Trüffel. Das Essen ist gut, der Service hingegen dürfte etwas aufmerksamer sein, worüber auch der Blick auf das beleuchtete Brandenburger Tor am Abend und die filmreifen Räumlichkeiten nicht hinwegtäuschen kann.
Das Frühstück auf der Bel Etage ist hingegen herausragend. Idealerweise reserviert man sich am Vorabend einen Tisch zum Frühstück im Lorenz Adlon Esszimmer. Mit viel Glück kann man dann dort frühstücken, wo der ehemalige US-Präsident Barack Obama mit Angela Merkel im Jahr 2016 während seines Berlinbesuchs mit Blick auf das Brandenburger Tor zu Abend gegessen hat. In puncto Auswahl ist das Buffett überwältigend. Von der Brot-Selektion über die verschiedenen Fisch-Variationen, Gurken aus dem Spreewald, Marmeladen, süßen Aufstrichen, frischem Obst, Käsen und Müsli-Optionen bleibt kein Wunsch unerfüllt, das unter anderem auch dem sehr guten Service beim Frühstück geschuldet ist.
Außergewöhnlich ist auch der täglich stattfindende Afternoon Tea. Nicht zuletzt, weil es neben dem klassischen Adlon Afternoon Tea eine vegane und kindergerechte Option gibt. Mein Highlight: Der Vollkorntoast mit Austernseitling und Zwiebeln, die Scones mit veganem Frischkäse und Konfitüre sowie ein Blaubeer-Krümmelmonster für meinen Sohn.
Die erste Hotel-Direktorin im Adlon
Die gebürtige Französin Karina Ansos ist die erste Frau, die das Hotel Adlon seit Oktober 2022 leitet. Das Ziel von ihr und ihrem Team: Die Tradition des Adlon bewahren und gleichzeitig das Hotel verjüngen. Sei es in Form eines monatlich stattfindenden Brunchs unter einem bestimmten Motto mit Champagner, Kids Club und Unterhaltungsprogramm, sei es das Haus noch zugänglicher für jene zu machen, die sich zwar eine Übernachtung nicht unbedingt leisten können, dafür aber mal im Adlon Mittagessen möchten. Deshalb gibt es seit kurzer Zeit im Restaurant Quarré ein „Daily Dish“ durchgehend von 12.30 bis 18 Uhr. Klassiker wie die Berliner Kalbsleber kommen in Begleitung von einem kleinen Salat, Wasser und Kaffee und kosten 28 Euro.
Über 25 Jahre bereichert das Hotel Adlon mittlerweile die Bundesrepublik. Es wird spannend bleiben, wie Frau Ansos und ihrem Team der Spagat aus Tradition, Noblesse und Moderne gelingen wird.
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