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Feuilleton Musik 10. März 2015

11 Fragen an Maximilian Pongratz von Kofelgschroa

„Und wenn ma miad san, – dann schlaf ma wenn ma ausgschlafn ham,- back ma zam und fohrn weiter, so lang ma Zeit ham.“

 

So geht bohème auf bayerisch – zumindest wenn man den Texten der Oberammergauer Mundart-Rebellen von Kofelgschroa glauben darf. Begleitet von Blasmusikklängen besingen die vier die Leichtigkeit des Seins und den Umstand, dass weniger oft mehr ist. Und das kommt an. So dürfte es wohl aktuell kein großes deutsches Feuilleton geben, dass das Phänomen Kofelgschroa und ihren „Heimat-Sound“ noch nicht besprochen hat. Umso stolzer sind wir, dass auch Blog Bohème die Chance zu einem Gespräch bekommen hat. Unseren 11 Fragen stellte sich der Sänger und Texter Maximilian Pongratz.

Russ oder Radler?

M.P.: Ich mag’s pur.

Berlin oder München?

M.P.: Besuch in Berlin immer gut – mache ich oft, doch nach 12 Tagen erdrückt mich die Stadt. München ist zum Leben, in seiner Überschaubarkeit, gerade recht für mich.

Springsteen oder Haindling?

M.P.: Weder noch.

Bestellt und bald abgeholt: Maxi mit Bandkollegen Michael von Mücke, Martin von Mücke und Matthias Meichelböck © Jonas Kraus
Bestellt und bald abgeholt: Maxi (sitzend) mit Bandkollegen Michael von Mücke, Martin von Mücke und Matthias Meichelböck © Jonas Kraus

Schön, dass du Zeit hast. Mit deiner Band Kofelgschroa bist du ja recht umtriebig. Neue Platte, neue Tour – da bleibt wohl wenig Zeit für Müßiggang. Oder doch? Und was machst du dann?

M.P.: Müßiggänge gibt es jede Menge bei mir, träge Tage, die ich mir um die Ohren haue und eigentlich nix weiter geht. Jeden Tag allerdings, muss ich mich mindestens einmal meinen Melodien und Themen widmen. Und da tut sich immer was, auch wenn das für mich mittendrin nie so ausschauen mag.

Du und deine Bandkollegen machen jetzt seit über acht Jahren gemeinsam Musik. Im Gegensatz zu anderen Bands eurer Generation hast du nicht zu E-Gitarre oder Electronic Beats gegriffen sondern bist mit bayerischer Volksmusik gestartet. Dieser seid ihr bis heute im Wesentlichen treu geblieben. Warum?

M.P.: Elektronisch verstärkte Musik haben wir ausprobiert und dann wieder bleiben lassen. Das musikantische Zusammenspiel mit akustisch funktionierenden Instrumenten, reizte uns dann irgendwann doch wieder mehr. Ich mag es, wenn man mit Instrumenten leicht und flexibel Reisen und Touren kann. Mischpult und Kabel schleppen, empfand ich schon immer als anstrengend.

Seitdem ist viel passiert: ein Plattenvertrag, der Förderpreis der Stadt München, zwei Studioalben sogar einen Kinofilm gibt es über euch. Wie fühlt sich das an? Oder anders gefragt: Nervt dich der Rummel ab und zu?

M.P.: Mal so, mal so: Wenn da Rummel ned so anstrengend war, war I scho lang im Bett.

Video: © Barbara Weber

Das ARD-Format druckfrisch hat euch Ende letzten Jahres ein großes Kompliment ausgesprochen. Für sie zählen Kofelgschroas Texte schon jetzt zu den Meilensteinen moderner Lyrik. Wie reagierst du auf solche Lobeshymnen?

M.P.: Das freut mich natürlich.

Live on Stage © Jonas Kraus
Live on Stage © Jonas Kraus

Auch das Attribut valentinesk wird im Zusammenhang mit eurer Musik gebraucht. Stell dir vor, du hättest durch eine Zeitreise die Möglichkeit, dem berühmten bayerischen Komödianten und Liedermacher Karl Valentin einen eurer Songs vorzuspielen. Welcher wäre das und warum?

M.P.: Ich denke an den Zahnputzwalzer.

Wenn ich eure Platte auflege, tanzt meine 2-jährige Nichte wie wild durchs ganze Zimmer. Gleichzeitig  begeistern sich Menschen aller Altersklassen für eure Musik. Und zwar egal ob in München oder Berlin. Wie erklärst du dir das?

M.P.: Warum das so ist, weiß ich nicht. Es sind Menschen aus allen Altersklassen, was aber nicht heißt, dass es allen gefällt.  Warum es bei den Kindern immer gut ankommt, liegt vielleicht an der Leichtigkeit einiger Melodien von uns. Ich finde, dass Kinder gute Kritiker sind. Wenn ihnen eine Melodie gefällt, ist da meistens was dran.

Ihr wart mit eurem Sound bereits in Südamerika unterwegs und tourt im März wiederholt durch die USA. Die bayerische Mundart mutet dort wohl eher exotisch an. Wie reagieren die Leute dort auf euren Sound?

M.P.: Ganz normal, sie schätzen es deswegen nicht mehr oder weniger. Es ist nicht am wichtigsten bei uns, dass man die Texte versteht. Ich glaube in anderen Ländern passiert da mehr über Groove und Melodie. Das, was die Menschen überall verstehen. Wir verraten ja nicht, dass wir aus Bayern sind, weder an Tracht noch an irgendwelchen anderen Klischees. Die Menschen in anderen Sprachkreisen nehmen die Musik oft viel unvoreingenommener und für uns angenehmer wahr, als Menschen nördlich von Bayern, wo gerne dieses Bayern-Seppl-Klischee in den Kopf kommt, wenn wir anfangen Dialekt zu singen. Das finde ich manchmal ein bisschen nervig. Wir hören doch täglich Musik, und verstehen oder achten so gut wie nicht auf den Text, aber die Musik gefällt uns.

Das Nichtstun und die Entschleunigung spielen in deinen Texten eine große Rolle. Wie lautet dein Tipp an alle von uns, die die Leistungsgesellschaft täglich im festen Griff hat

M.P.: Die Wäsche trocknet an der Sonne, die Wäsche trocknet auch am Wind.

© Filmcake GmbH 2014, Director Oliver Valente 


Der von Presse und Publikum hochgelobte Dokumentarfilm FREI.SEIN.WOLLEN. wird nun am 15. Mai 2015 von Movienet in Deutschland auf DVD und als EST/VoD veröffentlicht, im Vertrieb von Trikont/Indigo. Neben dem Film enthält die DVD exklusives Bonusmaterial, u.a. Videos, Interviews und ein Posterbooklet.

„KOFELGSCHROA. FREI. SEIN. WOLLEN handelt von der Suche nach Wahrhaftigkeit und Schönheit, Freundschaft und tiefen Gefühlen, Musik und Heimat. Der Film ist ein Lockruf der Freiheit, eine Vision von der Verlangsamung des Lebens und eine Verführung zur subtilen Anarchie!“ 

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