Springe zum Inhalt →

Feuilleton Musik 6. Oktober 2016

11 Fragen an Kofelgschroa

Was im Hochdeutschen „Dreck“ oder „Matsch“ heißt, das nennen die Bayern einfach „Baaz“. Vertreten in mancherlei Redensarten (z.B. „Behoit doch dein Baaz“ oder „A red doch kein Baaz“) erfreut sich der Ausdruck im süddeutschen Raum allgemeiner Beliebtheit. Nun liefern auch die vier Künstler und Handwerker der Band Kofelgschroa eine musikalische Huldigung an das besondere Gemisch aus Wasser und Erde. BAAZ ist das mittlerweile dritte Album der Oberammergauer, deren ganz eigene Mischung aus Blasmusik, modernen Rhythmen und hintergründigen Texten sowohl bei der Presse als auch bei Kritikern auf Beifall stößt. Bei Bier und Pfefferminztee erzählten uns Martin von Mücke und Maximilian Pongratz (Maxi beantwortete uns schon einmal 11 Fragen) kürzlich mehr dazu.

Kofelgschroa © www.fotografin-giesder.de
Kofelgschroa © www.fotografin-giesder.de

Heimat oder Hotel?

Beide: Hotel

Bourbon oder Bier?

Martin: Bourbon

Maxi: Bier

Langlauf oder Alpin?

Beide: Alpin

Das neue Album BAAZ © TRIKONT
Das neue Album BAAZ © TRIKONT

Die Wiesn ist vorbei. Wie fühlt sich das an?

Martin: Ich bin schon noch ein bisserl baazig im Kopf…

Maxi: Wir waren da nur einmal dieses Jahr. Von dem her ist mir das Ende der Wiesn ziemlich Wurscht. Gestern hatten wir dort aber einen schönen, kleinen Auftritt. Ganz traditionell. Wir haben da in der Musikkapelle im Hintergrund gespielt. Gar nicht offiziell als Kofelgschroa, das ist auch mal ganz schön.

Am Freitag erscheint eure mittlerweile dritte Platte „BAAZ“. Die Zeit zwischen den Alben habt ihr genutzt und seid unter die Hoteliers gegangen. Wie kommt´s?

Maxi: Wir hatten damals in Oberammergau ein altes Haus entdeckt. Das war ein ehemaliges Gästehaus, das dem Schriftsteller Josef Ruederer gehört hat. Mittlerweile haben wir es wieder in seinen Ursprung zurückfunktioniert, sozusagen. Anknüpfend an die erste Frage könnte man sagen, dass wir dort eine Mischung aus Heimat und Hotel geschaffen haben. Die Geborgenheit in der Ferne – dieses Gefühl wollen wir dort auch an unsere Gäste vermitteln.

Martin: Genau. Das Haus stand ja davor eine ganze Zeit lang leer. Vor zehn Jahren gab es dann einen Verein, der dort viele verschiedene Veranstaltungen wie Musikabende oder Kunstausstellungen organisiert hat und Kreativen einen Raum bot. Wir haben da damals auch öfter mitgemacht. Das war aber nicht immer ganz leicht, da die Gemeinde ursprünglich plante, das Haus an ein Hotel zu verkaufen. Wir haben dann kurzerhand das Haus besetzt und konnten den Bürgermeister dann irgendwann dazu überzeugen, dort unser „Hotel Kovèl” zu eröffnen. Aber kommt am besten einfach mal vorbei oder ruft an – für unseren Anrufbeantworter haben wir sogar extra etwas Nettes komponiert.

Euer neues Album trägt den Titel „BAAZ“. Wie kamt ihr darauf?

Maxi: Baaz, das sind gleich zwei Grundelemente in Einem: Wasser und Erde.

Martin: Der Ausdruck hat für mich auch etwas von einer Sache, die einfach so hingeworfen wird – nichts Feines oder Poliertes. Das spiegelt gewissermaßen auch das Konzept des Albums wieder. Alle Tracks wurden im „Hotel Kovèl“ aufgenommen und das alte Haus klingt auf jedem davon mit. Das macht es ziemlich erdig und heimelig – überhaupt nicht steril. Toningenieure würden das vermutlich anders sehen, da man ja auch vermeintliche Fehler hören kann. Aber gerade dieser Raumklang macht für uns den besonderen Charme der Platte aus.

Gibt es denn jemand, den ihr gerne einmal in den Baaz schubsen würdet?

Maxi: Das Lied „BAAZ“ ist schon ein wenig älter. Wir waren damals auf Österreich-Tour und irgendwie entstand da der Refrain „In Baaz g’herschd nei“ – einfach so aus Lust und Laune. Jemand bestimmtes hatten und haben wir dabei nicht im Sinn. Für mich hat das buchstäbliche in den Baaz eintauchen, etwas Befreiendes.

Martin: Ich sehe das ähnlich. Für Kinder gibt es ja auch oft nichts Schöneres als im Baaz zu spielen – auch wenn das dann die Eltern ärgert, da ja dann der ganze Dreck in die Wohnung getragen wird und alles schmutzig wird. Die Deutung des Refrains bleibt aber natürlich jedem selbst überlassen.

Vorm Hotel Kovèl © www.fotografin-giesder.de
Vorm Hotel Kovèl © www.fotografin-giesder.de

Verglichen mit euren letzten beiden Platten: Wie war die Arbeit am neuen Album?

Maxi: Wir haben uns definitiv mehr Zeit genommen und viel früher begonnen, unsere Songs einzuspielen. Das war für uns eine schöne Erfahrung. Für das erste Album hat man ja in der Regel alle Zeit der Welt. Bei „Zaun“ mussten wir uns dann schon ein wenig mehr beeilen. So war es schön, dass wir uns diesmal wieder viel Raum und Zeit einplanen konnten, um gemeinsam zu jammen und die Stücke live zu testen.

„Bischt auf der Welt net ganz aloa.“ So heißt es im Song „Birnbaum“. Was verbindet ihr mit diesem Lied?

Maxi: In dem Stück geht es generell um Regeln in der Gesellschaft. Und wenn ich ehrlich bin: Eine rote Ampel provoziert in mir meistens die Frage „Muss des sein?“ Was sich gehört und was man so tun muss, das sind ja ganz wichtige Themen im Leben. Das Lied selbst empfinde ich persönlich aber gar nicht als so moralisch – so mit dem erhobenen Zeigefinger und so. Da ist einfach etwas, was jeder kennt. Oder?

Martin: Viele Leute denken ja, sie müssten Regeln brechen, um frei zu sein. Aber auch da zählt jener besagte Spruch. Die Gesellschaft funktioniert schließlich auch nicht, wenn man gar nicht aufeinander schaut und jeder tut, was er will.

Auf eurer Website bezeichnet ihr euch als „vier Künstler und Handwerker aus Oberammergau“. Wie schafft ihr es sowohl die Kunst als auch das Handwerk in eurer Musik zu vereinen?

Maxi: Der Michi und der Mathias das sind so unsere Gestalter-Typen. Beide formen unsere Musik massiv mit und wissen als „Lied-Architekten“ ganz genau, was zusammen passt und was nicht. Das sind dann ganz klare handwerkliche Qualitäten. Ich selbst bringe mich viel mit meinen Melodien und Texten ein. Das geht mir leicht von der Hand.

Martin: Ja, genau. Da greift dann einfach dem Maxi seine Kunst ins Handwerk der anderen. Das Schöne an dieser Arbeitsweise: Jeder kann sich bei uns einbringen, mit dem was er kann und keiner ist dabei dem anderen im Weg. Das macht die Sache am Ende ziemlich rund.

Eure Deutschland-/Österreich Tour startet am Sonntag. Auf welche Stadt freut ihr euch am meisten?

Martin: Schwer zu sagen. Da sind schon ein paar sehr schöne Städte dabei: Köln, Wien, Hamburg. Aber nach wie vor ist jedes Konzert und jeder Auftritt egal in welcher Stadt etwas Besonderes für uns.

Maxi: Toll ist, dass unsere Musik überall anders ankommt. Verstehen, kann man uns ja auch ganz ohne Bayerisch und Mundart. Beispielsweise in einem Club in Amerika letztes Jahr – die Leute haben sich da von der Musik und den Melodien richtig mitnehmen lassen. Das war ziemlich stark.

Apropos Amerika: Welches Land wollt ihr mit eurer Musik als nächstes bereisen?

Martin: Geplant ist da noch nichts – aber wir sind der ganzen Welt aufgeschlossen.

Maxi: Auf jeden Fall. Asien würde uns beispielsweise ziemlich reizen. Ich stelle mir vor, dass die Leute dort unsere Musik bestimmt ganz interessant finden. Bayerische Blasmusik und so – die Kultur ist dort ja eine ganz andere. Ich würde sagen, wir lassen das Thema Auslands-Tournee aber einfach mal ganz entspannt auf uns zu kommen. Dann schauen wir weiter.

Das Album „BAAZ“ erscheint am 7. Oktober bei TRIKONT.

Kommentaren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.