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Best Of Travel 15. März 2018

Seltene Biere, eine Insel im Privatbesitz und Ruhe

Der Himmel ist heute besonders beeindruckend. Scheinbar explodierende Wolkenformationen vermischen sich mit dem Morgenrot des Himmels. An der Bushaltestelle von Schaprode wartet eine Hand voll Menschen auf den Bus Richtung Bergen. Ansonsten ist hier ziemlich wenig los Mitte Februar. Ein paar Sonnenstrahlen treffen auf die Wasseroberfläche. Mathias Schilling und ich stehen in einem winzigen Ruderboot und setzen auf die Ostseeinsel Öhe über. Nur wenige Meter von Schaprode entfernt, liegt die Insel von Mathias, die seit 700 Jahren in Privatbesitz ist. Mathias lebt dort mit seiner Familie, ein paar Schafen und über 100 Rindern.

Wir laufen gemeinsam eine stattliche Allee entlang, die seine Urgroßtanten im vergangenen Jahrhundert anpflanzten. „Die Bäume sind kahl, ingesamt ist das Flair völlig anders im Sommer“, so Matthias. „Im Winter ist das schon ziemlich anstrengend hier. Du kannst Dir das sicher vorstellen. Aber ich liebe es hier und mein Ziel ist es, etwas Neues zu schaffen, was meine Familie seit Jahrhunderten bewahrt.“ Wir spazieren an Mathias seinem Haus, einem ehemaligen Gesindehaus Richtung Strand. Von dort aus kann man in der Ferne die Insel Hiddensee entdecken. „Hier komme ich zur Ruhe“, meint Mathias, während er seine Gummistiefel im Wasser von Matsch befreit.

Genauso ruhig ist es auch in der kleinen Gemeinde Schaprode, in der Mathias seinen Gasthof Schilling unweit des Hafens bewirtschaftet. „So zumindest in der Nebensaison“, lässt mich Mathias wissen. Im Sommer ist hier jeder freie Stuhl belegt. „Früher galt Schaprode als bloßer Durchgangsort für Touristen, die sich auf den Weg mit der Fähre nach Hiddensee machen. Heute bleibt man auch mal gerne länger hier“, so Mathias.

Weniger ruhig geht es in Rambin zu. Markus Berberich, Gründer der Insel-Brauerei schüttelt mir mit einem kräftigen Händedruck die Hand. Ein paar Gäste sitzen in der Brauerei und nehmen an einer Bierverkostung teil. Markus und ich nehmen an einem Hochtisch Platz, bevor er damit beginnt seine Geschichte zu erzählen. „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, eine Brauerei auf Rügen zu bauen und nicht in Berlin Mitte, auch wenn ich mir das mal überlegt hatte. In meiner Zeit als Geschäftsführer der Braumanufaktur Störtebeker in Stralsund habe ich sehr viel gelernt. Ich möchte Dinge vorantreiben. Und nicht auf irgendeinen Hipster-Zug aufspringen.“

Im August 2015 war es dann soweit und das erste Bier verließ die Insel-Brauerei. Mittlerweile füllt die Brauerei knapp 400 000 Flaschen im Monat ab. Markus und ich tauschen uns weiter über die Craft Beer Szene aus. Sein Geheimrezept für seinen Erfolg ist folgendes: „Wir machen seltene Biere aus der Flaschenreifung. Und zwar nur das. Wir machen uns völlig frei von Dingen ,die es schon gibt und gehen einen eigenen Weg.“ , fährt Markus fort. Hört sich glaubwürdig an, denke ich.

In der Insel-Brauerei hat man sich der Herstellung von Bieren aus der Flaschenreifung verschrieben. Das bedeutet: Wie bei der Champagnerproduktion bekommen die Biere der Insel-Brauerei bei der Abfüllung eine Dosage, also ein bisschen Zucker, mit in die Flasche. Er gibt den Hefen im Bier das nötige Futter, damit sie in den folgenden Tagen in der Reifekammer nochmal arbeiten können. Die Flaschenreifung verstärkt das Eigenaroma der Hefen und gibt dem Bier seine feinperlige Kohlensäure. Nach zwei Wochen ist der Zucker vollständig zu Alkohol und Kohlensäure umgewandelt und das Bier kommt trinkreif in den Handel. Alle Biere der Brauerei, aktuell sind es 12, wurden von Markus selbst vor Ort entwickelt.

Koyka Stoyanova, verantwortlich für u.a. die Pressearbeit der Insel-Brauerei und Biersommelier öffnet für mich eine Flasche mit dem Namen „Insel-Kreide“. Gebraut wird dieses Bier mit Rügener Kreide und Champagner-Hefe. Ich trinke einen Schluck und bin sprachlos vom Geschmack und verstehe zunehmend, wieso Markus immer wieder von seinen seltenen Bieren spricht. Weil eben das, was man hier zu trinken bekommt, etwas ganz besonderes ist.

Und übrigens: Auch wenn im Westen von Rügen zur Nebensaison relativ wenig los ist. Eben das macht es aus. Mal nichts tun. Oder die Biere der Insel-Brauerei verkosten. Das kann man nämlich zu jeder Jahreszeit.

Diese Reise wurde freundlicherweise unterstützt von der Tourismuszentrale Rügen. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wieder. 

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