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Feuilleton Literatur 17. März 2018

Literarisches Sixpack mit Wlada Kolosowa

„Russische Mädchen schlagen sich durch, verlieben sich und ekeln sich dabei. Ein freches, leidenschaftliches, kluges Buch.“ schreibt Wladimir Kaminer über Wlada Kolosowas kürzlich erschienenes Buch „Fliegende Hunde“. Wir haben Wlada nach ihren sechs aktuellen Lieblingsbüchern gefragt. Zeit für eine neue Folge „Literarisches Sixpack.“ Here we go.

1. Jaroslav Kalfar: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt

In diesem Roman ist alles drin, was man sich nur wünschen kann: Abenteuer im Weltraum; eine Liebesgeschichte, die kein bisschen platt ist; eine kleine Nation, die nach Weltruhm strebt; ein weiser Außerirdischer, der Nutella liebt – und die ganz großen Fragen der Menschheit.

2. Arundhati Roy: Der Gott der kleinen Dinge

Im Januar war ich in Indien und wie es in Indien oft ist, war ich krank. Statt Tempel und Ruinen anzuschauen, lag ich im Bett mit diesem Buch – und hatte kein bisschen das Gefühl, etwas zu verpassen. Die Geschichte über das Geheimnis einer keralesischen Familie ließ mich die Körper- und Außentemperatur von 39 Grad vergessen. Und hat mir ein Gefühl für Südindien gegeben, das ich beim Abklappern von Sehenswürdigkeiten niemals bekommen hätte.

3. Paul Murray: Skippy stirbt

„’Unendlicher Spaß‘ für Achtklässler“, schrieb ein enttäuschter Kritiker über das Buch. Er meinte es als Vorwurf, aber auf mich wirkte der Satz wie eine Empfehlung. Ich habe den Kauf nicht bereut. Die Tragikomödie über das übergewichtige Teenager-Genie Ruprecht Van Doren und seinen liebeskummergeplagten Zimmernachbar Skippy ist bitterböse und zärtlich zugleich. Und sehr, sehr, sehr lustig.

4. Christian Bangel: Oder Florida

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Frankfurt (Oder) ein fruchtbarer Boden für einen Roman ist. Doch Christian Bangel fand dort Stoff für ein sehr unterhaltsames, nachdenkliches Buch: Nazis, lokale Intrigen und einem Protagonisten, der einen Coup plant – die Frankfurter SPD durch organisierten Masseneintritt übernehmen.

5. Margaret Atwood: Der Report der Magd

Das Buch habe ich, wie wahrscheinlich viele andere im letzten Jahr, nur wegen der Netflix-Serie durchgeblättert. Und war daraufhin für die nächsten 48 Stunden nicht ansprechbar. Ich war komplett eingesaugt von Atwoods dystopischen Welt, in der die wenigen fruchtbaren Frauen Babys für die Eliten austragen müssen. „Der Report der Magd“ sorgt im Jahr 2018 für genauso viel Gänsehaut wie beim Erscheinen des Buches in 1985.

6. Han Kang: Die Vegetarierin

„Die Vegetarierin“ ist bizzarr und erotisch und voller subtiler (und weniger subtiler) Gewalt. Die Geschichte von Yeong-hye, einer koreanische Frau, die sich in einen Baum verwandeln will, ist völlig zurecht Kult. Außerdem hat der Roman eine der schönsten (und seltsamsten) Sexszenen, die ich bisher gelesen habe.

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