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Feuilleton Literatur 13. März 2016

Literarisches Sixpack mit Ronja von Rönne

Der Spiegel schreibt, Ronja von Rönne sei das „It-Girl des Berliner journalistisch-literarischen Komplexes“. Die Autorin, 24 Jahre alt, schreibt unter anderem über psychische Krankheiten und AfD-Demos, testete den neuen Range Rover und erregte wahnsinnig viel Aufmerksamkeit mit ihrem Anti-Feminismus Debatte in der Welt. Und sicherlich: Mehr als unglücklich war ihre Formulierung in besagtem Text: „(…) Mittlerweile ist der Feminismus eine Charityaktion für unterprivilegierte Frauen geworden“. Kein Kommentar.

Zudem veröffentlicht Ronja seit 2012 in ihrem Blog „Sudelheft“ Texte. Dort schreibt sie: „Ich gehe gerne geradeaus. Manchmal habe ich Hoffnung, aber meistens bin ich vernünftig. Ich bin mir relativ sicher, dass der Boden im Regenwald nährstoffarm ist und dass man jammern darf, solange man eigentlich keinen Grund dazu hat. Ich mag herumliegen lieber als schreiben. Ich bin Ronja. Das ist mein Sudelheft.“  Vor wenigen Tagen ist nun ihr Debütroman „Wir kommen“ im Aufbau Verlag erschienen. Daniel Haas spricht in der Zeit über „Wir kommen“ von einem „exzellenten Text“. Grund genug, Ronja nach ihren sechs Lieblingsbüchern zu fragen. Ronja: Es wird Zeit, dass Du mal wieder nach München kommst. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen…

Andreas Steinhöfel – Die Mitte der Welt

Mit 16 gelesen. Mit 23 wieder gelesen. Ein seltsamer Wurf, dieses Buch. Damals habe ich es mir in Leseportionen eingeteilt, höchstens 20 Seiten am Tag. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, mich von den Figuren wieder verabschieden zu müssen.

Roald Dahl – Küsschen, Küsschen

Als Kind habe ich mit Begeisterung Schrott gelesen. (Als Erwachsene auch, aber da gebe ich es nicht mehr zu). Mein absoluten Favorit war die Gänsehaut-Reihe, Horrorbücher für Kinder. Es waren die 90er, meine Mutter behauptete trotzdem, die Bücher seien von einem Computer geschrieben worden, so seelenlos seien sie. Irgendwann reichte es ihr, sie schmiss mir „Kiss, Kiss“ ins Zimmer, „da, falls du mal was wirklich Unheimliches lesen willst“. Habe ich. Und nie wieder was besseres.

Frédéric Beigbeder – Ferien im Koma

Berlin, mit 18. Völlig abgebrannt, keine Ahnung wohin, Sehnsucht nach einem anderen Leben, alles so, wie es sich gehört in dieser Stadt. Dieses Buch fiel mir in die Hände, wurde Fixpunkt der Sehnsucht. Drogen, Glamour, Pointenfeuerwerk, Absturz. Ich wollte alles ganz genauso haben. Mittlerweile will ich lieber Ruhe, Netflix und Lieferpizza.

Tilman Rammstedt – Erledigungen vor der Feier

Es ist wahrscheinlich albern, das Debüt des Freundes auf der Liste der Lieblingsbücher zu haben. Es ist aber auch albern, wie gut dieses Buch ist, wie rührend und verzeihlich und komisch. Gewidmet ist es übrigens einer Sophie. Hate her.

Richard Brautigan – The Tokyo Montana Express

Alles Poesie. Alles traurig. Alles schön.

Kurt Tucholsky – Rheinsberg

Das Buch, das mich beim Schreiben begleitet hat. Ein Paar fährt sehr verliebt nach Rheinsberg und kommt sehr verliebt zurück. Sonst passiert nichts. Alles ist leicht, manches lustig, vieles schön. Ich wusste von Anfang an, dass mein Roman keine klassische Dramaturgie verfolgen würden und war deshalb sehr panisch. Tucholsky hat mich beruhigt. Braucht man gar nicht, zeigte Rheinsberg mir, geht auch ohne.


Ronja von Rönne "Wir kommen" © Aufbau Verlag
Ronja von Rönne „Wir kommen“ © Aufbau Verlag

Inhalt: Ronja von Rönne „Wir kommen“, Aufbau Verlag

„In Noras Heimatdorf gehört es sich, den Nachbarn zu grüßen, den Rasen zu mähen und am Ende des Lebens zu sterben. Dass sich plötzlich ausgerechnet Maja, Noras beste Freundin aus Kindheitstagen, an diese althergebrachten Regeln hält und einfach stirbt, kann Nora nicht glauben. Für eine Beerdigung hat Nora ohnehin keine Zeit: Nachts wecken sie Panikattacken, sie muss sich um eine Schildkröte kümmern und ihre einst so progressive Beziehung zu viert droht auseinanderzubrechen. Und dann fährt auch noch ihr Therapeut in Urlaub. Bis zu seiner Rückkehr soll Nora ihre Tage in einem Tagebuch dokumentieren. Also berichtet sie, wie sie sich mit Karl, Leonie, Jonas und einem schweigenden Kind ans Meer flüchtet, um das Verschworene zwischen ihnen zu retten. Doch statt hoffnungsvoller Zukunft drängt sich immer mehr Noras Vergangenheit in den Vordergrund. Es muss doch etwas geben, denken die vier, das sie wieder zusammenzuschweißen vermag, ein großes Fest etwa. Oder ein Mord. „Wir kommen“ ist ein radikales Buch, rasend komisch in seiner Verzweiflung und poetisch in seiner Grausamkeit.“

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