Mit ihrer Frühjahr/Sommer-Kollektion 2022, die den Titel „reALTERation“ trägt, bleibt Designerin Rebekka Ruetz ihrem unverkennbaren Stil treu: Sie kombiniert nachhaltige Materialien, die ethischen Grundsätzen folgen, und kreiert daraus eine innovative, von der Natur des Zillertal geprägte Kollektion. Im Interview mit Blog.Bohème verrät die Designerin, was sie zu dieser Kollektion bewegt hat, welche Orte man im Zillertal gesehen haben muss und wie es um die Nachhaltigkeit in der Modebranche steht.
Deine Kollektion ist vom Zillertal, deiner Heimat, inspiriert. Was verbindest du mit diesem Ort und wie zeigt sich das in deinen Kollektionen?
Das Zillertal ist ein sehr inspirierender Ort für mich, der viel Ruhe ausstrahlt. Die bildgewaltigen Eindrücke, die ich vom Zillertal habe, zeigen sich in den eigens angefertigten Stoffdrucken wieder: Bilder eines kraftvollen Sonnenuntergangs über den Bergen mit der Ruhe von Baumrinden. Prints von ewig alten Steinen kombiniert mit der Vergänglichkeit der letzten Sonnenstrahlen im Laubwald. Und über alldem der leuchtend blaue Himmel, der stets als Inbegriff des Optimismus gilt.
In der Regel finden modische Strömungen in den Großstädten dieser Welt statt. Wo findest du Inspiration und muss man als kreativ arbeitender Mensch wirklich in Berlin, New York oder London leben?
Inspiration finde ich an vielen Orten: Kulturen, Landschaften, Bücher, Filme, Architektur … vor allem aber in der Natur. Da ich bereits in verschiedenen Großstädten wie London oder New Delhi gelebt habe, weiß ich aus Erfahrung, dass ich Großstädte nicht sehr inspirierend finde und es heutzutage auch nicht mehr notwendig ist, dort zu leben, um seine Kunden zu erreichen.
Deine Spring/Summer 2022 Kollektion überzeugt vor allem durch eine gewaltige Bildsprache, die angelehnt an die Natur des Zillertals ist. Wie entstehen deine Kollektionen und ist das Zillertal immer eine Inspirationsquelle für dich?
Das Zillertal hat mich bei meinen letzten Kollektionen sehr inspiriert, mal schauen, ob es mich noch ein weiteres mal fesseln kann. Wie bereits erwähnt, entstehen meine Kollektion aufgrund der unterschiedlichsten Dinge: eine romantische Landschaft, ein toller Krimi, ein Make Up, eine Zeile aus einem Song…Das lasse ich immer ganz entspannt auf mich zukommen.
Was würdest du Freunden empfehlen, die das Zillertal besuchen wollen? Welche Orte muss man unbedingt gesehen haben?
Das Zillertal bietet unzählige Möglichkeiten und es lohnt sich wirklich, hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Mich persönlich faszinieren die Berge sehr und die Seen im Zillertal. Zum Beispiel der Stillup Stausee.
Nachhaltigkeit, Upcycling und Slow Fashion sind wichtige Themen deiner Arbeit. Wie zeigt sich das in deiner Arbeitsweise und deinen Kollektionen?
Wir haben uns schon seit einigen Jahren der Slow Fashion verschrieben, das bedeutet, dass wir im Jahr „nur“ 2 Kollektionen raus bringen: Frühling/Sommer & Herbst/Winter im Vergleich zu Großkonzernen, die monatlich neue Kollektion raus bringen. Damit möchten wir die Wertigkeit eines Kleidungsstücks erhalten.
Alle Rebekka Ruétz Teile stammen aus heimischer Produktion. Die ersten Musterteile werden nur wenige Kilometer von unserem Standort entfernt von unserer Schneidermeisterin gefertigt. Die Serienproduktion erfolgt daraufhin in einer traditionsreichen Produktionsstätte in Deutschland. Zudem achten wir bei der Herstellung auf nachhaltige Materialien bzw. upcyclen wir auch sehr oft bereits vorhandene Materialien und versuchen den Produktionsprozess so umweltschonend wie möglich umzusetzen. Bei den von uns verwendeten Materialien achten wir vermehrt auf einige ökologische Grundsätze: Beispielsweise der Verzicht auf echtes Leder sowie der Verzicht auf echten Pelz und echte Seide.
Mein Motto: „Wenn ihr die Umwelt unterstützen wollt, kauft weniger, aber dafür nachhaltig. Tragt eure Kleidung länger, anstatt ständig Neues zu kaufen und kombiniert die Sachen einfach neu. Kauft euch Qualität, die lange hält, anstatt regelmäßig Billigware vom Großkonzern. Denn man bekommt, wofür man bezahlt.“
Hast du das Gefühl, das sich durch die Corona-Pandemie und dem Klimawandel die Modebranche ein Stück weit gebessert hat?
Die Corona-Pandemie hat sicherlich zu einem ersten Erwachen in der Modeindustrie beigetragen sowie auch die Fridays-for-Future Bewegung, allerdings bin ich noch skeptisch, was einen kompletten Umbruch in der Branche betrifft. Ich denke, dass hier weiterhin noch viel Arbeit vor uns liegt.
Du zeigst deine Kollektionen in Berlin und hast wahrscheinlich eine sehr internationale Kundschaft. Würdest du sagen, dass auch für die Menschen aus deiner Heimat „Shop Local“ ein Thema ist?
Zu Beginn der Corona-Pandemie war das Thema „Shop Local“ auch in meiner Heimat ein sehr wichtig. Aber auch hier hat sich das Interesse leider wieder etwas gelegt.
Seit 2011 präsentierst du deine Kollektionen. Wie sieht die Zukunft von Rebekka Ruétz aus?
Das ist eine gute Frage, die ich mir auch jeden Tag aufs neue stelle. Lassen wir uns doch gemeinsam überraschen, was die Zukunft noch alles bereit hält.
Fotoshooting: © Linda Leitner
Kommentare sind geschlossen.