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Hotels Österreich Travel 25. August 2023

Eingecheckt: The Amauris Vienna

Luxushotels werden immer mehr zur Massenware, Sterne und Service werden so gut es geht standardisiert. Das kürzlich eröffnete The Amauris Vienna in allerbester Wiener Ringstraßenlage am Kärntner Ring 8 versucht anders zu sein.

Aus dem ehemaligen The Ring wurde ein neu gestaltetes Luxus-Hotel mit 62 Zimmern inklusive 17 Suiten. Knapp zwei Jahre hat die Renovierung des Hotels gedauert. Die Sanierung und Neugestaltung wurde vom Wiener Architekturbüro Hoppe + Partner ZT GmbH und dem Zagreber Interior-Designer Nikola Arambašić begleitet. Der Name Amauris hat seine Herkunft von einer Schmetterlingsart, deren Farben – Schwarz und Weiß – sich überall im Design des Hotels widerspiegeln.

Ursprünglich wurde das Stadtpalais im Jahr 1860 von den Architekten Flattich und Schuhmann errichtet und liegt vis-à-vis der Wiener Staatsoper. Das Haus war einst das zweite prächtige Ringstraßenpalais der jüdischen Bankiersfamilie Ephrussi, ehe sie 1938 wegen des Zweiten Weltkriegs fliehen mussten.

Moderne trifft auf Geschichte 

85 Jahre später staunen die Gäste, die das Gebäude und das behutsam renovierte Luxushotel an dem Kärntner Ring 8 betreten, über die zahlreichen Repräsentanten des Wiener Jugendstils. Zum Beispiel der aufwendig aufgearbeitete historische Stuck, die sanierte Ringstraßenfassade, der historische schmiedeeiserne Aufzug und das herrschaftliche Treppenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Gekonnt wird das alles im gesamten Haus kombiniert mit Designklassikern und Möbeln der Moderne von Meridiani, Cassina sowie Roche Bobois.

Natürlich darf bei einem Haus dieser Größenordnung eine private Kunstsammlung nicht fehlen. In diesem Fall ein Teil der Kunstsammlung der neuen Eigentümerfamilie Breitenender, deren Vorliebe für Ölgemälde österreichischer Maler des 19. und 20. Jahrhunderts unschwer zu übersehen ist. Als wäre die Kunst nicht schon teuer genug, wurden im gesamten Hotel 160 Tonnen feinster italienischer Marmor auf 4.190 Quadratmetern verarbeitet. So sind sogar die Türen zu den 62 Zimmern und Suiten aus edlem Bianco Carrara Marmor hergestellt. Die Einrichtung der Suiten und Zimmer – wie nicht anders zu erwarten – ist ausgesprochen perfektionistisch und mit hochwertigen Materialien wie Holz und Marmor gestaltet.

Blöderweise ist vor allem der Marmor in den wunderschönen Bädern sehr empfindlich, der voraussetzt, dass das Housekeeping fast schon pedantisch die Zimmer, Bäder und Suiten reinigt. Das dürfte in Zukunft noch optimiert werden. Allgemein muss sich ehrlicherweise das Team und der Service des kürzlich eröffneten Luxushotels noch besser einspielen, um seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.

Jedoch lässt sich das wiederum dadurch verzeihen, dass ausnahmslos jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin ausgesprochen nett und zuvorkommend ist ohne dabei nicht authentisch zu wirken. Angefangen von der Rezeption über den Service im Bistro und der Bar, beim sehr guten À la Carte Frühstück sowie im erstaunlich guten Gourmetrestaurant Glasswing. Das Restaurant heißt nach einem Schmetterling, dem Greta Foto, der auf Englisch Glasswing genannt wird, weil er großteils durchsichtige Flügel hat.

Das Glasswing Restaurant 

Küchenchef des Glasswing, Alexandru Simon ist kein Unbekannter. Nach Stationen unter anderem im Victoria Jungfrau in Interlaken, im Schlosshotel Velden am Wörthersee, im Grand Hotel Bellevue in Gstaad sowie im Grand Hotel Wien und zuletzt im The Ring, kocht Simon ohne Kompromisse in Hinblick auf die hohe Qualität der verwendeten Zutaten. Sei es Salzburger Kaviar, Scampi aus dem dänischen Kattegat, Trüffel aus dem Périgord, Gillardeau-Austern sowie Gemüse von der Gemüsemanufaktur Bauer aus Niederösterreich. Simons Küche ist fokussiert, unaufgeregt und ohne Dogma und Agenda. Inspiriert fühlt er sich durch die Natur und die Jahreszeiten, wie er selbst sagt. Im Mittelpunkt: die besten Produkte, die er bekommen kann. Und das schmeckt der Gast, der zwischen À la carte oder einem 7-Gänge-Menü wählen kann.

Alkoholfrei und Alkohol 

Die Weinempfehlungen (die umfangreiche Weinkarte listet 350 Positionen), aber auch die alkoholfreien Alternativen wie ein knallroter, mit 20 verschiedenen Kräutern infusionierter Traubensaft aus dem Burgenland von Mike & Erich Andert sowie ein Cuvée aus Mostbirnen und wildem Holunder von Jörg Geiger sind mutig und bemerkenswert von Sommelier Max Populorum ausgewählt. Darüber hinaus gibt es eigene, durchaus spannende, aber auch klassische Cocktail- und Mocktail-Kreationen von Bar- und Bistromanager Maximilian Wölle. Beispielsweise der „Piment Colada“ aus Lyree’s Cane Spirit, Kokoswasser, geklärtem Ananassaft, Piment d’Espelette und Ginseng Extrakt. Oder alkoholfreier Sigfried Gin mit frischer Minze, Holunderblütensirup und frisch gepresster Zitrone.

Ein wenig Zeit wird es noch brauchen, bis sich das Team um Hoteldirektorin Nicole Zandt komplett gefunden und eingespielt hat. Doch bereits jetzt gehört das The Amauris zweifelsohne zu den besten Hoteladressen der österreichischen Hauptstadt.

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