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Feuilleton Musik Personal 23. Januar 2015

Das Hobos: Musik aus der ganzen Welt #3

Wer kennt es nicht: man sitzt in einem dieser tollen und hippen Cafés wo die Musik viel zu laut ist und man sich kaum mehr unterhalten kann. Entweder man verzichtet auf die Unterhaltung, sieht sich in die Augen, spielt immer mal wieder mit seinem Smartphone rum oder schreit sein Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches aufgrund der viel zu lauten Musik an. Ich meine, wer sitzt im Café schon nebeneinander? Natürlich:

Variante 1: entweder man ist unsterblich verliebt ineinander (dann verbringt man die gemeinsame Zeit aber in der Regel nicht im Café)

Variante 2: es gab keine andere Möglichkeit, als nebeneinander zu sitzen.

Nun gut oder:

Variante 3: Man hört der Musik zu. Denn hin und wieder kann es schon mal vorkommen, dass man in einem Café landet, dass nicht gerade die super hippe Playlist von Pitchfork oder die Musikempfehlungen des Musikexpress in Dauerschleife spielt. Musik, die noch so unbekannt ist, dass sie (noch) nicht von Shazam gefunden wird. So ging es mir vor einigen Monaten in einem Café in Klagenfurt (Kärnten, Österreich). Dort lief andauernd die gleiche Platte. Teilweise bin ich das Café nur gegangen, damit ich die Platte hören konnte. Der nette junge Mann hinter der Bar wusste auch nicht ganz sicher, wie der Interpret hieß. Oder wollte es mir nicht verraten. Am schönsten war es im Café für mich, wenn kaum jemand da war, was jedoch nur selten vorkam. Denn dann drehte der junge Mann hinter der Bar nochmal die Musik etwas lauter, bevor er mir eine Tasse Kaffee brachte, weil er ja wusste, dass ich nur wegen der Musik gekommen war.

Wochen vergingen. Mittlerweile weiß ich, welche Platte mein Shazam einfach nicht erkennen wollte: Nämlich die LP vonDas Hobos mit „This is the place“. Der Begriff „Hobos“ bezeichnete im frühen 20. Jahrhundert heimatlose Reisende. Sie nutzten Güterzüge, um durchs Land zu reisen und sich hier und da mit kleineren Tätigkeiten etwas Geld zu verdienen. Die Blütezeit der Hobo-Subkultur ist längst vergangen. Das „Gleiskörper-Ambiente“ inspiriert aber noch immer.

Die Formation „Das Hobos“ besteht aus Tom Simonetti (Schlagzeug & Elektronik), Leo Hopfinger (Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Produktion) und Frank Nägele (Gitarre). Nicht hier und da, sondern einmal im Jahr ziehen sich die drei Musiker für ein paar Tage ins Ostallgäu zurück, um dort in alten Bahnbarracken und zwischen Gleisstrecken wie Hobos zu leben und in One-Take- Sessions aufzunehmen, was auch immer aus den Sessions bei den Bahngleisen entsteht.

Das Hobos Blog Bohème

Am 5. September ist das neue Album „This Is The Place“ erschienen. Die Vinyl ist leider mittlerweile ausverkauft – aber vielleicht gibt es ja eine Nachpressung. Hoffentlich.

„Das Hobos“: die schönste Musik für mich aus Süddeutschland seit langem!

Und für meine Münchner Leser: am 28. Februar spielt „Das Hobos“ im Milla.  

 

 

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