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Europa Lifestyle Tschechien 1. Februar 2023

Ayurveda ohne Jetlag: Das Resort Svatá Kateřina

Rücklings liege ich auf einer Liege, mein Kopf ruht auf einem Nackenpolster. Meine Augen sind durch ein schützendes und angenehm riechendes Tuch bedeckt. Mein Therapeut lässt ganz langsam und gleichmäßig warmes Öl, das nach Kräutern und Hölzern riecht, über meine Stirn fließen. Entlang meines Haaransatzes fällt der feine, gleichmäßige Ölfaden von links nach rechts und von rechts nach links und links nach rechts nieder.

Ich fühle mich tief entspannt und gleite gedanklich nach hinten ab, eben dorthin, wo das Öl abfließt. Nichts mehr ist wichtig. Mir wird leicht schwindlig und ich fühle mich für einen Moment orientierungslos. Sechzig Minuten dauert der berühmte Stirnölguss Shirodhara. Mein Therapeut drückt zum Ende der Behandlung das überflüssige Öl aus meinen Haaren, lässt mich an einem Pulver aus verschiedenen Kräutern schnuppern, das meine Nase freimacht und welches er mir zuvor in meinen Scheitel einmassierte und schlingt ein Handtuch um meinen Kopf.

© Resort Svatá Kateřina

Sinto, so der Name meines indischen Therapeuten, empfiehlt mir, weitere sechzig Minuten zu ruhen und erst dann das restliche Öl von meiner Haut zu spülen. Ich stimme zu und bin begeistert und gleichzeitig etwas wehmütig, das dies vorerst die letzte Behandlung meines fünftägigen Aufenthalts im Ayurveda Pavillon des Resort Svatá Kateřina gewesen sein wird.

Der Kurort Svatá Kateřina

Der Ort dieser gelungenen Ayurveda-Behandlung liegt nicht etwa in Indien. Von dort stammt eben jene ganzheitliche Heilkunst, die als älteste der Menschheit gilt. Nein, Schauplatz der Handlung ist Svatá Kateřina, ein Kurort an der Grenze zwischen Böhmen und Mähren in Tschechien und das sich dort befindende Resort. Von Prag sind es eineinhalb Stunden mit dem Auto, von Wien sind es zweieinhalb und auch aus Berlin schafft man es unter sechs Stunden.

Authentisches Ayurveda in Europa

Während in der Mitte des 20. Jahrhunderts der Ort bereits als Kurort entdeckt wurde und dem tschechischen Gesundheitsministerium unterstellt war, hat sich Svatá Kateřina in den vergangenen Jahren immer mehr einen Namen für authentisches Ayurveda in Europa gemacht. Die Architektur des Resorts folgt keiner klaren Linie, vermutlich dem Bestandsschutz geschuldet. Es gibt eine barocke Kirche, einen Jugendstilpavillon sowie nüchterne Zweckarchitektur. Das Highlight aller Ayurveda-Gäste ist allerdings der preisgekrönte Ayurveda Pavillon des Prager Architekten Jakub Teigl, der von Hunderten roh behauener Granitpfeiler getragen wird.

© Resort Svatá Kateřina

Auch wenn das Resort an sich weitaus mehr bietet als „nur“ Ayurveda, ist unter den Gästen relativ offensichtlich, wer vor allem wegen der Verbesserung seiner Gesundheit in den alten Kurort am Ortsrand der Kleinstadt Počátky gereist ist. Ein rosa Bändchen am Handgelenk sowie eine Thermoskanne und manchmal eine Yogamatte im Schlepptau verrät, wer eine Ayurveda-Kur gebucht hat. Zum Essen gibt es ausschließlich warmes, das aus den Geschmacksrichtungen sauer, salzig, süß, scharf, bitter und herb besteht. Dazu heißes Wasser, vor und nach den Mahlzeiten sowie Kräutertee und Quellwasser. Es schmeckt ausgezeichnet, auch wenn ein Gemüsecurry zum Frühstück etwas ungewöhnlich sein mag.

Ausgiebige Anamnese 

Bevor die Ayurveda-Kur startet, wird der Gast einer ausgiebigen Anamnese unterzogen. Der Arzt untersucht zum Beispiel den Puls – mit drei Fingern, denn jeder Finger registriert wie ein Sensor einen anderen Wert: Die Wärme des Blutes, die Geschwindigkeit des Pulsschlags, sein Druck und sein Bewegungscharakter. Zudem wird die Zunge inspiziert, ebenso die Augen und dann spielt noch der Gesamteindruck der Körperhaltung eine Rolle. Dr. Venu Panicker, der in Indien Medizin studierte, gibt Entwarnung: Ich bin kerngesund, sollte aber darauf achten, vorwiegend warm zu essen, vor dem Frühstück zwei Gläser warmes Wasser auf nüchternen Magen zu trinken, regelmäßig meine Zunge mit einem Zungenschaber zu säubern und morgens Kokosöl zum Gurgeln zu verwenden. Ich stimme zu. Was bleibt mir auch anderes übrig, denke ich.

Ferner klärt mich Dr. Venu Panicker darüber auf, was Ayurveda, also die Wissenschaft vom Leben so besonders macht. Vor 5000 Jahren trafen sich Gelehrte aus der Mongolei, Sri Lanka, sogar Griechenland, zu einem ersten Treffen. Die Weisen meinen, dass Leider der Menschen aus vielen Ursachen entstehen: mangelnde spirituelle Kräfte, schlechtes Verhalten, negative Gedanken und Infektionen. Zudem fanden sie heraus, dass es psychische und physische Krankheiten gibt. Das alles ließe sich zurückführen auf drei Biosubstanzen: Vata – die Bewegung. Pitta – der Stoffwechsel im Körpergewebe, die Körperchemie und Kampha, die Körpergestalt, Muskeln, Haltung, Figur. Stehen diese in einem ausgeglichenen Verhältnis ist der Mensch gesund, sowohl körperlich als auch geistig. Sind sie schlecht ausbalanciert, liegt eine Krankheit vor oder eine Krankheit ist dabei sich zu entwickeln. „Bei ihnen ist alles in Ordnung, etwas mehr Meditation und bewusste Atmung würde mir nicht schaden“, so Dr. Venu Panicker weiter.

Mehr Ayurveda geht nicht

Es ist erstaunlich, wie schnell eine Ayurveda-Kur die eigenen Energiereserven auffüllt. Das Essen, die Ruhe, Bewegung, der Verzicht auf Alkohol. Und die zahlreichen Massagen, die Wunder wirken. Und wer der Meinung ist, dass Ayurveda nur in Sri Lanka und Indien authentisch zu erleben ist, wird möglicherweise Recht haben.

Doch alleine seine Energie nicht auf langen Fernflügen, mit Klimaveränderungen und Zeitumstellungen zu verplempern, dürfte genug Argument dafür sein, dass eine Reise in das Resort Svatá Kateřina eine sinnvolle Alternative zu Sri Lanka und Indien sein kann.

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem Resort Svatá Kateřina entstanden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider.

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