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Best Of Lifestyle Personal Travel 8. Februar 2023

Verzicht statt Genuss: Fasten als Genugtuung

Ursprünglich bin ich in den Schwarzwald gereist, um mehr über meine Gesundheit zu erfahren. Doch gefunden habe ich vielmehr.

Ein letztes Stück Kuchen sollte es schon sein, dachte ich, bevor ich mich vom Flughafen Basel in Richtung Elzach zum Basenfasten aufmachte. Jeder Biss schmeckte besonders intensiv, wirklich gut allerdings nicht. Zu süß, zu wenig nahrhaft. Möglicherweise wusste mein Körper vor meinem Bewusstsein, dass Fasten genau das ist, wonach er schon länger suchte.

Was soll Basenfasten bringen?

Ganz vereinfacht gesagt: Gemüse und Obst, jeden Tag so viel, bis man satt ist. Allerdings nach 14 Uhr nicht mehr. Begleitend trinkt man Kräutertees und Wasser. Alkohol und Kaffee sind tabu sowie Nahrungsmittel wie Fleisch, Wurst sowie Milch- und Getreideprodukte. Der Sinn: Der Körper wird durch Basenfasten von Grund auf entsäuert und entschlackt. Ein positiver Nebeneffekt ist für viele zudem der Gewichtsverlust. Die Verfechter dieser Fastenform sind der Meinung, dass Basenfasten einen günstigen Einfluss auf Krankheiten wie Osteoporose, Kopfschmerzen oder Haarausfall haben kann.

Wissenschaftliche Belege dafür gibt es keine. Auch die Annahme, dass gesunde Menschen durch ihre Ernährung übersäuern können, ist nicht bewiesen. Allerdings – und das ist das Wichtigste – ist (Basen)fasten zweifelsohne eine Wohltat für den Körper.

Aus dem Wenigen so viel wie möglich herausholen 

Mittlerweile im Hotel angekommen, freue ich mich auf das Abendessen. Während wir eine kleine Schale Topinambur-Suppe löffeln, bekommen die anderen Hausgäste üppig gefüllte Teller mit Pasta, Kalbstafelspitz und Tiramisu. Mir macht der Anblick nichts. Der Trick: Jeder Löffel wird bewusst und achtsam geschlürft. Es gilt, aus dem Wenigen so viel wie möglich herauszuholen, denke ich weiter.

Unser Hauptgang: Eine überschaubare Portion geschmorte Pastinake mit Babyspinat und Rote Beete. Es schmeckt himmlisch. Vor allem vielleicht deswegen, weil ich weiß, dass das alles ist, was ich heute noch essen werde. Hungrig bin ich zwar immer noch, aber verzichte auf einen Nachschlag. „Allzu dogmatisch geht es bei uns im Hotel nicht zu“, lässt mich Frau Iris Schmid, Gastgeberin im ElzLand Hotel Pfauen wissen. „Alle Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen, ob basenfastend oder nicht.“  

© Roland Krieg

Mein Magen knurrt und ich versuche meinen Hunger mit Tee wegzutrinken. Klappt leider nur mäßig. Da hilft nur noch Schlaf. In der Nacht träume ich so intensiv wie schon lange nicht mehr.

Die vergangenen drei Jahre waren ziemlich anstrengend: Corona, die ersten zwei Jahre nach der Geburt meines Sohnes, viel Stress, Arbeit, Existenzängste, der überraschende und viel zu frühe Tod eines guten Freundes. Und auch das ein oder andere Kilo zu viel auf der Waage. Schon länger wollte ich einfach mal für ein paar Tage abgeschottet von der Welt sein, nichts sehen und nichts hören. Der Ort Oberprechtal mitten im Schwarzwald und nordöstlich von Freiburg mit seinen etwas mehr als 900 Einwohnern und das Basenfasten hat sich zufällig dann so ergeben.

ElzLand Hotel Pfauen © Roland Krieg

Wieso überhaupt Fasten?

Ein Freund fragte mich vor Abreise noch, wieso ich denn Fasten wolle? Und ob ich mich nicht vor einem möglichen Nervenzusammenbruch, Erbrechen, Schwindel und heftigen Migräneanfällen fürchten würde? Ich verneinte. Im schlimmsten Fall, wird schon ein Arzt vor Ort sein, dachte ich.

Anstatt zu verhungern, passierte allerdings etwas ganz anderes: Meine geistige und körperliche Leistungsfähigkeit nahm bereits nach kurzer Zeit des Fastens zu. Bereits am sehr frühen Morgen saß ich in meinem Bett und hatte soviel Energie wie schon lange nicht mehr. Wissenschaftlich lässt sich das damit begründen, dass beim Fasten der Körper jede Menge Botenstoffe ausschüttet, die die Stimmung stimulieren: Endorphine, Dopamin, Serotonin. Auch die Neuverschaltung der Nervenzellen wird angeregt.

Dr. med. Bernhard Dickreiter, der vor allem für seine „Zellbiologische Regulationstherapie“ bekannt ist, ist davon überzeugt, dass das Fasten so etwas wie die Königsdisziplin alternativer Heilverfahren ist. Sei es in Form von Heilfasten oder der milderen Form des Basenfastens. Zudem wirkt sich die Zurückhaltung beim Essen auch auf das Immunsystem vorteilhaft aus: Untersuchungen zeigen, dass eine um 20 bis 30 Prozent gezügelte Kalorienzufuhr die Menge bestimmter Entzündungsmarker im Blut reduziert.

Nun las ich kürzlich, dass Fastenhotels die stillen Vertreter eines immer stärker boomenden Verzichtstourismus seien. Wer sich heutzutage wirklich etwas gönnen will, der gönnt sich möglichst wenig. Oder wie heißt es in Herman Hesses „Siddharta“ so treffend: „Ich kann denken. Ich kann warten. Ich kann fasten.“ 

Wie fühlt man sich?

Nach ein paar Tagen Basenfasten ist man natürlich kein anderer Mensch. Das wäre ein ziemlicher Blödsinn, das nur ansatzweise zu glauben. Auch gesünder ist man wahrscheinlich nur bedingt. Dafür braucht es schon etwas mehr. Aber man fühlt sich deutlich besser, als man ankommt. Und das ist schon ziemlich viel, findet auch Sabine Wacker, die vor über 25 Jahren die Basenfastenkur begründete. Auch ihr geht es um keinen Dogmatismus. „Genuss sollte im Leben nicht zu kurz kommen, aber wir essen einfach alle viel zu viel. Zumindest die meisten von uns. Da hilft Fasten einfach sehr gut, um sich mal wieder zu erden.“   

Wer Fasten nicht als Verzicht sieht, sondern als Chance, wird auch verstehen, warum diese Art des Urlaubs so erholsam sein kann. Und man lernt seinen Fokus auf das zu lenken, was da ist und nicht auf das, was fehlt. Eine ziemliche Genugtuung in einer Zeit, in der für viele Menschen alles immer und überall verfügbar ist.

© Roland Krieg

Hier kann man beispielsweise ausgezeichnet Basenfasten

ElzLand Hotel Pfauen

Rosenalp Gesundheitsresort & Spa 

Insel der Sinne – Hotel – Restaurant – Spa

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem ElzLand Hotel Pfauen entstanden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider. 

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