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Personal 29. November 2018

1 Tag, 1000 Worte #5

Die vergangenen Tage waren so aufregend, dass, immer wenn ich meinen Laptop aufgeklappt habe, um mich meiner Schreibroutine zu widmen, irgendwas irgendwo passierte, wo ich natürlich nicht fehlen durfte.

Zum Beispiel lud mich der „Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux“ zum Weihnachtsessen ein, was so viel bedeutet, dass ich an einem Abend mal kreuz und quer jegliche Weine aus Bordeaux verkosten durfte, die in Summe vermutlich teurer waren als meine Miete zu Studienzeiten in einem WG-Zimmer, welches jedoch nicht größer als eine Abstellkammer war.

Auch die Dekoration war so schön, dass ich mir sofort wünschte, dass morgen Weihnachten wäre, obwohl ich eigentlich Weihnachten nicht mag. Und das Essen: Als Vorspeise gab es Hamachi, also Gelbschwanzmakrele mit Sojaponzu, Avocado, Sternanis und Togarashi. Was sich exotisch anhört, ist so in manchen Kreisen, wie ich an diesem Abend gelernt habe, mindestens genauso üblich als Vorspeise wie eine stinknormale Gemüsebrühe.

Geschmeckt hat es übrigens so gut, dass ich mir sofort das Rezept besorgt habe, weil Gemüsebrühe doch irgendwie stinklangweilig ist. Als Hauptgang gab es Entenbrust: ehrlich gesagt nicht mein Ding, aber mit einem kräftigen Schluck Château Pierrail Bordeaux erste Klasse. Der Nachtisch war gut, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern, denn es war schon spät, als er mit einer riesigen Käseplatte gereicht wurde.

Tags darauf lud mich die „Systemgastronomie-Kette“ L´Osteria  – was für ein schreckliches Wort – zur Eröffnung ihrer 100 Filiale unweit der Mercedes Benz Arena ein. Selbstverständlich durfte ich auch hier nicht fehlen, gerade weil Pizza im Gegensatz zu Gemüsebrühe immer geht. Nachdem die Geschäftsführung und all jene, die für den Erfolg von „L´Osteria“ verantwortlich sind, auf der Bühne standen, Konfettikanonen gezündet wurden und Andreas Bourani – nicht live sondern von Band – das Restaurant für einen kurzen Moment in eine Fußballarena verwandelte, gab es auch endlich Pizza.

Da aber Freunde von mir aus Kopenhagen und Melbourne zu Besuch sind, musste ich schon wieder relativ früh los, denn das DJ-Duo Bicep spielte an diesem Abend in Berlin, wo ich unbedingt hinmusste, weil deren Platte zu dem besten gehört, was elektronische Musik aktuell bietet. Blöderweise spielten die Beiden erst nach Mitternacht, was bei vielen Gästen zu Unmut führte, während ich mir die Frage stellte, wie es eigentlich überhaupt funktionieren soll, dass eine Party vor Mitternacht gut ist?

Heute Abend eröffnet das neue Restaurant Simsim in Berlin, das noch so neu ist, dass noch niemand schamlose Google Rezensionen über den Laden geschrieben hat, obwohl vermutlich schon in wenigen Wochen wieder jeder dort sein will. Auch eine Webseite konnte ich auf die Schnelle nicht finden, doch einen Instagram Account. Auch ich wüsste davon nicht, wenn mir nicht ein Freund davon erzählt hätte, der immer sofort weiß, wenn irgendwo irgendwas neues aufmacht.

Die Küche im Simsim ist geprägt von Levante, also jener historisch geografischen Bezeichnung für die Länder am östlichen Mittelmeer, die östlich von Italien liegen. Nämlich Israel, Libanon, Jordanien, Syrien und Irak. Was für eine Mischung. Das kann nur gut werden.

Vor ein paar Monaten habe ich in Reykjavík Athanasios Tommy Kargatzidis kennengelernt, der temporär dort im Rahmen eines Food-Festivals im Restaurant Sumac gekocht hat und eigentlich in Beirut das Baron betreibt, was wiederum wie das Sumac in Island zu den besten Adressen im Libanon gehört. Mich würde es nicht wundern, dass das Simsim bald zu den interessantesten Adressen Berlins gehört.

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