Die finnische Fotografin Sandra Kantanen präsentiert in ihrem neuen Band More Landscapes Fotografien von Landschaften, die sie mittels digitaler Verwischungen und Überzeichnungen verändert. Dadurch entstehen traumartige Szenen, in denen die Beziehung zwischen dem Foto und der physischen Realität vor dem Objektiv ins Wanken zu geraten beginnt.
Inspiriert von der chinesischen Landschaftsmalerei bearbeitet Sandra Kantanen (*1974 in Helsinki) ihre Fotografien digital nach und lässt traumartige Tableaus entstehen – zart getupfte, teils verwischte Ansichten von Wäldern, kargen Ästen, Blumenwiesen oder Seen. Sie sind ästhetische Ausflüge in eine Welt der Illusion, ein Changieren zwischen Malerei und Fotografie: Die an Pinselstriche erinnernden Bereiche simulieren die Präsenz eines Malers, während die wie Farbflecken wirkenden Markierungen wiederum an die mechanische Arbeit einer Druckmaschine erinnern.
Die Fotografien, die als Grundlage der Bilder dienen, wurden in einem Waldstück im Süden
Finnlands aufgenommen, in dem während des Zweiten Weltkriegs Landminen verlegt wurden. Als
Reminiszenz an die Geschichte dieses Ortes wirft Kantanen kleine farbige Rauchbomben in die Szenerien, bevor sie fotografiert. Durch die anschließende Bearbeitung der Motive mit dem
digitalen Pinsel entstehen verschiedene Ebenen, die sich dem Betrachter erst beim näheren
Hinsehen entschlüsseln. Die Bilder entwickeln eine tiefere Dimension, indem sie einerseits auf die
historischen Ereignisse verweisen, andererseits aber auch Fragen nach dem Repräsentationsvermögen der Fotografie aufwerfen und den Blick auf die Bildhaftigkeit an sich lenken.
Sandra Kantanen, eine Absolventin der University of Art and Design Helsinki, sieht sich selbst in der Tradition des finnischen Fotografen Timo Kelaranta. Die Betrachtung einer Arbeit Kelarantas, in der dieser die Fotografie durch die Bearbeitung der Negative auf ihre Materialität zurückführt, beschreibt sie als Schlüsselmoment für ihr künstlerisches Schaffen: „Es war für mich eine Offenbarung diese Werke zu sehen, in denen das Medium selbst sichtbar gemacht wurde. Das freiliegende schwarze Loch schien sowohl die Frage als auch die Antwort zu enthalten, nach der ich in der Fotografie gesucht hatte. Ich denke, dass diese Arbeiten in gewisser Weise die Parameter für meinen Weg durch die Fotografie bestimmen.“
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