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Lifestyle Personal Ressourcen 16. August 2022

Neun Stärken gegen die Krise: So kommst du gut durch schwere Zeiten

Auch in schwierigen Zeiten ist es möglich, glücklich und erfüllt zu leben. Davon ist Coach und Buchautor Attila Albert („9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen”) überzeugt. „Jede Krise ist zunächst eine ungeheure Herausforderung, langfristig aber die Chance, es besser zu machen.” Er hat neun Stärken identifiziert, die helfen, leichter mit Ungerechtigkeiten, Enttäuschungen und Verlusten umzugehen.

1. Stärke: Liebevoll sein, wenn andere nerven

Schon in guten Zeiten ist es nicht immer einfach, liebevoll mit anderen umzugehen. Selbst der beste Partner nervt manchmal, auch die liebsten Kollegen und Freunde sind gelegentlich anstrengend. Die besondere Herausforderung in Krisen: Sind wir selbst angespannt, erscheinen uns die anderen mit ihren Schwächen noch als zusätzliche Belastung. Bald reagieren wir unbewusst abweisend und grob, um sie ein wenig auf Abstand zu bringen.

Der Ausweg: Versuche zu sehen, dass der andere ebenso bedürftig ist wie du. Er hat seine eigenen Ängste und Sorgen und versucht sein Bestes, was aber nicht immer gelingt. Was du damit stärkst: Liebe. Nicht als Gefühl, das von der Situation und dem Verhalten des anderen abhängt. Sondern als bewusste Zuneigung, die sich praktisch ausdrückt, etwa durch ein paar nette Worte, ein aufmunterndes Lächeln oder etwas Hilfe im Alltag.

2. Stärke: Sich freuen, wenn vieles fehlt

Wenn einen nur die alltäglichen Sorgen belasten, etwa Stress mit dem Chef, kann man sich meistens auf einen Ausgleich freuen. Einen Abend in einer Bar, eine neue Netflix-Serie, den nächsten Urlaub. Die besondere Herausforderung in Krisen: Vieles ist eingeschränkt oder unmöglich, z. B. wegen reduzierter Kapazitäten, Zutritts- oder Reisebeschränkungen, weniger Geld. Der Erholungseffekt entfällt, die ständigen Enttäuschungen frustrieren.

Der Ausweg: Erinner dich wieder an deine jungen Jahre, als es so wenig brauchte, um sich zu amüsieren und Spaß zu haben. Wer wieder mehr improvisiert, holt sich dieses leichte Lebensgefühl zurück. Was du damit stärken kannst: Freude. Sie hängt weniger von den Umständen ab, als es scheint. Reicht es finanziell zum Beispiel gerade nicht für einen Restaurantbesuch, tut’s auch ein lustiges Picknick im Park oder gemeinsames Kochen.

3. Stärke: Schlichten, wenn andere hetzen

Konflikte gehören zur menschlichen Natur (z. B. wegen des Kampfes um begrenzte Ressourcen), so sehr man es sich auch anders wünschen würde. Für manche sind sie zudem der Weg, sich Einfluss und Einkommen zu sichern (z. B. populistische Politiker, Aktivisten, soziale Medien). Die besondere Herausforderung in Krisen: In Zeiten der Unsicherheit, von Ängsten und Sorgen lässt man sich noch leichter davon anstecken.

Der Ausweg: Erkenne bei dir und anderen, wenn Wut, Zorn oder Hass plötzlich als gerechte, angemessene Reaktionen erscheinen. Atme durch, überlege in Ruhe und versuchen dann zu schlichten – durch einen respektvollen Ton, Kompromisse, Vergebung. Was du damit stärkst: Frieden. Nicht als Forderung an andere (z. B. Politiker, Medien) für ferne Konflikte, sondern als Lebensstil in deinem eigenen Einflussbereich.

4. Stärke: Geduld, wenn du ausrasten könntest

Läuft alles gut, ist man entspannt und recht bereit, anderen ihre Schwächen und Fehler nachzusehen. Insbesondere denen, deren Fähigkeiten aus verschiedensten Gründen eingeschränkt sind (z. B. Kinder, Alte, Kranke). Die besondere Herausforderung in Krisen: Die Zahl der Bedürftigen wächst, damit die Belastung für die, die schon so mehr leisten müssen. Bald fühlt sich selbst der Stärkste überlastet und reagiert abwehrend.

Der Ausweg: Erkenne an, dass du anderen bereits sehr hilfst, wenn du deren Schwächen und Fehler hinnimmst, ohne ständig darauf hinzuweisen. Was du damit stärkst: Geduld. Du bist in diesen Phasen für schwächere Menschen ein wichtiger Begleiter. Ebenso wird es auch Zeiten geben, in denen du umgekehrt auf die Geduld anderer angewiesen bist.

5. Stärke: Freundlichkeit, auch wenn es nicht passt

Theoretisch ist man immer dafür, zu anderen freundlich zu sein. Praktisch kommen ständig Verpflichtungen (Termine, Aufgaben) und eigene Interessen dazwischen. Oft scheint dann schon ein kurzes Gespräch nur unnötig aufzuhalten. Die besondere Herausforderung in Krisen: Die Anspannung ist größer. Es ist mehr zu tun, gleichzeitig sind die Möglichkeiten begrenzter. Da will man sich noch weniger von Umständlichkeiten bremsen lassen.

Der Ausweg: Achte darauf, dass dein Leben nie zur endlosen Aufgabenliste verkommt. Denn damit verliert es seinen Sinn: Gute Beziehungen zu anderen, die es erst reich und lohnend machen. Was du damit stärkst: Freundlichkeit. Durch Mindeststandards im Umgang („Bitte”, „Danke”, „Wie geht es dir?”), vor allem aber durch das, wofür sie stehen: Respekt für und Interesse an anderen, auch wenn du gerade viel zu tun hast.

6. Stärke: Nachsicht, obwohl viel zu kritisieren wäre

Die Verfehlungen der anderen sieht man immer leichter und bildet sich gern ein, es selbst besser gewusst und gekonnt zu haben. Die eigenen Fehler scheinen dagegen fast komplett vernachlässigbar. Die besondere Herausforderung in Krisen: Alle machen mehr Fehler. Schwierige Zeiten erfordern schnelle, weitreichende Entscheidungen, obwohl vieles völlig unklar ist. Mit Kritik reagieren wir die eigene Unsicherheit und Unzufriedenheit ab.

Der Ausweg: Gehe davon aus, dass die anderen gute Absichten haben, auch wenn du deren Ziele und Methoden nicht teilst. Überlege zudem, ob du es wirklich besser könntest. Übe also eine gewisse Demut vor denen, die es zumindest versuchen, auch wenn dich das Ergebnis bisher nicht begeistert. Was du damit stärkst: Güte. Also einen milden, freundlichen Blick auf andere, der von Wohlwollen und Nachsicht geprägt ist.

7. Stärke: Bleiben, obwohl du fortrennen könntest

Als in den vergangenen zweieinhalb Jahren viele Paare und ganze Familien gezwungen waren, mehr Zeit als sonst gemeinsam zu verbringen, hörte man von manchem Krach und Trennungen. Auch viele Freunde entzweiten sich im Streit, etwa zu politischen Fragen. Die besondere Herausforderung in Krisen: Das Zusammenleben ist schwieriger, mehr Probleme sind zu bewältigen. Eine Trennung erscheint da wie ein Befreiungsschlag.

Der Ausweg: Denke langfristig, entscheiden dich nicht aus einer Verärgerung heraus. Die gemeinsam durchgestandene schwierige Zeit wird beide wachsen lassen und auch verbinden. Was du damit stärkst: Treue. Du akzeptierst die Schwäche aller Beteiligten, deine eingeschlossen. Erkenne an, dass auch eine nicht perfekte Beziehung, Freundschaft oder Zusammenarbeit ihren Wert hat und gar nicht so leicht zu ersetzen wäre.

8. Stärke: Gelassenheit, wenn du ausrasten könntest

Menschen haben die unterschiedlichsten Temperamente, reagieren ganz individuell auf frustrierende Erlebnisse und Schwierigkeiten. Die besondere Herausforderung in Krisen: Allen geht es schlechter, wenn auch auf verschiedene Weise. Bei manchen ist das Geld knapp oder der Job in Gefahr. Andere ärgern sich über die Politik, die aus ihrer Sicht falsch entscheidet, oder bangen um ihre Firma. All das verleitet dazu, auszurasten.

Der Ausweg: Suche dir positive Wege, um deine Aggressivität abzubauen. Das können Spaziergänge oder Sport sein, Meditation und Gebet, kreative Arbeit (z. B. über deine Sorgen schreiben, sie bildlich darstellen). Was du damit stärkst: Sanftmut. Du verleugnest oder verdrängst die negativen Kräfte in sich nicht, sondern lenkst sie um. Damit reduzierst du jähzorniges, aufbrausendes Verhalten und bist bald auch unter Stress gelassener.

9. Stärke: Sich beherrschen, wenn es schwerfällt

Wer unter Druck steht, hat seine Wege, damit umzugehen. Manche davon sind nicht positiv (z. B. Aggressivität, Gewalt, Alkohol oder Drogen, sexuelle Eskapaden). Die besondere Herausforderung in Krisen: Sie werden stärker und unnachgiebiger gefordert, als du es bisher gewohnt warst. Dabei entdecken du an dir – und anderen – Charakterzüge und Verhaltensweisen, die dir gar nicht gefallen oder dich sogar erschrecken.

Der Ausweg: Sehe die Krise als Stresstest, der Ihre Schwachstellen offenlegt. Das ist unangenehm, bringt dich aber weiter. Du kennst danach deine Stärken, weißt aber auch, wo du besser werden kannst. Was du damit stärkst: Selbstbeherrschung. Du kennst deine Fehler und Versäumnisse und bist dir darüber klar, dass du selbst noch viel dazulernen kannst. Da bleibt gar nicht mehr viel Zeit und Kraft, um sich an anderen abzuarbeiten.

Diese neun Stärken gehören übrigens zum ewigen Menschheitswissen, finden sich schon im biblischen Buch Galater (Kapitel 5, Verse 19 bis 22). Albert: „Die aktuellen Herausforderungen – Epidemien, Klimawandel, Kriege, soziale Umbrüche – haben die Menschheit immer begleitet, wenn auch unterschiedlich stark. Oft ist der persönliche Einfluss darauf nur sehr begrenzt. Aber jeder kann daran wachsen, besser werden.”

Mehr im Buch: „9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen” (224 S., 18 Euro) von Attila Albert, erschienen bei bene! Österreich. 

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