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Feuilleton Literatur 19. September 2019

Literarisches Sixpack mit Paulina Tsvetanova

Erfolgreiche Unternehmerin, Mutmacherin, Galeristin, Modedesignerin sowie Autorin. Paulina Tsvetanova, die in Berlin-Mitte den Concept Store Paulina´s Friends betreibt ist ein wahres Multitalent. Während ich diese Zeilen tippe, sitzt Paulina gerade auf einer Bühne in Nepal, um auf dem „The International Women Entrepreneurs Summit“ zu sprechen. Uns hat sie ihre sechs Lieblingsbücher für eine neue Folge „Literarisches Sixpack“ verraten. Here we go.

1.) Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz

3 Jahre lang habe ich eine virtuell-platonische Beziehung zu einem Mann geführt, den ich nie kennenlernen durfte. Bis heute weiß ich nicht, ob er jemals existiert hat, oder ob das nicht ein geschicktes Schauspiel meiner damaligen Freundin war, die in mich verliebt war und sich für ihn angeblich ausgab. Eine große Projektion von nicht ausgelebten Sehnsüchten. Eine davon war die Liebe des Kleinen Prinzen zu seiner Rose.

2.) Ilija Trojanow: Die Welt ist groß und Rettung lauert überall

„Das Schicksal ist der Würfel, den du in Händen hältst, und das Leben ist ein Spiel auf dem Grat zwischen Glück und Geschick.“ Erinnert mich an meine Flucht aus dem postkommunistischen Bulgarien. Aber auch die Flucht von meiner Familie. In die vermeintliche Zivilisation. Heimatverlust. Nach so vielen Umzügen stellt man die eigene Identität noch mehr in Frage. Die Rettung lauert dort, wo man die Suche nach Heimat und Familie endgültig aufgibt und aus dem inneren Exil rausgeht. Go Beyond.

3.) Elly Beinhorn: Alleinflug

Ich bewundere diese mutige Frau, die in den 20ern mit einer Propellermaschine allein ein mal um die Welt geflogen ist. Das Buch kam mir in die Hände, als ich mit Flugangst gekämpft habe. Bis ich begriffen habe, dass die Angst meine größte Freundin ist, denn sie macht mich kreativ. Wenn ich auf einem meiner Flüge wieder Flugangst bekomme, spreche ich meine Sitznachbarn darauf an. Ich zeige mich verletzbar und ohnmächtig vor Unbekannten. Daraus sind bisher so zauberhafte Begegnungen entstanden. Go beyond fear!

4.) Adi Seth Cohen: Advanced Style. Liebe kennt kein Alter

Mode ist ein Mittel zur Selbstinszenierung, aber auch zur Persönlichkeitsentfaltung. Diese Porträts von Adi, den ich persönlich kennenlernen durfte, zeigen Menschen, die sich trauen, schrill, stylisch, ausgelassen, exzentrisch, verrückt zu sein. Das Leben ist eben ein Zirkus. Was Paare zusammenhält, ist aber selten die Mode, sondern die Entscheidung auch in schlechten Zeiten zueinander zu stehen. Irgendwann hoffe ich, dass Deutschland eine Revolution mit älteren Menschen erleben wird, die sich trauen, so frei zu sein, wie im Advanced Style. Ich rede nicht nur von den Schönen, Reichen und Gebildeten, sondern auch von der Oma aus Marzahn, die Grundsicherung im Alter bekommt. Diese Menschen müssen auch gewürdigt werden. Sonst bleibt es bei der New Yorker Salon-Schickeria.

5.) Viktor E. Frankl: Der Mensch auf der Suche nach Sinn

Endlich mal ein menschlicher Psychoanalytiker. Diese unstillbare Suche nach Sinn, selbst oder gerade in den einschneidenden, existenziellsten, hoffnungslosesten Situationen. Frankls Zeit im KZ habe ich in meinem 9 Jahre andauernden Kampf mit der Magersucht ähnlich erlebt. Man kann alles verlieren, aber eins kann Dir keiner wegnehmen: Deine Freiheit, sich für Deinen Weg zu entscheiden, immer wieder neu. Die menschliche Würde ist unantastbar.

6.) Christiane zu Salm: Dieser Mensch war ich. Nachrufe auf das eigene Leben

Interviews mit Menschen am Sterbebett. Das Buch, das mich auf die Idee brachte, irgendwann mal selbst Sterbebegleitung zu machen. Nun ist es, 2 Jahre später, soweit! Es sind oft die einfachsten Geschichten der einfachsten Menschen, die so zutiefst berühren und nicht die Stories der Medienstars. Wo kann man sonst so viel Demut im Alltag erleben? Der Tod ist der Anfang des Lebens. Umarme Dein Leben in allen seinen Facetten!

Mehr über Paulina gibt es hier nachzulesen. 

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