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Feuilleton Literatur 24. März 2021

Literarisches Sixpack mit Katharina Hoeftmann Ciobotaru

Katharina Höftmann Ciobotaru wurde 1984 in Rostock geboren. Sie studierte Psychologie und deutsch-jüdische Geschichte in Berlin, arbeitet als freie Journalistin und hat bereits mehrere Kriminalromane und Sachbücher veröffentlicht, darunter „Guten Morgen, Tel Aviv!“. Im März diesen Jahres ist ihr erster literarischer Roman „Alef“ erschienen, der eine deutsch-israelische Familiengeschichte erzählt. Uns hat Katharina ihre sechs Lieblingsbücher für eine neue Folge „Literarisches Sixpack“ verraten. Here you go!

Ayelet Gundar-Goshen: Eine Nacht, Markowitz

Ein Buch über die Geschichte Israels, ein Buch über menschliche Abgründe, ein Buch über das Gute und Böse in uns. Wunderbar poetisch geschrieben, mit so viel Humor und Traurigkeit gleichzeitig. Man lacht laut aus, dann hält man den Atem an, dann weint man. Ein Buch das ich eingeatmet habe.

Nayyirah Waheed: Salt

Oh was für Gedichte. Nayyirah Waheed dichtet mit so viel Schmerz, Kraft und Klugheit über das Frausein, das Menschsein, die Liebe und Rassismus. Ihr Gedicht „I am a child of three countries. the water. the heat. the words.“ habe ich sogar meinem Roman Alef vorangestellt.

Angelika Schrobsdorff: Du bist nicht so wie andre Mütter

Nichts ist so schmerzhaft wie die deutsch-jüdische Geschichte. Angelika Schrobsdorff erzählt sie durch die Augen ihrer Mutter Else Kirschner, die aber nicht nur Jüdin in Nazi-Deutschland, sondern vor allem eine unfassbar moderne, starke, eigenwillige Frau war. Else hangelt sich durch Liebschaften und das Muttersein in so unkonventioneller, moderner Weise, das man kaum glauben kann, dass sie nicht in unserer Zeit lebte.

Chimamanda Ngozi Adichie: Blauer Hibiskus

Ich habe bisher jedes von Adichies Büchern geliebt, weil sie mich immer in eine völlig andere Welt entführen. Adichie beherrscht die seltene Kunst, nicht nur wahnsinnig dichte, kluge Geschichten zu erzählen, sondern dies auch noch in sprachlich vollendeter Form zu tun.

Yasmina Reza: Glücklich die Glücklichen

Niemand kann Dialoge so hervorragend schreiben wie Yasmina Reza. Ihre Kurzgeschichten sind so nah am Leben, an den Gefühlen und den Menschen, dass ich als Schriftstellerin vor Bewunderung beim Lesen dahinschmelze. Soviele Sätze wie bei Reza notiere ich mir bei kaum einer anderen Schriftstellerin.

Elif Shafak: Ehre

Fragen der Identität und Kultur beschäftigen mich persönlich sehr. Ich bin selbst zum Judentum übergetreten und habe somit eine Religion angenommen, die eher traditionell ausgerichtet ist. In „Ehre“ geht es zwar um den Islam, aber wie Shafak die Zerrissenheit zwischen den Welten beschreibt, hat bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen. Vor allem die Teile, die in dem kleinen kurdischen Dorf spielen, sind unfassbar gut und berührend geschrieben.

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