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Feuilleton Fotografie 15. Januar 2021

Bass statt Hass: Neuer Bildband zeigt das bunte Treiben auf der Berliner Loveparade

Von Dr. Motte bis WestBam, vom Kurfürstendamm bis zur Siegessäule: Fotograf Daniel Biskup zeigt in seinem neuen Bildband „Loveparade“ bisher nie veröffentlichte Fotografien der
gleichnamigen legendären Berliner Technoparade.

Schrill. Bunt. Verrückt. Auf die Loveparade in Berlin trifft so manches Adjektiv zu. Das Spektakel war für Außenstehende wahrscheinlich schwer greifbar. Viel nackte Haut, laute dröhnende Musik, Party-Wägen voller tanzender Menschen. Was sich dort abspielte, faszinierte damals – und es fasziniert heute noch. Denn die Polizei war zwar vor Ort, eingreifen musste sie aber selten. Im Gegenteil: Der ein oder andere Polizist tanzte gleich mit. Diese besondere Zeit hat Fotograf Daniel Biskup dokumentiert. Mal in Schwarz-Weiß, mal in aller Farbpracht, vermittelt der neue Bildband „Loveparade“ ein Lebensgefühl, geprägt von Liebe und Toleranz.

© Daniel Biskup / BOEHMEDIA

Fotograf Daniel Biskup war hautnah dabei

Schon in jungen Jahren fotografiert Daniel Biskup (*1962) das Zeitgeschehen in seinem Umfeld, zunächst rein aus persönlichem Interesse, später beruflich. Vor allem die Wendejahre prägen den in Bonn geborenen Biskup und seinen Werdegang als Fotograf. Später wird der daraus resultierende Bildband ein großer Erfolg. Er hat zudem Politiker und Prominente weltweit vor der Linse, darunter Helmut Kohl, den er seit 1998 als Fotograf zum Teil exklusiv begleitet hat.

Außerdem porträtierte er Barack Obama, Vladimir Putin oder etwa Karl Lagerfeld. Da verwundert es nicht, dass sich auch im neuen Bildband viele Porträts der Loveparade-Gänger wiederfinden. Nahaufnahmen von Feierwütigen mit verrückten Kostümen, mit bemalten Oberkörpern und Gesichtern und den ein oder anderen nackten Tatsachen sind auf mehr als 230 Seiten gebannt. Über Jahre hinweg begleitete der Fotograf Biskup die weltbekannte Technoparade „Loveparade“ in Berlin bis zu ihren Höhepunkten mit mehr als einer Million Feiernden, die sich um die Siegessäule versammelten.

© Daniel Biskup / BOEHMEDIA

Friede, Freiheit und Kommerz

Während die mehr als 200 Fotografien in dem Bildband vor allem den Frieden und die Freiheit der Feiernden zeigen, verschließt Biskup dennoch nicht den Blick vor der immer stärker werdenden Konsum-Orientierung der Veranstaltungen. Sponsoren, Werbung und Medialisierung nahmen bei der Loveparade von Jahr zu Jahr einen immer größeren Stellenwert ein. Bis die Veranstaltung 2001 ihren Demonstrationsstatus verliert. Daniel Biskup hält solange mit der Kamera die Ereignisse fest, bis die Veranstaltung 2006 schließlich als rein kommerzielle Großveranstaltung für mehrere Jahre ins Ruhrgebiet wandert, bis sie ein tragisches Ende findet.

Im Bildband ist dagegen nur die Berliner Loveparade zu sehen. „Es ist dieser ästhetische Individualismus einer euphorischen Generation, den Biskups Fotografien eindrucksvoll vor Augen führen“, schreibt Dr. Karl Borromäus  Murr, Direktor des Staatlichen Textil- und Industriemuseums in Augsburg, in seinem Vorwort zum Bildband. Die Loveparade ist der ideale Schauplatz für Selbstdarsteller, die Biskup in seinen Bildern gekonnt in Szene setzt.

© Daniel Biskup / BOEHMEDIA

Der Berliner Kurier hält fest: „Ein Bildband voller Wucht und Schönheit…“ Das kann man auch zum Design des Einbands sagen. Knallpink mit goldenen Lettern. Die farbigen Seitenränder erzeugen einen Regenbogen-Buchschnitt. Bildband unterstützt Kreativschaffende in der Corona-Zeit  Der Bildband unterstützt mit einem Euro pro verkauftes Buch
die #coronakuenstlerhilfe. Der Verein will Kreativschaffende in Deutschland, die in Zeiten von Corona in finanzielle Not geraten sind, mit Spenden unter die Arme greifen. Künstler, Prominente und Influencer wie Klaas Heufer-Umlauf, Miss Allie, Peter Hoffmann und viele weitere setzen sich für die Kampagne ein.

© Daniel Biskup / BOEHMEDIA

Auch Daniel Biskup und der Salz und Silber Verlag leisten ihren Beitrag dazu, der deutschen Kulturlandschaft in dieser schwierigen Zeit zu helfen. Und Geschichten, wie sie nur Kunst und Kultur erzählen können, auch in Zukunft zu ermöglichen.

Ein Gastbeitrag von Denis Dworatschek

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