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Feuilleton Musik 19. Mai 2015

11 Fragen an Hans Söllner

„Mia san mia.“ Oft zitiert im Zusammenhang mit bayerischen (Erfolgs-)Fußballvereinen und einer Geisteshaltung, die sich nicht gerne dreinreden lässt, ist dieser Ausspruch wohl einer der populärsten Versuche die bayerische Volksseele zu beschreiben. Da schwingt Stolz mit: Selbstbewusstsein. Aber auch ein gutes Stück Überheblichkeit. Ja, vielleicht sogar Arroganz, die leider oft Hand in Hand mit einer gehörigen Portion Ignoranz daherkommt. So will eine Umfrage der CSU im letzten Jahr herausgefunden haben, dass jeder dritte Bewohner des Freistaates wunschlos glücklich ist. Fast 30 Prozent der Bayern fällt auf die Frage nach einem wichtigen politischen Problem nichts ein. Auch sonst gibt’s da nicht viel zu meckern. Kein Grund zur Beschwerde also? Gott sei Dank gibt es da noch ein anderes Bayern. Ein kritisches. Ein Bundesland, das neben großkopferten Politikern, Bier, Lederhosen und König Ludwig II. sowie einigen bekannten Automobilherstellern auch eine bemerkenswerte Anzahl an Nein-Sagern und Querdenkern hervorgebracht hat.

Im Konzert © Hans Söllner
Im Konzert © Hans Söllner

Einer der bekanntesten davon ist der Liedermacher Hans Söllner. Dieser kritisiert seit gut drei Jahrzehnten die gesellschafts-politischen Zustände in Bayern und der Welt. Und findet dabei klare Worte: „A Drecksau bleibt a Drecksau, egal wohers kimmt, ob Staatsanwalt oder Präsident, Namen san egal, Hitler, Bush, Blair – International.“ Die Auseinandersetzung mit der Justiz stand jahrelang auf der Tagesordnung. Zahlreiche Gerichtsprozesse wegen Beamtenbeleidung oder von Politikern brachten den von der Presse als „bayerischen Rebellen“ und Dylan bezeichneten Musiker zeitweise in finanzielle Notlage. Hinzu kommt sein bis heute ungebrochenes Bestreben Marihuana in Deutschland zu legalisieren, was ihm etliche Hausdurchsuchungen und Personenkontrollen bescherte. Jetzt ist Hans Söllner fast 60 Jahre alt. Zeit also für Altersmilde? Mitnichten. Davon durften wir uns bei 11 Fragen mit dem Rastafari aus Bad Reichenhall überzeugen. Und lernen, dass manche Fragen sich ganz einfach mit Ja oder Nein beantworten lassen.

Drinnen oder Draußen?

H.S.: Versteh ich nicht.

Moped oder Radl?

H.S.: Zu Fuß

Wasser oder Wein?

H.S.: Bier

Söllner daheim © Hans Söllner & Bernhard Mueller
Daheim © Hans Söllner & Bernhard Müller

Herr Söllner, schön dass Sie Zeit für uns haben. Ihre Pressechefin meinte, sie müsse Sie erst mal für ein Interview mit uns gewinnen. Wie ist ihr das gelungen?

H.S.: Ich wollte eh gerade was sagen.

Sie sind recht aktiv auf Facebook. Warum?

H.S. Weil man einen Spiegel der Gesellschaft zu sehen bekommt, der sonst verborgen bleibt. Und weil man mit Facebook wirklich das letzte Oberarschloch noch aus seinem Loch locken kann. Außerdem wirst du nie erfahren, ob es nicht dein Nachbar ist, der dir hier schreibt, was für ein Oberarschloch du bist.

Themen, die Sie dort immer wieder umtreiben, sind beispielsweise die Landwirtschaft – insbesondere die Haltung von Tieren. Was muss sich daran ändern?

H.S.: Was ist das für eine Frage? Schauen sie sich um in der Massentierhaltung und unseren Schlachthöfen. Fragen Sie die Tiere. Ich kann ihnen nur sagen, dass es nichts  mit Landwirtschaft zu tun hat, wenn man 60.000 Hühnern mit dem Seitenschneider ihre Schnäbel abzwickt oder 6.000 Schweine ohne Narkose kastriert – und ihnen die Schwänze kopiert. Es hinterlässt Spuren in unseren Seelen, wenn wir mißbrauchtes Fleisch essen, so wie es Spuren in unseren Seelen hinterlässt, wenn unsere Renten und unser Kindergeld mit Waffengeschäften verdient wird .

Sie sind ein Fan der vegetarischen Küche. Verraten Sie uns Ihr Leibgericht? Und haben Sie ein Rezept für uns?

H.S.: Ich empfehle ihnen das Vegetarische Kochbuch Moa Fire von Steffen Prase. Da sind genug Rezepte drinnen – auch von mir.

Ihre Musik hörte ich zum ersten Mal als Kind – auf einer Kassette im Auto meines Vaters. Damals dachte ich mir, da ist einer aber ganz schön grantig. Wenn Sie heute die Zeitung aufschlagen: Was bringt Sie so richtig auf die Palme?

H.S.: Alles

Draußen © Hans Söllner & Bernhard Mueller
Draußen © Hans Söllner & Bernhard Müller

Ihre kritischen Texte und bayerische Herkunft bescherten Ihnen den Titel „Bayerischer Rebell“. Bei welcher Gelegenheit fühlten Sie sich zuletzt so richtig rebellisch?

H.S.: Ich bin weder ein Rebell, noch bin ich rebellisch. Ich wehre mich lediglich dagegen, mich mit allen anderen über einen Kamm scheren zu lassen. Da ist zum Beispiel der Satz von Merkel: „Deutschland braucht TTIP“. Ich brauche es nicht. Und ich möchte, dass das dazu gesagt wird.

Sie haben vor kurzem auf einem Konzert gemeint, Sie wüssten nicht mehr, worüber Sie singen sollten. Alles sei bereits gesagt worden. Ist das so?

H.S.: Ja.

Vor Ihrer Zeit als Musiker machten Sie eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker. Viele unserer Leser stehen noch am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn. Haben Sie einen Tipp an alle, die noch nicht wissen, welchen Weg sie einschlagen sollen?

H.S.: Nein.

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