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Best Of Feuilleton Literatur 12. Oktober 2017

Literarisches Sixpack mit Helge Timmerberg

Jeder, der gerne reist, behaupte ich, liest. Mal mehr, mal weniger. Doch gerade das Reisen lädt dazu ein, sich einen dicken Wälzer vorzunehmen, für den man zu Hause keine Zeit hat, weil – zumindest behauptet das so mancher – immer etwas dazwischen kommt. Nun, behaupte ich weiter, gibt es Schriftsteller und Autoren, die von Reisenden gerne gelesen werden. Jack Kerouac, David Foster Wallace sowie Allen Ginsberg, um ein paar Namen zu nennen.

Natürlich gibt es auch tolle deutschsprachige Reiseautoren. Beispielsweise Helge Timmerberg, der bereits mehr als 200 Länder bereiste und vermutlich bisher mehr in seinem Leben gesehen hat, als andere jemals sehen werden. Vor wenigen Tagen erschien sein neues Buch „Die Straßen der Lebenden- Storys von unterwegs.“ Dort erzählt er von der Wärme Rio de Janeiros, wo er einen grandiosen Filmriss erlebte. Oder vom Frühling im Nachkriegs-Bosnien und von den Nachtclubs in Beiruts Vorstadt. Und auch von Barcelona und Japan, wo er in Fukushima tiefste Demut erfährt. Wir freuen uns sehr, dass Herr Timmerberg bei unserem „Literarischen Sixpack“ dabei ist. Here we go!

1.) Hemingway: „Der alte Mann und das Meer“

Ich lese das Buch etwa alle zehn Jahre noch einmal und muss immer an derselben Stelle weinen. Dazu muss ich sagen, dass ich allgemein sehr wenig weine. Deshalb kann ich, wenn ich gefragt werde, wann ich das letzte Mal geweint habe, fast immer antworten: „Als ich mal wieder „Der alte Mann und das Meer “ gelesen habe.“

2.) T.C. Boyle: „Wassermusik“

Bei dem Buch musste ich nur noch lachen. Die Geschichte eines schottischen Afrika-Entdeckungsreisenden, der so dumm wie Brot ist. Oder so blöd, wie Kokusnüsse. Der Witz, die Sprache, die eigentlich schon anarchistische Lust an der Mischung von historischen Fakten und bekiffter Fiktion, transportieren die frohe Botschaft: Die Literatur ist high.

3.) Alexandre Dumas: „Die drei Musketiere“

Ich fand den Roman in der Gästebibliothek eines kleinen Hotels in Dakar (Senegal). Den Film hatte ich viele Male gesehen, aber das Buch noch nie in der Hand gehabt. Und war dann komplett von den Socken. Dumas ist lesbarer Champanger.

4.) Paulo Lins: „Die Stadt Gottes“

Autobiographischer Roman über Mord und  Totschlag in den Favelas von Rio. Extrem hart, extrem authentisch und vor allem: extrem schnell geschrieben. Das schafft kein Europäer.

5.) Vladimir Nabokov: „Lolita“  

Hätte er den Roman heute geschrieben, müsste der Autor zumindest aus der SPD austreten, wahrscheinlicher aber aus der ganzen Gesellschaft. Es geht um die Liebe eines älteren Herrn zu einer Zwölfjährigen, aber es geht auch um den Triumph der Sprache über das Thema. Ich glaube, das nennt man Literatur.

6.) Bukowski: „Der Mann mit der Ledertasche“

Sein erster Roman.  Über seine Zeit als Postbote. Interessant finde ich, was seine Freundin mal erzählt hat. Sie waren mit dem Auto unterwegs und tranken zwischendurch ein paar Bier in einer Rockerkneipe. „Hey Henry“ riefen die Hells Angel und verbrüderten sich sofort mit ihm. Später, im Auto, war Bukowski fix und fertig. Er konnte nicht fassen, was er für Leser hat.

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