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Deutschland Hotels 14. April 2023

Eingecheckt: The Ritz-Carlton, Berlin

Seit mittlerweile fast zwei Jahrzehnten ist das Ritz-Carlton eine Institution in Berlin am Potsdamer Platz. Eröffnet wurde es am 11. Januar 2004 in einem Berlin, das es so nicht mehr gibt. Sowohl die Hauptstadt, als auch das sehr moderne Grandhotel mit seinen 303 Zimmern und Suiten hat sich im Lauf der Jahre verändert. Wir sind für ein Wochenende in der eigenen Stadt in dem 5-Sterne Superior Hotel eingecheckt.

The Ritz-Carlton, Berlin © Matthew Shaw

2019 wurde das Designkonzept überarbeitet ohne dabei die DNA des Hauses, eine Reminiszenz an die goldenen Twenties des vergangenen Jahrhunderts, zu verwässern. Bereits beim Betreten der Lobby wird man von Prunk erschlagen, den man so in Berlin eher weniger gewohnt ist. Doch keineswegs übertrieben geschmacklos, sondern zeitlos elegant, wie es in anderen Metropolen wie New York üblich ist. Art déco wohin das Auge reicht, von der Decke senken sich goldene Kronleuchter hinab, viele Spiegel, Kristall-Lüster, modernes, aber zeitloses Interieur, die pompöse Steintreppe mit goldenen Handläufen, Marmor aus Portugal und Italien, Tapeten aus den USA, Kunst aus London, wie ich auf Nachfrage erfahre. Es ist kaum zu beschreiben,  wie außerordentlich schön die Lobby aber auch die restlichen Räumlichkeiten des Hotels sind. Sei es das Restaurant POTS, die Bar The Curtain Club sowie das japanische Restaurant ISHI by Henssler.

The Ritz-Carlton, Berlin © Matthew Shaw

Und natürlich die Zimmer und Suiten. In unserem Fall die Carlton Club Suite, die mit 105 Quadratmetern vermutlich größer ist als eine durchschnittliche Familienwohnung in einer deutschen Großstadt. Die Qualität – man erwartet es aber auch nicht anders – ist tadellos. Die Ausstattung umfasst alles, was man sich wünscht: Ein Bad aus dunklem Marmor, eine Badewanne, die so groß ist, dass eine Kleinfamilie darin Platz findet, Hygieneprodukte von Diptyque, Textilien aus exquisiten Materialien und ein Kingsize-Bett der amerikanischen Firma Sealy, das so bequem ist, dass ich bereits von einem Freund vorgewarnt wurde, dass es das „beste Bett sei, in dem er je geschlafen hat“. Wem die Kissen zu weich oder zu hart sind, sucht sich einfach aus dem Kissen-Menü das für sich passende aus Kirsch-, Duft- und / oder Rosshaar aus und bekommt es in weniger als zehn Minuten auf seine Suite gebracht.

Ziemlich erstaunlich ist das vor allem, wenn man das Gebäude, in dem sich das Ritz-Carlton Berlin befindet, nur von außen kennt. Es ist Teil des Beisheim-Centers, eines hellen Sandsteinbaus mit 18 Stockwerken, der zugegebenermaßen mit etwas Fantasie an einen amerikanischen Wolkenkratzer im Stil des Art déco erinnert. Und zumindest von außen alles andere als Gemütlichkeit und Wärme ausstrahlt, die im Berliner Ritz jedoch überall zu spüren ist.

Der Name des Gebäudes geht zurück auf Otto Beisheim, Gründer des Handelskonzerns Metro. Zu Lebzeiten gehörte er zu den reichsten Männern Deutschlands und war einer, der sich alles leisten konnte. Das Ritz hätte er wohl gemocht. Nicht zuletzt wegen dem simplen, aber genialen Motto „Ladies and Gentlemen serving Ladies and Gentlemen“, mit dem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Ritz-Carlton-Häuser weltweit zum herzlichen Umgang mit den Gästen motiviert werden.

César Ritz, dem das Ritz Paris und das Carlton London gehörten und auf dessen Name die Ritz-Carlton Hotel Company zurückgeht, äußerte sich einst, dass „der Gast dem Gastgeber heilig sei“. Genau dieses Gefühl bekommt man in dem Berliner Haus zu spüren. Sei es vom Housekeeping, vom Portier, vom Concierge sowieso und im Restaurant, angefangen vom Empfang bis zum Service sowie natürlich an der Rezeption. Besonders hervorzuheben ist die Kinderfreundlichkeit des Hauses, die keineswegs selbstverständlich – auch nicht in den besten Hotels der Welt – ist.

The Ritz-Carlton, Berlin © Matthew Shaw

Auch kulinarisch wird das hauseigene Restaurant POTS immer mehr zum Schwergewicht der gehobenen  Gastronomie Berlins. Vergangenes Jahr (2022) zeichnete die Jury der Berliner Meisterköche den Chef de Cuisine des POTS Christopher Kujanski zum Aufsteiger des Jahres 2022 und für seine liebevolle Küche aus, der dort seit 2020 in die Fußstapfen seines Mentors und Spitzenkoch Dieter Müllers getreten ist. Sein Stil: Traditionelle deutsche Gerichte, zeitgenössisch interpretiert und übersetzt in Fine Dining.

Beispielsweise zarter Müritz Zander mit Spreewaldgurke, frisch gehobelt und Senf und Perlhuhn mit Erbsen und Morcheln. Oder aber eine dekonstruierte Sauerteigsemmel mit Bärlauch und Austernpilzen und eine fantastische Curry Karotte mit Kartoffel, die sowohl geschmacklich als auch optisch stark an eine Currywurst erinnert. Aber ganz klar den Zeitgeist der vegetarischen und veganen Küche bedient. „Sogar zu 95 % vegan ist das aktuelle vegetarische Menü“, so Christopher Kujanski. Eine Aussage, die in unseren Augen nochmal unterstreicht, warum Christopher vergangenes Jahr von der Jury der Berliner Meisterköche zum Aufsteiger des Jahres gekürt wurde.

Kommendes Jahr feiert das Ritz-Carlton bereits sein 20-jähriges Jubiläum in Berlin. Und gehört nach wie vor zu den besten Hotels der gesamten Bundesrepublik sowie der Hauptstadt. Spannend dürfte bleiben, in welche Richtung General Manager Torsten Richter, seit 2021 verantwortlich, das Haus lenken wird. Krisen gab es in der Hotellerie vorerst genug.

The Ritz-Carlton, Berlin © Matthew Shaw

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