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Best Of Travel 28. September 2018

Die Insel Karpathos: Massentourismus Fehlanzeige

Am schönsten sind doch jene Reisen, wo man nicht wirklich weiß, was einen erwartet. Jene Destinationen, die noch nicht vom Massentourismus überschwemmt wurden oder stündlich von mehreren Billigfluggesellschaften angeflogen werden. Eben Reiseziele, die bei uns deutschen Urlaubern wenig bekannt sind und bei vielen – so habe ich es in meinem Bekanntenkreis wahrgenommen – ein ratloses Schulterzucken hervorrufen.

Ich sitze in einer kleinen Maschine von Olympic Air auf dem Weg von Athen nach Karpathos. Die Mitreisenden sind wenig beeindruckt von den wenigen kleinen Inseln, die am Fenster vorbeiziehen, wahrscheinlich weil sie schon öfter diese Strecke geflogen sind und allem Anschein nach schon mehrfach auf der Insel waren. Ich hingegen wusste bis vor kurzem noch nichts von der Insel Karpathos. Bereits bei der Landung bekomme ich den ständig wehenden Meltemi-Wind zu spüren, als das Flugzeug wie verrückt zu wackeln beginnt. Kein Wunder, dass Karpathos als Europas windsicherster Spot für Wassersportler gehandelt wird, denke ich in diesem Moment, während die Maschine auf der kurzen Landebahn aufsetzt.

Karpathos ist eine Welt für sich. Bereits bei der Fahrt zum Hotel bin ich beeindruckt von der Rauheit der Insel. Nur wenige Autos kommen mir entgegen auf den teils schmalen Bergstraßen. Der Wind peitscht ununterbrochen gegen die Fensterscheiben des Wagens und in der Ferne sehe ich wie die Wellen gegen die Brandung schlagen. Die mittlerweile fast untergegangene Sonne hat den Himmel in ein rosa-orangefarbenes Licht getaucht.

Popi, die mich vom Flughafen abgeholt hat und auf Karpathos eine Reiseagentur besitzt, erzählt mir, dass „Karpathos anders als alle anderen griechischen Inseln ist. Wir haben hier keine Probleme mit Massentourismus auch wenn wir uns natürlich mehr Reisende aus Deutschland wünschen würden. Karpathos ist ein Eldorado für Wanderer, aber auch für Surfer und natürlich für Menschen, die Ruhe suchen und diese ohne Zweifel auf Karpathos finden. Wir haben hier auch traumhaft schöne Buchten und Strände, die man nur mit dem Boot erreichen kann und völlig ungestört sein kann. Oder Strandparadiese von Weltklasse wie Apela, der 2003 sogar zum schönsten Strand Europas gekürt wurde“, so Popi.

Wohin aber auf Karpathos?

Zunächst sei an dieser Stelle erwähnt, dass ein Urlaub ohne Auto auf Karpathos wenig Sinn macht. Der öffentliche Nahverkehr ist nicht besonders gut und eignet sich kaum, um die Insel zu erkunden. Daher empfiehlt sich ein Mietwagen. Gerade, wer keine Lust hat, nur in den touristischen Zentren der Insel zu bleiben, sondern auch abgelegene Orte der Insel besuchen möchte und sich dort Zeit nimmt, findet das traditionelle, manchmal etwas aus der Zeit gefallene Karpathos. In den Gassen spielen Kinder Fußball, aus den Kaffeehäusern tönen Klänge von Lyra, Lauto und Tsambouna und der Duft von frisch gebackenem Brot liegt in der Luft.

Die Insel hat eine Fläche von 324 Quadratkilometer. Auf der Insel gibt es 10 Dörfer. Empfehlenswert sind die Dörfer Menetes, Aperi, Arkassa im südlichen Teil der Insel auf der Seite der Hauptstadt Pegadia und Mesochori (mein persönliches Highlight) im Zentrum der Insel sowie Olympos, wohl das schönste Bergdorf ganz Griechenlands und Diafani auf der nördlichen Seite der Insel. Auch die unbewohnte, ehemalige Pirateninsel Saria empfiehlt sich für einen Tagesausflug mit dem Schiff, sofern man seefest ist, denn aufgrund des Meltemis kann es schon mal etwas stärker auf dem Schiff schaukeln.

Karpathos ist vermutlich als Reiseziel genau das, was viele von uns suchen: Ein Ort, der noch nicht an jeder Ecke kommerzialisiert wurde, Tradition und Bräuche noch gelebt werden und noch nicht auf Social Media und Blogs in allen Facetten beleuchtet wurde, auch wenn sich auf der Insel zahlreiche wunderschöne Fotomotive finden und kalkweiße Häuschen mit bunten Türen, die sich aneinander schmiegen das ideale Instagram- sowie Postkarten-Motiv hergeben.

Und kulinarisch?

Christiane, die mittlerweile seit 18 Jahren auf der Insel lebt und arbeitet und mich stellenweise auf meiner Reise begleitete, gab mir den Tipp mindestens einmal in das Fischerdorf Finiki zu fahren, um dort Skaros (Seepapagei) zu essen. Und auf jeden Fall in eine der Tavernen in dem Bergdorf Olympos. Dort gibt es „Makarounes“ (erinnert an Spätzle), die mit Ziegenkäse und gerösteten Zwiebeln serviert werden. Und natürlich mit Reis gefüllte Zucchiniblüten. Ansonsten ist die Küche zugegebenermaßen nicht besonders kreativ, sondern vielmehr bodenständig. So wie die Insel eben. Authentisch und bodenständig.

Während meiner Reise habe ich ein Paar aus Österreich kennengelernt, das bereits zum siebten Mal auf der Insel ist. „Irgendwann bleiben wir hier“, meinten die Beiden zu mir. Kann ich irgendwie verstehen, gab ich zur Antwort…

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit TUI entstanden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wieder.

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