In etwa eineinhalb Stunden östlich von Bologna liegt Rimini, der berühmte Badeort an der Adria. Mit unzähligen Klischees hat diese Stadt mit ihren etwa 140.000 Einwohnern zu kämpfen. Bei Ankunft im Hotel wird schnell klar, warum sich diese Vorurteile konstant halten. Am Eingang des Hotels hat sich eine Scharr Pauschal-Touristen versammelt, die gerade vollgepackt mit Badetüchern und Schlauchboten auf dem Weg zum Strand sind. Die Strandpromenade bietet wohl das typische Bild, das man mit Rimini verbindet: Liegestühle versperren die Sicht auf das Meer, Schnell-Restaurants reihen sich aneinander und Touristen bahnen sich ihren Weg an den Strand, von Einheimischen keine Spur. Gerade russische und deutsche Touristen haben den Badeort in fester Hand und auch junge Leute lockt der Party-Urlaub zu Billigpreisen.
Was allerdings kaum jemand weiß: Rimini war und ist eine schicke Stadt. Der große Filmregisseur Federico Fellini wurde 1920 hier geboren und prägt das Stadtbild noch heute. Fernab der Touristenmeile, im Stadtzentrum, spürt man einen Flair, der mit den Touristen an der Strandpromenade nichts zu tun hat. Das wahre Rimini eben. Am Piazza Carvour, dem Kern der Allstadt, spielen Kinder im Schatten während die Mütter in einem der Cafés am Platz ihren Espresso genießen. Dass Rimini auch eine Kreativszene hat, ist den meisten sicherlich unbekannt. Dabei ist Rimini gerade auf dem besten Weg diesen kreativen Vibe wieder aufzuleben. Einer der bekanntesten Designer Italiens, Massimo Giorgetti, gründete das Label MSGM an seinem Geburtsort Rimini, bevor er seinen Geschäftssitz nach Mailand verlegte. „I was born and grew up in Rimini by the sea, just like Federico Fellini. I am inspired by the Italian seaside and its colours“, sagt er über seine farbenfrohen Kollektionen.
Rund um die Corso D’Augusto, der größten Einkaufsstraße der Stadt, sind einige Concept-Stores angesiedelt. Spazio Pritelli ist einer dieser Stores. High-End-Mode von Acne Studios, Prada und Stella McCartney und der durchgestyltes Ambiente würde man wohl eher in einer Großstadt erwarten. Eine Straße weiter ist der Herrenausstatter Lacerba. Ein Store, der Dank Inhaber Vincenzo Reggiani eine feine Auswahl an perfekten everyday Basics anbietet, fernab des Mainstreams. Der Fokus liegt auf britischer Mode, mit Liebe zum Detail und Farben.
Auf Entdeckungstour im Zentrum ist Nahe des Augustusbogen der Gourmet Club Nécessaire. Die zwei Inhaber sind mit Anfang 20 bereits etablierte Gastronome in Rimini. Unter dem Motto „Qualität für jedermann“, werden regionale Produkte gereicht und die wohl besten Cocktails der Stadt. Das Interieur ist dabei modern mit traditionellen Elementen, ein Flair, dass bisher in Rimini gefehlt hat. Auch Felici Nove findet man am Augustusbogen, ein Laden der Begegnungen. In verschnörkelten Ambiente wird italienische Designermode verkauft, aber auch die hohe Kunst des guten Kaffees beherrschen die zwei Gründerinnen. Bereits beim Betreten empfangen sie sehr herzlich ihre Kundschaft und sind gerne dabei behilflich, ein perfektes Outfit zusammen zu stellen.
Die Bar Lento, in der Via Aurelio Bertola, erinnert vom Stil an ein Café in einer Großstadt. Übersetzt bedeutet Lento „langsam“ und genau diese Philosophie des Slow Livings wird hier zelebriert. Valentina und Davide haben einen Platz geschaffen, der zum Verweilen, Freunde treffen und zum Lesen einlädt. Die Vintage-Möbel unterstreichen diese Philosophie. Ein nostalgischer Ort eben.
Ein Ausflug in die Region rund um Rimini lohnt sich. Einige Kilometer entfernt, in Bertinoro, befindet sich das Bed & Breakfast Ca’Bevilacqua. Ein magischer Ort, der im Nirgendwo gelegen ist. Das drei Hektar große Anwesen ist Herberge vieler exotischer Tiere, wie Zebras, Flamingos und Antilopen. „Little Africa“ wird es von den Hausherren genannt, deren Liebe zu den Tieren zu spüren ist. Ein weitläufiger Garten und gemütlich eingerichtet Zimmer machen den Ort zu der perfekten Idylle um vom hektischen Alltag abschalten zu können. Wunderschön ist auch Sant´Arcangelo di Romagna, wenige Kilometer von Rimini entfernt.
Kunst, Kultur, Cafés und independent Shops beweisen, dass Rimini oftmals mit falschen Werten assoziiert wird. Mit etwas Zeit und Muse kann man aber die besten Seiten der Stadt entdecken. Ein schickes Flair, dass einst auch Federico Fellini zu seinen Filmen inspiriert hat.
Dieser Beitrag ist Teil des großartigen Blogville Projekts und ist in Kooperation mit Emilia Romagna Tourismus und iambassador entstanden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wieder. Fotografiert mit meiner Olympus PEN-F.
Bei meiner Wanderung die Adria runter im Jahre 2014 (http://herrrothwandertwieder.de/die-adria-runter-mai-2014/) habe ich Rimini links liegen lassen und meine Strecke in Cattolica über Pesaro bis nach Fano begonnen. Der Naturpark Parco Naturale del Monte San Bartolo immer an der Küste entlang, ist ruhig und absolut nicht überlaufen.
Das von Ihnen erwähnte Symptom, dass das Schöne dieser Orte erst vom Wasser weg beginnt, kann ich nur bestätigen.
Pesaro, die Heimat Rossinis, ist hierfür ein gutes Beispiel, noch deutlicher kommt dies in dem wunderschönen Ort Fano zur Geltung, wo die restaurierte Altstadt in blankem Gegensatz zu dem Strandgetummel steht.
Gott sei Dank war in diesen Mai-Tagen noch keine Saison.