Es ist 19:30 Uhr, Mittwochabend: Die Sonne ist allmählich dabei unterzugehen und die Temperatur ist angenehm warm. Um mich herum sind einige Bars: natürlich rappelvoll. Kellner servieren leckeres Fingerfood, während eine Gruppe Studenten mit Prosecco in geeisten Gläsern anstoßen. Nur wenige Schritte weiter sitzen junge Familien, Touristen und Pärchen bereits beim Abendessen in den unzähligen Tratorrien und Pizzerien. Es gibt Lasagne, Tortellini, frische Pasta und natürlich hauchdünne, wagenradgroße Pizza. Aus der Ferne kann man das Harfenspiel eines Straßenmusikers hören, der es sich in einer Seitenstraße nahe des Piazza Maggiore bequem gemacht hat.
Straßenverkäufer versuchen ihre Selfie-Sticks, Laserpointer und Massageknochen an den Mann zu bringen. Meistens erfolglos. Kurz überlege ich aus Mitleid ein Feuerzeug in Form einer Toilettenschüssel zu kaufen, spare mir aber dann doch lieber mein Geld. Bologna ist eine wunderbare und zugleich völlig unterschätzte Stadt in der Emilia Romagna, die im Schatten ihrer weltberühmten Schwestern wie Rom, Venedig oder Florenz von der internationalen Touristenschar oft übersprungen wird. Kaum vorstellbar, wenn man bedenkt, dass Bologna im Hochmittelalter (ca. 1050 – 1250) zu den zehn größten Städten der Welt zählte. 180 Türme zählte die Stadt im 12. Jahrhundert und war damit sozusagen das Manhattan des Mittelalters. Im Laufe der Jahrhunderte sind jedoch viele eingestürzt, gesprengt oder abgetragen worden. Heute zählt Bologna „nur“ noch 20 Türme, u.a. den berühmten Asinelli-Turm, der bis zum Bau des Stephansdoms in Wien als das höchste Gebäude Europas galt.
Mittlerweile ist es Nacht geworden. Dunkelheit füllt die engen Gassen, die zwischen steil aufragenden Palazzi durch die Stadt führt. Außerdem stehen an jeder Ecke mittelalterliche, sienarot gestrichene Wohnhäuser, an deren Wänden Rankpflanzen emporklettern. Auf winzigen Balkons stehen rot-weiß gestreifte Sonnenschirme und Blumenkästen. Bologna eben.
Altertümliche Lampen malen schwache Lichtkreise in die Finsternis. Zwischen den Arkadensäulen stehen junge Menschen – vermutlich Studenten. Es wird gelacht, getrunken, manch einer spielt auf seiner mitgebrachten Gitarre Songs von Coldplay. Studenten bestimmen das Stadtbild von Bologna. Schließlich leben dort rund 100.000 Hochschüler. Und das ist für eine 400.000 Einwohnerstadt erstaunlich viel, würde ich behaupten. Während ich an meinem Glas Lambrusco nippe, wird mir plötzlich immer mehr klar, was Marco Michael Wanda wohl mit „Bologna, meine Stadt und eins merk Dir genau, wenn jemand fragt, wohin du gehst, sag nach Bologna“ gemeint haben könnte und schmunzle. Ich komme garantiert wieder. Zumindest einmal im Jahr. Und wo man am besten in Bologna hingeht, erfährst Du hier.
Dieser Beitrag ist Teil des großartigen Blogville Projekts und ist in Kooperation mit Emilia Romagna Tourismus und iambassador entstanden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wieder. Fotografiert mit meiner neuen Lieblingskamera Olympus PEN-F.
Ich gebe Ihnen vollkommen recht, Bologna ist eine wunderbare Stadt – ich bin gerade seit 1 Wochen von meinem dritten Aufenthalt zurückgekommen, diesmal in einem Hotel direkt hinter dem P.za Maggiore (im Bauch von Bologna).
Bologna ist durch die sehr kostengünstig zu bewundernden ungeheuren Kunstschätze, durch die gut erhaltene zusammenhängende (!) Altstadt, durch die Atmosphäre der Altstadt und durch die auch zu besuchende Umgebung, bei mir nicht nur unter den Lieblingsstädten in Italien, sondern zählt zu meinen 5 Lieblingsstädten überhaupt.
Das mittelalterliche Kanalsystem habe ich mehrfach erforscht (sh. http://herrrothwandertwieder.de/canale-di-reno-bologna-2011/) und auf meinem Blog erwähnt. Es wird demnächst ein Beitrag über die Türme bzw. Turmreste, und den beiden schiefen Türmen folgen – Fotos müssen erst ausgewertet werden.
Die Arkadengänge zeigen, wie man früher es schon verstand, neuen Wohnraum zu schaffen:
http://herrrothwandertwieder.de/wohnraum-italienischer-staedte/
[…] Bologna, meine Stadt! […]