Das Licht ist leicht abgedunkelt, die neue Platte von James Blake läuft leise im Hintergrund. Zwölf Tische stehen akkurat nebeneinander. Die Einrichtung ist minimalistisch, die Kellner sind gut gelaunt und stilvoll angezogen. Nicht ohne Grund wird dieses kleine Schmuckstück in der Innenstadt von Brüssel wohl bald einen Michelin-Stern tragen. Wer sich hier zum Abendessen verabredet, macht sich auf eine kulinarische Reise. Sieben Gänge. Ein Kunstwerk. Der erste Gang wird serviert. Doch bevor gegessen wird, greife ich reflexartig zu meiner Kamera. Schließlich muss ich doch festhalten, was wenige Minuten später in meinem Magen verschwindet. Ob das Essen am Ende kalt ist, spielt dabei keine Rolle. Vielmehr entscheidend ist das perfekte Instagram Bild. Um mich herum weitere unzählige Food-Enthusiasten, die fleißig ihr Essen knipsen. Okay, wir sprechen hier von einer ausgezeichneten Küche, die einfach fotografiert werden muss und die man gerne mit seinen Freunden auf Facebook teilt. Mein Essen ist mittlerweile kalt geworden und ich ärgere mich. Noch vor wenigen Jahren war das alles anders. Nicht besser, aber auch nicht schlechter. Wir leben heutzutage in einer Welt, in der Lifestyle-Blogs, Fernsehsendungen und Kochbücher uns ständig höhere Maßstäbe setzen. Überall werden wir mit Bildern bombardiert, die uns zeigen, was Vollkommenheit ist. Nicht nur im Sterne-Restaurant schaut das Essen großartig aus, sondern plötzlich auch auf den Pinnwänden meiner Facebook Freunde. Natürlich selbst gekocht, so zumindest die Bildbeschreibung des x-ten veganen Gerichts in meiner Timeline. Was für ein Stress, denke ich. IKEA veröffentlichte vor kurzem die neue Kampagne „Entspann dich“, die eine spannende Konversation über die Erwartungen, die unser Leben unnötig kompliziert macht, anregt. Wie gelingt es beispielsweise alle anderen, jeden Tag leckere, nahrhafte und natürlich gesunde Gerichte aus regionalen, für die Jahreszeit angemessenen Produkten zuzubereiten, während ich selbst schon Mühe habe, klug einzukaufen? Die Wahrheit wird wohl sein, dass es ihnen nur teilweise gelingt. Also entspannen. Niemand ist vollkommen.
IKEA schreibt selbst: „Wir wollen mit „Entspann dich“ die Erwartungen, die unser Leben unnötig kompliziert machen, zur Diskussion stellen.“ Eine gute Idee für eine Werbung. Zum Beispiel befragte IKEAs jährlicher „Life at Home“-Report tausende Menschen weltweit nach ihrem Leben zu Hause und erforschte die Erwartungen der Menschen, die ihnen Stress bereitet:
- Man sollte viel wertvolle Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Doch in Wirklichkeit ist das echt schwer. Beispielsweise 34 % der Alleinlebenden wünscht sich, sie könnten öfter mit anderen zusammen essen.
- Soziale Medien sollen vereinen und inspirieren. Doch in Wirklichkeit können sie, obwohl das stimmt, auch unmögliche Maßstäbe setzen und einem das Gefühl der Unfähigkeit vermitteln. Nicht gut. Also einfach mal abschalten und entspannen: #letsrelax
Mittlerweile wird mir der sechste Gang gereicht: kalte Makrele mit Gemüse und Kartoffeln. Sowohl optisch als auch geschmacklich traumhaft. Dieses mal greife ich nicht zur Kamera. Am Nachbartisch blitzt es mal wieder. Ich entspann mich. Dieses Mal wäre es wenigstens nicht schlimm gewesen, wenn mein Essen kalt geworden wäre…
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit IKEA entstanden.
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