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Anzeige Travel 26. Oktober 2018

Stuttgart: Eine kulturelle Schönheit versteckt im Kessel

Man nehme Mercedes-Benz, die Porsche AG, den VFB Stuttgart sowie den Fernsehturm und schon ist das Stuttgart Quartett vollständig. Oder doch nicht? Was ist eigentlich Stuttgart und was ist es nicht? Ist Schiller Stuttgarter, weil er dort geboren wurde, oder eben nicht, weil man ihn aus der Stadt vertrieben hat?

Um die 1990er Jahre, als ich die Hose in den Kniekehlen hängen hatte und Cola-Dosen der 1. Bundesliga sammelte, war Stuttgart für mich nebst Hamburg das Zentrum deutschen Sprechgesangs, wo man ganz passabel Fußball spielte. Giovanne Elber, Fredi Bobic und Krassimir Balakov bildeten das magische Dreieck, während Massive Töne das Album MT3 veröffentlichte. Überdies ist Stuttgart für mich gefühlt wie eine Insel, definitiv aber eine Stadt im Kessel.

Kommt man am Stuttgarter Flughafen an, nimmt man lieber den Zug als den PKW, außer man sammelt gerne Punkte in Flensburg oder steht im Stau. Kaum hat man das Bahnhofsgelände hinter sich gelassen, steht man auch schon in der Königstraße, der Einkaufsmeile Stuttgarts.

Links liegend passiert man erst das Schloss und später die Markthalle, bevor man wahrscheinlich wieder umdreht und die Stadt am Neckar hinter sich lässt. Unzählige Male bereiste ich bereits die Baden-Württembergische Hauptstadt ohne wirklich etwas mitgenommen zu haben. Dabei liegt es eher in der Sache, als an der Stadt als solche. Drei Tage habe ich die Stadt intensiv kennengelernt und kann guten Gewissens sagen: Stuttgart steht und fällt mit den Stuttgartern.

Designhotel Jaz Stuttgart

Wer Stuttgart verstehen will braucht Zeit. Die Stadt ist wie Brunch, erst gut, wenn du dir Zeit nimmst. Hierbei ist selbstverständlich, dass man sich in der Stadt eine Unterkunft sucht. Das Jaz Stuttgart ist die coole Schwester der Steigenberger Hotels. Getragen wird das Haus von Musik. Wer die Geräuschkulisse der Stadt hinter sich lässt taucht ein in einen Mix aus Jazz, Rock und Elektro. Fast täglich finden im Rhythms Bar & Kitchen Konzerte statt und laden dich zum Verweilen ein. Sollte man eher Typ Rooftop-Bar sein, empfiehlt sich die Wolfram Bar & Terrace inklusive einer einmaligen Whiskey- und Gin-Auswahl.

Stadtpalais – Museum für Stuttgart

Stadtmuseen sind in der Regel wie die Geschichte der Stadt selbst, sie zehren vom Glanz vergangener Tage. Bis auf das Stadtmuseum Kopenhagen konnte mich kein Weiteres in seinen Bann ziehen. Der Stadtpalais möchte in erster Linie ein Museum für alle sein. Familien mit wenig Budget, Geschäftsleute auf Durchreise und Subkultur sollen sich hier wie Zuhause fühlen und auch entsprechend häufig vorbeikommen dürfen. Personifiziert wird dieser Leitgedanke durch den Eintrittspreis von 0,-€, außer bei Sonderführungen. Statt Flüsterzwang darf der Besucher Exponate haptisch erleben, manchmal einen Plattenteller bedienen und dann Skater im Foyer bewundern.

Cube Restaurant

Essen und Kunst liegen so nah beieinander wie Stuttgart und die Weinberge. Vielleicht ist aus diesem Grunde auch das Cube Restaurant im Obergeschoss des Kunstmuseum Stuttgart verortet. Nachdem man den Geist inspiriert hat, darf sich hier der Gaumen bei Fine Dining und diversen guten Tropfen austoben. Der Blick auf Stuttgart durch die riesige Glasfassade entschleunigt nicht nur, sondern lässt den Gedanken aufkeimen, dass Stuttgart mehr ist, als der Tourist zu sehen vermag.

Staatsoper Stuttgart

Die Staatsoper bildet zusammen mit dem Stuttgarter Ballett und dem Schauspiel Stuttgart das Staatstheater Stuttgart. Als Ensembletheater erwartet den Besucher über das ganze Jahr hinweg ein abwechslungsreiches Programm, welches, anhand der Besucherzahlen, sehr gerne genutzt wird. Trotz künstlerischer Freiheit orientiert man sich in der Staatsoper stets am Original.

Stuttgarter Ballett 

Nicht erst seit Natalie Portman Ballett mit Black Swan auf die Bühnen Hollywoods geholt hat weiß man, dass Ballett mehr ist als der reine Auftritt vor Publikum. Für die perfekte Figur, die Symbiose aus Schauspiel, Tanz und Ausdruck, bedarf es jahrelanger Übung und dem Anspruch von Perfektion. Dass das Stuttgarter Ballett diesen Anspruch hat, zeigt sich sowohl anhand zahlreicher Auszeichnungen, sehenswerter Aufführungen und auch beim Training. Ein Blick auf Letzteres ist zwar nur einem ausgewählten Kreis möglich, man darf uns aber glauben, wenn wir sagen, eine derartige, positive Passion haben wir selten erlebt.

Staatsgalerie Stuttgart

In Stuttgart versteht man nicht nur etwas von Autobau, sondern auch von Architektur. Das Gebäude der Staatsgalerie wurde vom Architekten James Stirling im Stile der Postmodernen Architektur gestaltet und ist selbst schon ein Kunstwerk. Man bricht mit Konventionen, spielt mit Elementen anderer Bauwerke, wie beispielsweise dem Centre Pompidou, und gibt den Exponaten so den passenden Rahmen. Begibt sich der Besucher in das Gebäude, erwarten ihn Kunst im Raum sowie der Bruch mit dem White Cube.

Stuttgart Stadt

Eine Innenstadt ist trotz ihrer Eigenheiten nahezu austauschbar. Schöne Ecken hier, ein Glockenspiel und Schausteller da. Was einem aber am Stuttgarter Stadtzentrum direkt ins Auge fällt, ist die Dichte an Urbanität und Kultur. Kaum hat man das Schloss passiert, steht man schon in der alten Markthalle, trinkt einen Weißwein im Tatti oder trifft seine Freunde am Hans-im-Glück-Brunnen, bevor man in einem der zahlreichen Clubs feiern geht.

Linden-Museum-Stuttgart 

Während ich versuche Stuttgart zu fassen, setzt man sich im Linden-Museum-Stuttgart daran, die Welt und deren Kulturen zu verorten. „Wo ist Afrika“, „Essen in Japan“ oder „Maya Code“ sind dabei nur einige der Leitthemen, welche das Völkerkundemuseum in den Sonder- und Dauerausstellungen untersucht.

Weissenhofsiedlung

Le Corbusier, Gropius, Mies van der Rohe und Stuttgart würde man sicherlich nicht in einem Atemzug nennen. Dabei haben die Architekten der „modernen Architektur“ mit der Weißenhofsiedlung etwas Bedeutendes in der Baden-Württembergischen Hauptstadt geleistet. Die 1927 errichtete Wohnsiedlung war eigentlich als Teil einer Ausstellung zum Wohnen gedacht, mauserte sich aber, analog zum Bauhaus oder dem Neue Frankfurt, zu den einflussreichsten Vorbildern der modernen Architektur.

Während Berlin, München und Hamburg sich als vermeintliches Tor zur Welt und Metropole feiern, sitzt Stuttgart etwas entfernt und schaut sich das Spektakel an. Die Stadt am Neckar und deren Einwohner wissen was sie sind und was ihnen die Stadt alles bietet. Man muss nicht jeden mit einem Fingerzeig von der Attraktivität überzeugen, freut sich aber doch umso mehr, wenn sich ein Tourist mehr Zeit nimmt, als für einen flüchtigen Blick. Das Stuttgart dieses sich-Zeit-nehmen wert ist, steht für mich nun außer Frage.

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Stuttgart-Marketing GmbH  sowie Die Staatstheater Stuttgart, KulturRegion Stuttgart, Kunstmuseum Stuttgart, Landesmuseum Württemberg, Linden-Museum Stuttgart, Staatsgalerie Stuttgart sowie StadtPalais – Museum für Stuttgart entstanden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider. 

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