Es gibt Regionen in Europa, die laut sind. Die sich verkaufen müssen, die vom Tourismus abhängen, die ihre Identität irgendwann gegen Instagram-taugliche Kulissen eingetauscht haben. Der Bregenzerwald gehört nicht dazu. Und genau das ist vielleicht das Bemerkenswerteste an dieser Gegend im äußersten Westen Österreichs.
23 Gemeinden bilden den Bregenzerwald: darunter Bezau, Schwarzenberg, Lingenau, Andelsbuch und Au. Rund 32.000 Menschen leben hier, in einer Landschaft, die von sanften Hügeln im Vorderwald bis zu schroffen Gipfeln im Hinterwald reicht.

Architektur, die nicht stört
Wer durch den Bregenzerwald fährt, bemerkt es sofort: Hier gibt es keine architektonischen Ausrutscher, keine Bausünden, die die Landschaft verschandeln. Die Region ist stolz auf ihre Baukultur und das zu Recht. Traditionelle Bregenzerwälder Häuser mit ihren typischen Holzschindeln stehen neben moderner Architektur, die sich respektvoll einfügt, statt aufzudrängen. Das Werkraum Haus von Peter Zumthor in Andelsbuch ist dafür emblematisch: ein Ort, an dem Handwerk, Gestaltung und Technologie zusammenkommen, ohne dass irgendetwas protzig wirkt.
Die Holzverarbeitung hat hier Tradition. Der Werkraum Bregenzerwald vernetzt Handwerker und Architekten, fördert junge Menschen und sorgt dafür, dass das Können nicht verloren geht. Man könnte sagen: Der Bregenzerwald ist eine Region, die weiß, was sie hat und die es nicht nötig hat, es jedem auf die Nase zu binden.

Nachhaltig ausgezeichnet
In Schwarzenberg, einem der schönsten Dörfer der Region, steht das Hotel Hirschen. Hier kocht Jonathan Burger – und zwar mit einem grünen Michelin-Stern. Dieser Stern wird für besonders nachhaltige Gastronomie verliehen, und Burger hat ihn sich redlich verdient. Seine Küche ist geprägt von Regionalität, von Respekt vor dem Produkt, von einer Philosophie, die nicht laut sein muss, um gehört zu werden.

Im Hirschen gibt es auch einen Fermentationskeller und Schinken-Spa, ein Raum, in dem Zeit und Geduld die Hauptzutaten sind. Hier entstehen Aromen, die man sonst nirgendwo findet, hier wird Tradition mit Innovation verbunden. Burger ist kein Koch, der mit Schaumkronen und Molekularküche beeindrucken will. Er lässt sprechen, was die Region hergibt. Und das ist mehr als genug.
Auf der Karte stehen Gerichte wie Flötzerhof Ente mit Romanesco, Shishito, Kartoffelschnitte und gerösteter Brokkolicreme. Oder gegrillte Hühnerherzen mit Schupfnudel, Ajvar, Tellicherry Pfefferöl und Lemondrop Chilli. Oder Radicchio mit pochiertem Ei, Käferbohnenhummus und Chiliöl. Es sind Kombinationen, die zeigen: Hier kocht jemand, der weiß, was er tut und der die Balance zwischen Regionalität und Weltoffenheit mühelos beherrscht.
Susanne Kaufmann und das Hotel Post Bezau
Bezau ist der historische Hauptort des Bregenzerwaldes, und hier steht das Hotel Post Bezau. Es gehört Susanne Kaufmann, deren Name in New York, Berlin und Paris für hochwertige Naturkosmetik steht. Ihre Produkte, hergestellt mit pflanzlichen Wirkstoffen aus den Alpen, sind weltweit gefragt. Doch das Post Bezau ist weit mehr als die Adresse einer erfolgreichen Unternehmerin.
Das Hotel hat sich auf Detox Retreats spezialisiert, auf Programme, die Gesundheit und Longevity in den Mittelpunkt stellen. Hier geht es um echte Regeneration, nicht um Wellness-Folklore. Die Philosophie dahinter: Der Körper braucht Zeit, Ruhe und das Richtige – keine schnellen Lösungen.
In der Küche führt Dennis Kellner zwei kulinarische Konzepte, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch perfekt zusammenpassen. Die Post Bezau Genussküche setzt auf kreative, authentische Gerichte aus regionalen Zutaten. Kellner und sein Team kochen mit Liebe zum Detail, mit Respekt vor der Saisonalität, mit dem Gespür dafür, was die Region hergibt. Die Vielfalt des Bregenzerwaldes kommt hier direkt auf den Teller.
Parallel dazu gibt es die Detox Küche, eine leichte, abwechslungsreiche Küche. Wer hierher kommt, um zu entgiften, zu regenerieren, zu sich zu finden, bekommt nicht nur ein Programm, sondern auch eine Küche, die diesen Prozess unterstützt. Bewusst, ausgewogen, ohne Verzicht auf Geschmack.
An Kellners Seite arbeitet Engelbert Kaufmann, ein Urgestein des Bregenzerwaldes. Kaufmann kennt die Region wie kaum ein anderer, er weiß, wo die besten Produkte herkommen, er versteht es, Tradition und Innovation zu verbinden. Susanne Kaufmann hat mit dem Post Bezau einen Ort geschaffen, der zeigt, was den Bregenzerwald ausmacht: unternehmerischer Geist, gepaart mit tiefer Verwurzelung in der Region.
Kultur mit Blick
Wer sich für Kunst interessiert, sollte dem Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg einen Besuch abstatten. Die Malerin Angelika Kauffmann (1741–1807) war eine der bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit und stammte aus dieser Gegend. Das Museum zeigt ihr Werk und ihren Werdegang, ist aber gleichzeitig auch ein Heimatmuseum, das einen Einblick gibt, wie früher im Bregenzerwald gelebt wurde. Dazu kommen wechselnde Ausstellungen. Aktuell über die Schwabenkinder, jene armen Kinder aus den Alpenregionen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert als Arbeitskräfte nach Oberschwaben geschickt wurden.

Kulinarische Höhepunkte: von Riebel bis Käsknöpfle
Der Bregenzerwald ist eine der spannendsten Genussregionen Österreichs und zweifellos Käseland. Wer sich auf die „Käsestraße Bregenzerwald“ begibt, entdeckt nicht nur die berühmten Alp- und Bergkäse, sondern taucht ein in ein kulinarisches Netzwerk aus Landwirtinnen, Sennen, Käsemachern und Wirten. An über 160 Stationen – von urigen Sennalpen bis zum modernen Käsekeller in Lingenau – kann man die Handwerkskunst und Innovationsfreude der Region erleben.
Doch es sind nicht allein die Käsevariationen, die das kulinarische Profil des Bregenzerwalds prägen. Traditionelle Gerichte wie Riebel – ursprünglich ein einfaches Maisgrießgericht, heute regional neu interpretiert – oder die legendären Käsknöpfle mit geschmolzenem Käse und Röstzwiebeln gehören zum unverzichtbaren kulinarischen Erbe der Region.
Das Biohotel Schwanen in Bizau hebt beispielsweise die regionale Küche auf ein neues Level. Hier wird das Farm-to-Table-Prinzip konsequent gelebt: Was auf den Teller kommt, stammt aus der direkten Umgebung, vom eigenen Hof oder befreundeten Bauern. Die Küche folgt bewusst den Prinzipien der Hildegard von Bingen: biologisch, vitalisierend, aufs Wesentliche konzentriert.
Auch im Wälderhof in Lingenau steht die Region im Mittelpunkt. Die ausgezeichnete Küche setzt kompromisslos auf Qualität statt Quantität und verarbeitet saisonale Spezialitäten mit viel Leidenschaft. Und dann gibt es noch einen Ort für Kaffeegenießer: das Trevo Coffee in Bezau.
Metzler: Genuss aus der Region
Wenn man über den Bregenzerwald spricht, darf die Firma Metzler nicht fehlen. Das Unternehmen steht für hochwertige regionale Produkte: Käse, Cremes und weitere Spezialitäten aus dem Bregenzerwald. Metzler verbindet traditionelles Handwerk mit modernen Ansprüchen und zeigt, wie man aus regionalen Rohstoffen Produkte von höchster Qualität schaffen kann. Auch hier gilt: stilles Können, authentischer Geschmack.

Eine Region, die sich treu bleibt
Der Bregenzerwald ist keine Region, die vom Tourismus lebt. Das mag paradox klingen, wenn man bedenkt, wie viele Gäste hierher kommen. Aber die Wirtschaft ruht auf mehreren Säulen: Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe, Tourismus. Das gibt der Region eine Stabilität, eine Gelassenheit, die man spürt. Hier muss niemand den Besuchern hinterherlaufen. Hier kann man sich selbst treu bleiben. Und genau das macht den Bregenzerwald so authentisch. Es ist eine Region, die nicht beeindrucken will, sondern einfach ist. Und genau das beeindruckt am meisten.






Kommentare sind geschlossen.