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Best Of Personal 23. August 2018

Macht Social Media unglücklich?

Seit Jahren rufe ich mittlerweile nahezu mehrmals täglich meine Social Media Profile auf. Während ich vor allem in den vergangenen Jahren noch fasziniert von Plattformen wie Instagram und Facebook war, verliere ich immer mehr die Lust an den immer gleichen Belanglosigkeiten, die auf Instagram, YouTube oder Facebook geteilt werden. Und ich stelle mir zunehmend die Frage, ob Social Media Netzwerke überhaupt noch sozial sind?

Anstelle dessen ist krankhaft anmutender Narzissmus, „Virtue Signalling“ sowie Aufmerksamkeitssucht getreten. Doch wieso musste es soweit kommen? Social Media hat sich mittlerweile – fast schon selbstverständlich – mit unserem Leben verflochten und wird auch nicht mehr verschwinden. Und es wäre auch zu naiv, zu denken, dass unsere Gesellschaft in der Lage ist, zu sagen, wann genug eben genug ist.

Durchschnittlich verbringen wir zwei Stunden auf Social Media, Jugendliche schaffen es gut und gerne auf sieben-neun Stunden, die Tendenz ist steigend. Ich bin kein Pessimist und auch sicherlich kein Feind von Social Media, aber es wird zunehmend wichtiger, darüber nachzudenken, welche Inhalte wir konsumieren wollen.

Aktuell hat das Instagram Profil von Blog Bohème (mittlerweile über fünf Jahre alt) knapp 50k Follower. Vor kurzem habe ich meine Follower in meinen Instagram Stories danach gefragt, ob sie Social Media glücklich oder unglücklich macht. Ein Großteil hat zu meinem Erstaunen geschrieben, dass Social Media sie unglücklicher bzw. unzufriedener macht. Wieso nutzen wir, inklusive mir, Social Media dann so intensiv?

Einerseits sicherlich, weil Social Media vorgibt, dass man seine Beliebtheit und seinen Erfolg anhand von Likes und Followern quantifizieren kann. Dazu muss ich sagen: Das ist totaler Schwachsinn. Die Realität ist mehr als genug. Und davon ist beispielsweise Instagram in der Regel oft sehr weit entfernt.

Andererseits, weil Social Media biochemische Vorgänge im Körper auslöst. Wer Social Media nutzt, bekommt ständig kleine Dopaminschübe durch seinen Körper gejagt. Wenn das Dopamin im Körper geringer wird, greifen wir wieder ganz automatisch zu unserem Smartphone, scrollen durch unseren Instagram Feed. Immer und immer wieder. Außerdem wird auch das Hormon Oxytocin im Körper gebildet. Damit gehen ein niedrigeres Stresslevel, das Gefühl von Liebe, Vertrauen, Empathie sowie Großzügigkeit einher. Bereits zehn Minuten Social Media Konsum können deinen Oxytocin-Spiegel um 15% erhöhen.

Doch wieso gerade ich, der seit mittlerweile einigen Jahren einen Blog schreibt, formuliert ausgerechnet diesen Text? Weil ich der Meinung bin, dass es für uns alle immer wichtiger wird, Dinge zu hinterfragen auch wenn es sich zunächst nicht gut anfühlt. Vielleicht verbringen wir auch einfach zu wenig Zeit damit, wofür wir eigentlich stehen, an was wir glauben, was unsere Moralvorstellungen ausmacht? Selbstverständlich ist davon nichts in Stein gemeißelt, das Leben ist dazu da, sich ständig zu verbessern und herauszufinden, wie es möglich ist, ein besserer Mensch zu werden. Doch bevor wir überhaupt rausfinden können, was besser ist, muss man erstmal wissen, wer man überhaupt selbst ist?

Social Media, glaube ich, macht jedoch oft das Gegenteil mit uns. Wir schaffen von uns selbst ein Bild, das von der Realität stark abweicht. Hier ein Filter, da etwas Photoshop, immer mit dem Hintergedanken, Likes, neue Follower bzw. Bestätigung zu bekommen.

Was könnte nun aber die Lösung sein?

Es ist nie gut und gesund von irgendetwas abhängig zu sein. Es macht auch überhaupt keinen Sinn, sich reinzusteigern, wie viele Follower man hat, wie groß die eigene Reichweite ist oder wie viele Likes man bekommen hat. Das spielt einfach keine Rolle. Es geht nämlich um etwas viel größeres. Es geht darum, derjenige zu sein, der man wirklich ist. Und dabei geht es nicht darum, sowohl seine Ängste und Gefühle als auch sein perfektes Leben auf Social Media zu zeigen.

Außerdem, ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Satz schreiben soll, müssen wir aufhören Social Media Sternchen mit ihren geistlosen, stumpfsinnigen und nichtssagenden Inhalten zu glorifizieren. Ein „perfekter“ Körper wird uns alle nicht glücklich machen, vor allem weil jener Körper in der Realität meistens ganz anders aussieht. Und Designer Klamotten, hässliche überteuerte Schuhe und Taschen sowie Statussymbole ebenso nicht.

Sport, Mode, schöne Hotels, teure Restaurants sowie aufregende Reisen sind wunderschöne Dinge, die ein Leben garantiert lebenswert machen. Aber man muss wahnsinnig aufpassen, dass jene Dinge nicht zum Lebensinhalt werden. Laut diverser Studien, wird die Selbstmordrate von Jugendlichen in den nächsten zehn Jahren stetig steigen.

Und auch deswegen schreibe ich diesen Text. Social Media kann eine riesige Kraft entfalten. Nutzen wir es also so, um miteinander über alle Grenzen hinweg zu kommunizieren. Um Dinge besser zu verstehen und anderen zu helfen. Um zu inspirieren, wie man beispielsweise seine Gesundheit steigern kann, seine Fähigkeiten und Talente richtig einsetzt. Um sich weiterzubilden. Aber nicht, um in totaler Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit zu versinken. Denn das wird unsere Gesellschaft langfristig ziemlich sicher kaputt und krank machen.

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