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Feuilleton Literatur 20. März 2017

Literarisches Sixpack mit Svenja Gräfen

Was geschieht, wenn eine Beziehung zwischen zwei Menschen aus völlig unterschiedlichen Gründen eingegangen wird? Dieser Frage geht Svenja Gräfen in ihrem Debütroman Das Rauschen in unseren Köpfen auf den Grund. Die Geschichte handelt von Lene und Hendrik, die sich nach dem Abitur in der Großstadt begegnen und ineinander verlieben. Aber Hendriks Vergangenheit beginnt, eine immer größere Rolle zu spielen. Da ist seine zerrüttete Familie, sein bisweilen merkwürdiges Verhalten. Und da ist seine Jugendliebe Klara. Ein poetischer Roman, der sich voll und ganz dem Thema Liebe widmet. 

Uns hat Svenja ihre sechs allerliebsten Bücher verraten:

1.) Connie Palmen: Die Freundschaft

Wurde mir vor Jahren von einer Freundin empfohlen, ich las es schockverliebt in einem Rutsch und habe es seitdem wiederum sehr oft weiterempfohlen. So großartig erzählt, so tolle, vielschichtige Figuren – es geht um die Freundschaft und Beziehung zwischen Kit und Ara, zwei sehr unterschiedlichen Mädchen und später dann Frauen, die von Kindheit bis ins Erwachsenenalter die wichtigste Konstante darstellt. Angenehm wenig bis gar nicht klischeehaft und dabei tatsächlich philosophisch. Auch wenn’s mir schwerfällt, eine bestimmte Anzahl Lieblingsbücher festzulegen, „Die Freundschaft“ gehört definitiv dazu.

2.)  Judith Hermann: Aller Liebe Anfang

Das Buch steht so ein bisschen generell für Judith Hermann, denn ich liebe auch ihre Erzählungen. Soweit ich das mitgekriegt habe, gab es im Vergleich zu letzteren ja ein wenig Enttäuschung über den Roman, was ich gar nicht nachvollziehen kann. Klar, auf den ersten Blick passiert nicht unfassbar viel – aber die Sprache, Hermanns Erzählweise, mit der sie so treffsicher Stimmungen erzeugt und wie dann eben unter der Oberfläche doch so einiges passiert, beeindruckt mich sehr. Ihre Sätze sind bei aller Lakonie irgendwie so weich.

3.) Abigail Ulman: Jetzt – Alles – Sofort

Hab ich erwähnt, dass ich grundsätzlich ein großer Fan von Erzählungen bin? Dieses Buch hat mich letztes Jahr gerettet, weil mir zu der Zeit nämlich nichts, was ich las, so richtig gefallen hat. Und dann kommt halt Abigail Ulman und überzeugt gleich mit den ersten paar Sätzen. Sie schreibt so starke, tolle Erzählungen, die nichts von Versuchsanordnungen haben, sondern sehr ungekünstelt – und teils auch krass – aus der Perspektive junger Frauen berichten. Ich würde mit allen Protagonistinnen gern Kaffee trinken und über das Leben quatschen und mit Abigail Ulman selbst sowieso.

4.) Patti Smith: Just Kids

Patti Smith ist einfach eine perfekte Symbiose aus Poesie und Coolness. Und Obacht, jetzt wird’s kurz kitschig, aber das Buch ist wirklich inspirierend und erzählt davon, wie wichtig es ist, Mut zu haben​ und an irgendwas zu glauben, an die Kunst und/oder sich selbst. Und an Secondhandkleidung. Kitsch over.

5.) Anna Gavalda: Zusammen ist man weniger allein.

Ganz ehrlich, wahrscheinlich würde ich das Buch heute nicht mehr so toll finden. Aber da ich es mit 15, 16 und pubertierend auf dem Land gelesen und dazu extrem viel Nada Surf gehört habe, hat es sich sehr eingeprägt und steht für eine bestimmte Lebensphase, ein bestimmtes Gefühl. (Müsste ich es aber jetzt spontan austauschen, dann gegen meine aktuelle Lektüre: „Nachts ist es leise in Teheran“ von Shida Bazyar – beeindruckend und so wichtig!)

6.) Miranda July: Zehn Wahrheiten

Und noch ein Buch, das stellvertretend für eine Künstlerin steht. Ich bin ein wenig July-obsessed. Ihre Kurzgeschichten sind genau wie ihre Filme gleichzeitig schön und verstörend, witzig und tragisch. Und die Originalausgabe trägt den besten Titel: „No one belongs here more than you“.

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