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Feuilleton Literatur 27. Februar 2017

Literarisches Sixpack mit Ada Dorian

Vergangenes Jahr las Ada Dorian in Klagenfurt beim Bachmannpreis aus ihrem Roman „Betrunkene Bäume“ vor. Weniger als ein Jahr später, ist ihr Debütroman nun endlich im Ullstein Verlag erschienen. Das zentrale Motiv des Romans: Isolation und was passieren muss, dass Menschen egal welchen Alters vereinsamen? Klaus Kastberger, Jurymitglied des Bachmann-Preises, bewertete Adas Erstlingswerk treffend: „Ein wunderschöner, ein perfekter Text.“  

Grund genug, Ada Dorian nach ihren sechs Lieblingsbüchern zu fragen. Zeit für ein neue Folge unseres „Literarischen Sixpacks“.

1.) Sibylle Berg: Der Tag, als meine Frau einen Mann fand

Düster und frei in der Unfreiheit. Dieses Buch sollte jeder gelesen haben, der der Illusion aufsitzt, dass lange Beziehungen sich selbst tragen. Vertrautheit ist nichts, der Reiz ist alles.

2.) Peter Kurzeck: Übers Eis

Kurzecks Texte sind wie ein Spaziergang zu zweit. Man schliddert mit ihm über glatte Bürgersteige, man fällt mit ihm, man hat einen Gleichgesinnten im Grübeln.

3.) Patrick Süskind: Das Parfüm

Mit fünfzehn roch ich an diesem Buch. Eine andere Zeit tat sich auf, eine fremde Welt, die so nah schien, dass ich in sie hineinkroch. Der Rückweg ist mir bis heute nicht gänzlich gelungen.

4.) Andor Endre Gelléri: Die Großwäscherei

Das bessere Leben bleibt für den einfachen Arbeiter unerreichbar. Träume zerplatzen wie Seifenblasen. Was bleibt, ist der saubere Geruch des Geldes. Doch das kassieren andere ab. Beim Lesen denke ich an Näherinnen in Bangladesch, an die Jeansfabriken in Indien, an die Handyproduktion in China. Und gehe am Ende des Tages nicht einkaufen.

5.) Michel Houellebecq: Karte und Gebiet

Der Autor: Düster und klug, so klug. Man möchte in diesem Kopf zu Gast sein, die Welt aus seiner Sicht sehen, um dann zurück in die glückliche, banale Realität zu flüchten.

6.) Jonathan Franzen: Schweres Beben

Ich muss es nennen. Jedes andere seiner Bücher kann an dieser Stelle stehen. Die Defizite unserer Zeit sind so allumfassend gespiegelt, dass man durch seine Bücher torkelt wie durch ein Spiegelkabinett.

Die Schriftstellerin Ada Dorian © Detlef Heese

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