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Travel 18. April 2018

Helgoland im April: Ausreichend Zeit für Entschleunigung

Mit einem lauten Krach hebt die Propellermaschine vom Flughafen Cuxhaven / Nordholz Richtung Helgoland ab. Eine Sicherheitsanweisung gibt es nicht, dafür einen Sicherheitsgurt. Und eine Menge Platz, da von den acht Sitzplätzen nur drei belegt sind. Der Pilot hält gelassen das Steuerrad, während wir für einen kurzen Moment etwas an Höhe verlieren. Nur wenige Minuten später haben wir unsere Flughöhe erreicht und das Wattenmeer zeigt sich von seiner schönsten Seite. Verschiedene Blautöne vermischen sich mit den Brauntönen des Wattenmeerbodens, ehe wir uns im Landeanflug auf Helgoland befinden.

Unser Pilot lässt mich beim Aussteigen wissen, dass es auch mal ordentlich wackeln kann. „Der Wind und das Wetter auf Helgoland kann sich problemlos dreimal am Tag, sogar dreimal in drei Stunden ändern. Heute hatten wir Glück.“

Das Meer schlägt gegen die Landungsbrücke, während ich auf die Dünenfähre steige, mit der ich auf die Hauptinsel übersetze. In diesem Moment muss ich an Goethe denken, der über Helgoland schrieb, dass auf diesem „merkwürdigen Erdpunkt der Weltgeist“ wohne. Im Nordost-Hafen angekommen, sehe ich vereinzelt ein paar Möwen auf den Hausdächern der 50er und 60er Jahre Bauten sitzen, die geduldig auf die Tagestouristen warten.

Vor allem in der Hauptsaison laufen unzählige Tagesgäste den Lung Wai, den „langen Weg“ hoch und runter, um sich in den Duty-free Shops mit billigem Schnaps und Zigaretten, zollfreie Uhren, XL Toblerone, XL Haribo Packungen und Kinderschokolade einzudecken, vielleicht ein Krabben- oder Fischbrötchen zu essen und in kürzester Zeit die Lange Anna, das Wahrzeichen Helgolands zu sehen.

Doch gerade die Nebensaison auf Helgoland ist prädestiniert dafür, den von Goethe erwähnten „Weltgeist“ zu finden. Ich steige die 184 Stufen vom besiedelten Unterland ins felsige Oberland und sehe vom höchsten Punkt auf das dunkelblaue Meer hinab. Im Osten sieht man einen Containerfrachter, der vermutlich gerade auf dem Weg nach Hamburg ist. Im Westen erstreckt sich der goldglitzernde Horizont. Und direkt vor mir sehe ich die unzählige Häuschen mit ihren Steildächern und großen Fenstern, die durch ihre kuriose, nordische und puritanisch strenge Architektur gezwungenermaßen an den zweiten Weltkrieg erinnern. Anfang April ist es auf Helgoland noch anders, einsamer und ruhiger. Man bekommt sogar kurz den Eindruck, als wären mehr Kegelrobben auf der Düne unterwegs als Touristen. Und auch von den 1400 Einheimischen bekommt man nicht so viel mit.

Es ist mittlerweile ziemlich stürmisch geworden, stelle ich fest, als ich mich Schritt für Schritt auf dem Klippenwanderweg gegen den Wind stemme. Das Meer ist aufgewühlt. Die Tagestouristen sind bereits mit der Fähre auf dem nach Hause weg. Nahezu alleine genieße ich die Einsamkeit und muss erneut an Goethes „Weltgeist“ denken.

Helgoland hat zugegebenermaßen nicht den besten Ruf. Manche Deutsche belächelten Helgoland sogar lange Zeit als „Fuselfelsen“, nicht nur wegen der zahlreichen Schnapsläden.

Ich habe zwei Nächte auf der Insel verbracht, besuchte das Schwimmbad und die Sauna, beobachtete Vögel sowie Kegelrobben und Seehunde bei einer Dünenführung des Verein Jordsand, nahm an einer Bunkerführung teil und habe unter anderem eine Helgoländer Knieper Pizza im Hotel „Zum Hamburger“ gegessen und war bereits nach einem Eiergrog betrunken. Entschleunigung in unserer schnelllebigen Zeit wird immer wichtiger. Auf Helgoland habe ich sie, zumindest für ein paar Stunden, gefunden.

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Helgoland Touristik und regiomaris entstanden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider.

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