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Fashion Feuilleton Fotografie Kunst 7. Februar 2016

Brüste, sexuelle Posen und ganz viel Nacktheit: Bettina Rheims

Brüste, rotgeschminkte Lippen, sexuelle Posen und ganz viel Nacktheit: Supermodels, Unbekannte von der Straße oder Stripperinnen vom Pigalle. So könnte man auf den ersten Blick das Gesamtwerk der Fotografin Bettina Rheims beschreiben – doch natürlich ist ihre Fotografie weitaus umfangreicher. Serge Bramly beschreibt es so: „Bettina Rheims stiehlt nicht, erzwingt nichts und überrumpelt niemanden. Sie bereitet einen Raum wie eine Tanzfläche vor, in den sie – wie soll ich sagen? – einen Partner einlädt, den die Stylistin, der Friseur, der Maskenbildner zurechtgemacht haben. Sobald die Musik einsetzt, fängt das Objektiv den Blick des Gegenübers ein und lässt ihn nicht mehr los. (…)“ (Serge Bramly, in Bettina Rheims, 1987)

Claire Stansfield crying in the Formosa Café, February 1994, Los Angeles © Bettina Rheims
Claire Stansfield crying in the Formosa Café, February 1994, Los Angeles © Bettina Rheims

Madonna rekelte sich für sie im Bett, Traci Lords lässt sich leicht bekleidet von ihr beim Rauchen fotografieren oder Kristen McMenamy setzt sich für sie lasziv – natürlich fast nackt und mit einem schwarzen Make-Up Klecks auf der linken Hand – auf den Rand einer petrolfarbenen Badewanne. Oder Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ließ sich eine Woche lang von ihr filmen. Ihre Bildkompositionen wirken verstörend, manchmal ordinär, doch meistens hoch erotisch. Ihre Arbeit ist ständig auf der Suche nach der Weiblichkeit. Wie kaum eine andere versteht es Rheims, die selbst in den 1970er Jahren modelte, ihre Modelle in Szene zu setzen: Dabei entstehen Bilder mit nackten Hintern, Frauen, die mit Handschellen an Betten gekettet sind oder sich nackt auf Sofas räkeln und mit anderen Frauen rumknutschen. Doch auch Gender-Themen wie Tarnsexualität oder Androgynität sind immer wieder Thema ihrer Arbeit. „Bettina Rheims ist eine Renaissance-Malerin, die ihre Modelle mit einem Brotmesser entkleidet hat. In ihrem Werk explodieren Rock, Punk und Rap an der Decke der Sixtinischen Kapelle.“ (Patrick Besson, in Paris Match, 1996)

Breakfast with Monica Bellucci, November 1995, Paris © Bettina Rheims
Breakfast with Monica Bellucci, November 1995, Paris © Bettina Rheims

Kürzlich erschienen über 500 von Rheims Fotografien aus 35 Jahren in dem Band „Bettina Rheims“ im Taschen Verlag. Von Rheims persönlich ausgewählt und zusammengestellt, setzt sie bekannten Serien wie Chambre Close, Héroïnes und Rose, c’est Paris viele bisher unveröffentlichte Bilder aus ihrem Archiv und ihren persönlichen „Tagebüchern“ entgegen, in denen die Fotografin private Erinnerungsfotos zeigt und einen Blick auf ihre Arbeitsweise erlaubt. Die Retrospektive umfasst sowohl die kommerziellen als auch die künstlerischen Aufnahmen und beeindruckt durch die außergewöhnliche Bandbreite von Rheims’ Motiven und Stilen. Sie bricht mit den traditionellen Codes der Erotik und findet zu einer ganz neuen Bildsprache der Weiblichkeit.

Georgie Bee wearing her own amazing shoes, June 2013, London © Bettina Rheims
Georgie Bee wearing her own amazing shoes, June 2013, London © Bettina Rheims
© Bettina Rheims Taschen Verlag 2016
© Bettina Rheims Taschen Verlag 2016

TASCHEN Bettina Rheims

Bettina Rheims, Patrick Remy
Hardcover, 598 Seiten
€ 59,99

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