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Best Of Feuilleton Musik 29. Januar 2018

11 Fragen an WhoMadeWho

Das dänische Elektro-Rock Trio WhoMadeWho hat am 19. Januar sein sechstes Album Through The Walls veröffentlicht. Was einst als Spaß- und Nebenprojekt startete, gibt es jetzt seit knapp 15 Jahren. Jeder, der WhoMadeWho gesehen hat, kann ihren Ruf als fantastische Liveband bestätigen.

Denn kaum eine andere Band kann Spielfreude so ausdrücken, wie diese drei Kopenhagener. Schlagzeug, Gitarre, Bass, und ein paar elektronische Spielereien. In Namen ausgedrückt: Tomas Barfod, Jeppe Kjælberg, Tomas Høffding. Der neuen Platte hört man den ein Jahr lang dauernden Prozess an, den Red Bull in einer Doku festgehalten hat. Bei der exklusiven Premiere in Kopenhagen, haben wir die drei bestens aufgelegten Herren zu einem Gespräch in weichen, quietschenden Kinosesseln und mit ausreichend Drinks getroffen.

Fahrrad oder Flugzeug?

Høffding: Gute Frage. Wir lieben es eigentlich Fahrrad zu fahren, aber auch zu fliegen.
Barfod: Zum Flughafen fahren wir mit dem Rad, und lieben es danach zu fliegen. Wir nehmen selten ein Taxi.

Asien oder Südamerika?

H & B: Südamerika.
B: Mit WhoMadeWho sind wir oft in Südamerika, vor einer Woche haben wir in Tullum (Mexiko) gespielt.
H: Wir mögen auch Asien, aber in Südamerika passiert mehr für uns.

Beat oder Melodie?

Kjælberg: Das sehen wir wohl etwas unterschiedlich (lacht).
B: WhoMadeWho als Ganzes ist ziemlich beatbasiert. Unsere Konzerte sind sehr Beat. Aber ohne Melodien  wären wir nicht da, wo wir heute sind.
H: Ich würde sagen: Beat.

Kann man sagen, dass jede Platte, die ihr macht, immer etwas mehr nach Studio klingt?

B: Nein, ich glaube, wir nehmen das Albumformat Album für Album mehr an. Am Anfang hatten wir viele Liveinstrumente, aber in letzter Zeit haben wir akzeptiert, dass ein Album ein Album ist, und wenn es elektronisch am besten klingt, dann ist das so. Aber ich finde, wir sind im Studio genau so experimentierfreudig wie live.
K: Es ist auch leichter, die kreativen Ideen für die Bühne umzusetzen, wenn man im Studio einfach wild rumjazzt und mit elektronischen Hilfsmitteln herumprobiert.

© Martin Bubandt

Seid ihr dann allgemein eher auf dem Weg eine Studioband zu werden und wollt versuchen diesen Sound mehr auf die Bühne zu bringen?

H: Unsere Platten haben sich über die Jahre sehr geändert, wohingegen dieses dumme Rocktrio, das wir nunmal sind, so fucking klassisch ist, das es schwer zu schlagen ist.
B: Ganz so Schwarz und Weiß ist es auch nicht. Weil, wir haben ja Passagen live, die z.B. mehr Techno sind, als auf dem Album.
H: Die Wahrheit ist wohl – in Bezug auf unsere Stärke als Liveband – dass es wirklich richtig viel gute elektronische Musik und Musiker da draußen gibt. Und die stehen dann auf der Bühne, drücken, drehen Knöpfe und dahinter sind ein paar Visuals, but we got the guitar, the bass and the drums – fuck you guys (alle lachen). Wir spielen diese elektronische Musik mit Instrumenten. Die sind dynamisch, wild und klobig, einfach witziger. Man kan damit abspacken, von Lautsprechern runter hüpfen und sowas.
B: Außerdem können wir je nach Stimmung eine Disco- oder ein Technoversion von einem Song spielen.

Ihr hattet immer ein gutes Verhältnis zu Deutschland, besonders zur elektronischen Szene. Ihr habt Platten auf u.a. Gomma, Kompakt und Get Physical rausgebracht. Was ist das Besondere an den deutschen Labels und der Szene?

B: Statt unser erstes Demo an ein dänisches Label zu schicken, haben wir es an unsere Lieblingslabels überall in der Welt geschickt. Es gibt natürlich viele gute elektronische Labels in Deutschland, und so sind wir dann letztendlich bei Gomma gelandet, haben später zu anderen gewechselt. Außerdem sind wir in Deutschland super gut angekommen.
K: Es natürlich auch so, dass die elektronische Welt in Deutschland ziemlich zentriert ist, und die lieben wir. So, eine Liebesbeziehung ist es auch.
H: Wir waren damals plötzlich ein Teil dieser Szene, die sich über die ganze Welt erstreckt. Wir waren mehr oder weniger zufällig in Deutschland unter Vertrag, aber ich finde, wir haben uns immer als Weltband gesehen.
B: Richtig. Anstatt an Nationalitäten zu denken, ist es mehr die Familie zwischen den Akteuren. Generell ist dort super viel Liebe, es ist ein großes Kollektiv und das macht Spaß.
K: Es ist eine schöne, kleine Nische, nur halt groß und über die ganze Welt verteilt.

Ihr wechselt fast mit jedem neuen Album das Label. Was ist die Idee dahinter, was sind die Kriterien?

K: Es hängt zu erst vom Album ab.
H: Es ist aber auch so, dass wir ein crazy Rastlosigkeit in uns haben.
B: Einmal haben wir eine verkehrte Wahl getroffen mit unserem Label, wollten ein Album selber rausbringen. Da haben wir gemerkt, wie viel Familie bedeutet. Wie viel es bedeutet, wenn man auf einem kleinerem, engagierten Label ist.
K: Rastlosigkeit ist ein Grundstein in dieser Gruppe, die uns die ganze Zeit antreibt. Wir müssen immer etwas neues probieren, uns die ganze Zeit herausfordern, und das hält das Ganze am Laufen und sorgt dafür, dass wir nicht in einen Loop hängen bleiben.
H: Am Anfang spielten wir diese Hüpf-umher-Musik und hatten Skelettanzüge an (Hängen jetzt in Dänemarks Rockmuseum Anm. d. R.). Wenn ich ehrlich sein soll: Wir wären heute vielleicht riesige Weltstars, wenn wir damit weitergemacht hätten. Aber es war immer unser Ding zu sagen: Danke, wir machen dann mal was anderes! So sind unsere Platten, so sind unserer Liveshows, so ist alles.

Ihr habt alle drei Soloplatten gemacht und andere Projekte, Tomas (Barfod) und Jeppe, ihr produziert auch Hip Hop. Wie wirkt sich das auf WhoMadeWho aus?

H: Genau. Rein kreativ, ist das fantastisch. Wenn einer von uns eine Soloplatte macht, sieht man was passiert, wenn der Input nicht von der Band kommt. Auf diese Weise sieht man die eigene Band klarer. Es gibt einem auch Freiheit, da es sich schon etwas klaustrophobisch anfühlen kann, wenn man all sein Leben und seine Arbeit nur in eine Band legt. Zum Beispiel bei all den Liedern, die man für WhoMadeWho schreibt; wenn die Jungs was davon nicht mögen, hat man ein anderes Projekt dafür. Das schafft eine recht harmonische Welt.
B: Und umgekehrt, saugen wir Inspiration für die Band aus den anderen Sachen. Eigentlich ist daraus eine super gute Wechselwirkung entstanden.
K: Richtig, ohne könnten wir es nicht mehr machen.

Eure Singles erscheinen immer auch im Remix von Produzenten und DJs. Welche Bedeutung hat es für euch, dass eure Songs auch im Clubkontext funktionieren?

H: Eine große Bedeutung!
B: Gerade wir als Band haben die Loyalität, die es in der Club -und Subkultur gibt, erlebt. Im Gegensatz zur gängigen Indie-Pop-Szene, wo alles sehr illoyal ist. Das eine Jahr ist etwas hip, das nächste Jahr nicht. Aber die Clubszene und diese Liebe zur Musik unter DJs und Produzenten haben wir richtig postiv erfahren. Wo solche Künstler wie Tale of Us, Maceo Plex, DJ Koze, einige der besten DJs der Welt uns remixen, auflegen und supporten. Uns rührt diese Loyalität sehr. Die Interaktion, einen guten DJ zu wählen – und auch seinen Weg zu verfolgen – und dann zu erleben, wie unsere Lieder in deren Kontext klingen, das ist cool.

© Martin Bubandt

Ihr seid dafür bekannt in Kostümen und Anzügen aufzutreten, macht schicke und 
aufwendige Videos, Pressebilder, Style und Plattencover sind immer ziemlich durchdacht. Wie wichtig ist dieser Gesamteindruck drumherum?

B: Am Anfang hatten wir wieder mal Glück und jemand vom Label kannte wen, der wen kannte, der das Artwork machen sollte. Zufällig war das großartig. In der letzten Zeit nehmen wir es damit aber sehr genau. Weil wir natürlich wissen, dass man bei all der guten Musik die rauskommt und bei dem Flow, der herrscht, einfach alles auffahren muss. Ob es das Aussehen von Flyern, Videos oder Artwork ist.
K: Ich glaub das Geheimnis von WhoMadeWho liegt darin, dass wir gut darin sind, uns intern frei zu machen, man darf hier sich und sein kreatives Gebiet entfalten. Dazu kommt, dass wir über die Jahre so gut darin geworden sind, Leute zu finden, zu denen wir sagen können: Wir wissen nicht, was du machst, aber wir vertrauen dir, deiner Vision und deinem Talent.

Ihr tretet in wechselnden Konstellationen auf, als DJs, macht einen Radiopodcast, jetzt die Zusammenarbeit mit Red Bull, eine Doku, steuert allgemein vieles selber und habt Familie, seid ihr eine moderne Band?

K: Das ist wieder diese Rastlosigkeit. Es muss immer was anderes passieren, dann sind wir ziemlich produktiv. Und natürlich wollen wir auch den Fans was geben, wenn gerade mal keine neue Platte da ist.
H: Ich sehe das so: Es gibt verdammt viele Bands, die alles Mögliche machen. So konzeptuell gesehen und marketingmäßig sind wir jetzt keine moderne Band. Aber ich finde, das wir Live etwas einzigartiges am laufen haben, das uns niemand nehmen kann. Wir kommen auf die Bühne, wir können krank sein, betrunken, nur zu Zweit oder ohne Instrumente. Das ist so fucking stark. Wir haben da irgendwas. Auf den Platten dann, versuchen wir neugierig zu sein, uns am Jetzt zu orientieren und Dinge zu benutzten, die wir bis dahin bei keinem anderen gehört haben, und daraus dann so gute Platten wie möglich zu produzieren.
B: Wir sehen uns nicht selbst als moderne Band. Es geht darum, was man selber kontrollieren kann. Man kann beispielsweise kontrollieren, dass man eine geile Bühnenshow hat, man ordentlich spielt, eine gute Beziehung zu seinen Fans aufbaut. Darauf achten wir sehr. Aber es kann schon sein, dass wir eine moderne Band sind. Ich hab da bis jetzt nicht drüber nachgedacht, aber vielleicht sind wir das geworden… wir erfinden uns ständig neu, wir wollen nicht einfach so dahin welken und es nur wegen des Geldes machen, bis wir es irgendwann gar nicht mehr machen wollen.

 

Im Februar, März und auf einigen Festivals im Sommer kann man WhoMadeWho dieses Jahr in Deutschland live erleben.

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