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Feuilleton Musik 3. Mai 2016

11 Fragen an VAIT

„Bayern des samma mia.“ So tönt es gerne aus dem Bierzelt oder von der Tribüne. Bayern, das ist aber musikalisch längst viel mehr als Umtata, Bierzelt und Mundart. Früher noch Geheimtipp zählen Indie-Bands wie beispielsweise die Sportfreunde Stiller, Kofelgschroa oder auch The Notwist heute wohl zu den bekanntesten Vertretern dieser Musik-Region. Auch die Jungs von VAIT haben ihre Hausaufgaben in der bayerischen Schule erledigt. Mit Sei dankbar veröffentlichen die vier aus Bad Aibling stammenden Musiker Ralf, Paul, Stefan und Benedikt ihr mittlerweile viertes Studioalbum. Höchste Zeit also einmal mit ihnen über sie selbst und ihre Musik zu sprechen.

Twitter oder Tageszeitung?

Paul & Ralf: Tageszeitung
Benedikt & Stefan: Twitter

Boazn oder Bierzelt?

Ralf, Paul & Stefan: Boazn
Benedikt: Bierzelt

Heimat oder Hotel?

Einstimmig: Heimat

 Die Band VAIT: Paul, Ralf, Stefan und Benedikt (v.l.n.r) Foto: Michael Colella
Die Band VAIT: Paul, Ralf, Stefan und Benedikt (v.l.n.r) Foto: Michael Colella

Eure aktuelle Platte heißt „Sei dankbar“. Wofür bedankt Ihr euch?

Ralf: Wir sind generell sehr dankbar, dass es wieder auf die Bühne geht. Und dass das Album endlich fertig ist. Der Titel des Albums ist quasi Programm. Anders als bei der letzten Platte haben wir uns stark darauf konzentriert, was wir bisher alles erreicht haben und wofür man einfach mal Danke sagen könnte – anstatt sich ständig aufzuregen und zu ärgern. Ich finde, Dankbarkeit kann auch mal eine gute Motivation sein, Musik zu machen.

Paul: Der Titel beinhaltet für mich auch eine ironische Ebene. Ein schönes Beispiel dafür ist der Song „Fuß von Pelé“. Darin geht es um einen jungen Fußballer, dessen Karriere durch einen schweren Unfall gestoppt wird und er seitdem ein ödes Leben an der Supermarktkasse fristen muss. Verständlicherweise ziemlich frustrierend – seine Mutter mahnt ihn trotzdem zur Dankbarkeit. Was vor dem Hintergrund seines persönlichen Schicksals ziemlich grotesk wirkt. Der Titel des Albums sagt auch: Sei nicht mit allem zufrieden, wovon andere meinen, es sei gut für dich. Tu das, was dich glücklich macht.

Eure Texte handeln oft vom Erwachsenwerden, dem Kleinbürgertum in der Provinz oder verflossenen Liebschaften. Wieviel eurer eigenen Biografie steckt darin?

Ralf: Mindestens 90 Prozent der Inhalte sind stark biografisch beeinflusst – eben wie der bereits angesprochene Song „Fuß von Pelé“. Einem Freund von uns ist es tatsächlich so ergangen. Man kann schon sagen, dass es generell die Geschichten aus unserem eigenen Leben sind, die mich als Texter inspirieren.  Man geht halt mit offenen Augen durchs Leben und macht sich so seine Gedanken. Auch die Medien und das politische Tagesgeschehen spielen für mich beim Texten eine große Rolle.

Aktuelle LP "Sei dankbar" (Artwork: Vera und Eva Kapser)
Aktuelle LP „Sei dankbar“ (Artwork: Vera und Eva Kapser)

Apropos Medien: Was denkt ihr, wenn ihr aktuell in die Medien schaut?

Ralf: Heutzutage ist die Medienlandschaft ja vor allem von Schnelligkeit dominiert. Zur Zeit unserer Eltern beispielsweile hatte man noch wesentlich länger Zeit, sich Gedanken über die Nachrichten zu machen – also von Tagesschau zu Tagesschau oder eben bis zum Erscheinen der neuen Zeitungsausgabe am nächsten Tag. Das Internet hat alles rapide beschleunigt. Da jagt eine News die nächste und man kommt mit dem Verarbeiten der einzelnen Meldungen nicht mehr hinterher. Ein reflektierter Medienkonsum ist dadurch sehr schwer geworden. Ich bin der Meinung, dass diese Entwicklung sehr kritisch zu sehen ist. Das beschreiben wir auch in unserem Song „Seite 1“. Man kann ja heutzutage fast schon froh sein, wenn das Smartphone oder der PC einmal streiken und die Medienflut zumindest über diese beiden Kanäle für kurze Zeit ausbleibt.

Paul: Mich regt vor allem auf, dass heutzutage jeder Blogger oder Facebook-User ein vermeintlicher Meinungsbildner sein kann. Die Qualität der Informationen ist leider oft sehr fragwürdig. Dennoch sind alle davon überzeugt, dass es ihre Meinung ist, die zählt. Um sich vor solchem Käse zu schützen, muss man sich schon besser auskennen und ein paar Klicks mehr machen. Oft hilft da nur radikales Ausfiltern. Ich denke, die große Maße konsumiert einfach und fragt selten nach. Das ist ziemlich bedenklich.

Foto: Michael Colella
Foto: Michael Colella

Das starke rollende „R“ verrät eure bayerischen Wurzeln. Inwiefern spielt eure Heimat eine Rolle für die Musik?

Ralf: Wir kommen eben aus Bayern und unsere Geschichten sind damit wohl auch irgendwie davon geprägt. Das war’s dann aber auch schon. Bei uns gibt es keine Mundart und unser Sound klingt auch nicht nach Bierzelt.

„Wo kommen wir her, wo gehen wir hin“, heißt es in eurer aktuellen Single „Jetzt“. Schon eine erste Antwort auf diese Frage entdeckt?

Ralf: Puh. Das wäre wohl ganz schön vermessen, da eine Antwort darauf zu haben, oder? Aktuell denke ich, es geht vor allem darum, die Zeit, die einem bleibt, gut zu nutzen. Beispielsweise mit den Menschen, die einen jeden Tag umgeben und die man gern hat. Auch einfach das zu tun, was man liebt. Vorerst ein ganz guter Plan, denke ich.

Auch schön: „Wenn dein Herz richtig schlägt, tut dein Kreuz nicht mehr weh.“ Wie kamt ihr auf diese Zeile?

Ralf: Ich denke, dass hat jeder schon einmal erlebt. Wenn es im Kopf passt, dann tut auch der Rest des Körpers selten weh. Ich selbst hatte es beispielsweise mal wirklich buchstäblich im Kreuz. Damals hatte ich jeden Tag höllische Rückenschmerzen. Zu dieser Zeit war aber auch mein Leben recht stressig. Sobald wieder alles ein wenig ruhiger wurde, ging es auch meinem Rücken wieder besser. Ich denke, an dem alten Spruch „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper“ ist durchaus was dran.

Heute spielt Ihr euer Release-Konzert. Worauf dürfen wir uns als nächstes freuen?

Ralf: Wir spielen im April und Mai noch ein paar bayernweite Konzerte und dann geht es auf Deutschland-Tour. Im Sommer werden wir natürlich auch auf dem einen oder anderen Festival Halt machen. Auch hier lautet unser vorläufiger Plan: Eine gute Zeit haben – wir sehen uns!

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