Springe zum Inhalt →

Allgemein Feuilleton Musik 6. Mai 2015

11 Fragen an Matthew Correia von Allah-Las

“Alter, was ist das denn für ein fetziger Sound. Was von den Stones?“ Der Mann im Plattenladen grinst mich an und schüttelt den Kopf. „Tarrantino-Soundtrack?“. Wieder Kopfschütteln. „Nun sag schon, ist doch bestimmt was aus deiner Oldies-Kiste.“ Der Platten-Dealer greift unter die Ladentheke und schiebt mir ein mattes Cover rüber. „Allah, was?“, meine ich und bekomme ein trockenes Allah-Las zur Antwort. Ich dreh die Scheibe um und traue meinen Augen kaum: Veröffentlicht im Jahr 2012.

Ungefähr so hat sich meine erste Begegnung mit den Allah-Las abgespielt. Ihr Sound klingt wie eine verschollene Platte der Rolling Stones, die sie gemeinsam mit den Beach Boys und jeder Menge Margaritas am Venice Beach aufgenommen haben. Haben sie aber nicht. Musik und Texte stammen allesamt von den vier kalifornischen Künstlern, die mit Worship the Sun kürzlich ihre zweite LP auf den Markt gebracht haben – und zu Zeiten ihrer vermeintlichen musikalischen Vorbilder wohl noch nicht mal geboren waren. Passend zu den ersten Sonnenstrahlen kommen sie nun im Mai nach München und stellen ihre neue Scheibe vor.

Blog Bohème hat Drummer Matthew Correia 11 Fragen gestellt.

Jagger oder Richards?

M.C.: Buffett! (Anmerkung: Wir mussten auch erstmal nachschlagen: Warren Buffett ist ein US-amerikanischer Milliardär, Großinvestor, Unternehmer und Mäzen. Laut Forbes ist er der drittreichste Mensch der Welt.)

Kaffee oder Kippen?

M.C.: Margarita mit extra Sahne, extra Salz, extra Limetten – ohne Strohhalm, bitte.

Surfen oder Skaten?

M.C.: Drachenfliegen. Retro Style.

Ihr kommt aus Kalifornien. Kein Wunder, dass euer aktuelles Album Worship the sun heißt. Wie würde die Musik klingen, wenn ihr aus Deutschland wärt?

M.C.: Wir sind aufgewachsen mit deutschen Bands wie Can, Kraftwerk, Neu!, Popol Vuh und einem Haufen anderer deutscher Musik ganz unterschiedlicher Genres. Wären wir Deutsche würde unser Sound vielleicht nach einigen dieser Bands klingen. Vielleicht hätten wir auch unsere eigene Kommune wie Amon Düül gegründet. Wer weiß?

Ihr kommt auf Tour ganz schön rum. In Deutschland wart ihr die letzten Male auch öfters. München stand dabei jedes Mal auf eurem Tour-Plan. Habt ihr daran besondere Erinnerungen?

M.C.: Einige unsere besten Shows hatten wir im Münchner Atomic Café. Schade, dass es den Laden nicht mehr gibt. Wirklich traurig. RIP!

Als ich euch das erste Mal hörte, war ich ziemlich baff. Ich dachte, dass sei die Musik einer Band aus den 60-ties oder 70-ties. Euer erstes Album erschien 2012. Was fasziniert euch an der Musik jener Zeit?

M.C.: Die Zeitlosigkeit der Sound-Produktion sowie der Inhalte. Das wird niemals altmodisch werden. Die Themen und Botschaften gehen uns bis heute alle an. Auch beziehen etliche heute populäre Kunstformen viele ihrer Einflüsse aus dieser Ära. Vermutlich hält jede Zeit ein paar solcher zeitlosen Geschenke parat. Man muss nur wissen, wo man am besten danach sucht. Natürlich braucht man auch die nötige Neugierde und Ausdauer – denn solche Schätze sind oft tief vergraben.

Eure Klamotten sehen auch ziemlich retro aus. Wo bekommt ihr die her? Habt ihr irgendwelche Lieblinslabels?

M.C.: Uns gefällt, was uns gefällt. Kein Schimmer aus welcher Zeit dann das Zeug kommt. Die Zeitlosigkeit macht’s.

Ok, ok. Zeitlosigkeit ist euer Ding. Trotzdem: Stellt euch mal vor, ihr hättet eine Zeitmaschine – in welche Epochen würdet ihr dann gerne reisen? Welche historische Person würdet ihr treffen wollen?

M.C.: Die alten Ägypter, Mayas oder andere antike Kulturen würden uns reizen. Besonders zu den Hochzeiten ihrer jeweiligen Gesellschaften. Das wäre sicher abgefahren. Aber auch unsere Heimat Kalifornien würde uns vor seiner Erschließung interessieren. Auch ein Gespräch mit Werner Herzog wäre klasse. Aber das ist ja auch heutzutage noch drin.

Ein Besuch eurer Website lohnt sich jedes Mal – wirklich super Mixtapes, die ihr dort bastelt. Wer von euch kümmert sich um die Zusammenstellung der Songs?

M.C.: Um Reverberation Radio kümmert sich unser Manager und guter Freund Robert Combs. Alles fing an mit einer Live Radio Show in LA aber irgendwie machten die starren Regeln und Vorgaben eines klassischen Radios keinen Sinn für uns. Inzwischen basteln zehn von uns abwechselnd jede Woche einen Mix. Den gegenseitigen Austausch mit Musik, betreiben wir bereits seit mehreren Jahren. Reverberation ist die beste Art für alle von uns, all das zu teilen, was uns gefällt – und mit jedem da draußen, der Bock darauf hat, sich die Geschichte anzuhören.

„Spent two years of my life in a foreign land. Came home to my own wife, had a different man. Saw fifteen sons and fathers lying on the ground. Just one click of my thumb, everybody’s down.“ Diese Zeilen meines Lieblingssongs „Busman’s holiday“ assoziere ich mit Road Trips und Tarrantino-Filmen. Woher bezieht ihr die Inspiration für eure Songs?

M.C.: Cool. Wir mögen, wenn Leute Ihre eigenen Interpretationen anstellen. Die richtige Textzeile lautet allerdings: „Spent two years of my life in a foreign land. Came home to my young wife as a different man“. Der Titel „Busman’s Holiday“ kann einen Urlaub meinen, in dem man eigentlich die ganze Zeit dasselbe macht oder Tätigkeiten, die sehr ähnlich zu deiner alltäglichen Arbeit sind. In dem Song geht es auch um posttraumatische Belastungsstörungen und den Stress, den beispielsweise Menschen erleben, die aus dem Krieg heimkehren. Inspiration für unsere Musik schöpfen wir aus vielen Quellen.

Euren Sound und Style finden wir ziemlich bohème. Was habt ihr eigentlich vor Eurer Zeit als Rock n‘ Roller gemacht?

M.C.: Wir haben ziemlich viele unterschiedliche Jobs rund um LA gehabt. Bevor ich in die Band einstieg, war ich gerade irgendwie dabei Fotograf zu werden. Ich fotografiere schon mein ganzes Leben lang und bin ein stolzes Mitglied der National Geographic Society. Jeder von uns hat mit Fotografie zu tun. Wir lieben sie!

Kommentaren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.