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Fashion Feuilleton 28. Februar 2016

Zeit geht, Stil bleibt: 100 Jahre Vogue

Wer den Zeitgeist in der Mode verstehen möchte, muss eigentlich nur eine Vogue aufschlagen: Teure Kleider, edle Beautyprodukte, ein schmaler Kulturteil, Reisen, wunderschöne Frauen und die besten Fotografen der Welt. Gedruckt auf Hochglanzpapier. Egal, ob in Amerika, Großbritannien, Deutschland oder Korea.

Angefangen hat alles im Jahr 1892: Gegründet wurde die Vogue ursprünglich für Manhattans High Society. Dann übernahm schließlich 1909 der Medien-Riese Condé Nast das Blatt. Wenige Jahre später, 1912 erschien die Vogue als US-Import alle vierzehn Tage auf dem britischen Markt. Während des Ersten Weltkrieges, also vier Jahre später entschied sich Condé Nast Publications für eine eigenständige, britische Ausgabe: Am 15. September 1916 erschien die erste Ausgabe.

Nächte im Rampenlicht Helmut Newton, 1973 Condé Nast archive publications Ltd. (Hantje Cantz)
Nächte im Rampenlicht Helmut Newton, 1973 Condé Nast archive publications Ltd. (Hantje Cantz)

Die Vogue war aber immer schon mehr als nur ein Hochglanzmagazin mit den vermeintlich schönsten Frauen der Welt. In den zwanziger Jahren zeigte das Magazin Kleider für die emanzipierte Frau, Anfang der sechziger Jahre ein Porträt des Künstlers David Hockney mit champagnerblonder Frisur und in den Neunzigern das oft mit „Heroin-Chick“ beschriebene, ikonische Bild von Kate Moss.

Kate Moss Mario Testino, 2008 © Mario Testino (Hantje Cantz)
Kate Moss Mario Testino, 2008 © Mario Testino (Hantje Cantz)

Dieses Jahr feiert die britische Vogue 100 Jahre: 1800 Hefte. Berühmte Gesichter wie Lady Di, Linda Evangelista oder Lesley Hornby aka Twiggy zierten das Cover, fotografiert von der Topgarde der Fotografie. Man Ray, Helmut Newton, Mario Testino, Cecil Beaton, Patrick Demarchelier. Und der journalistische Anspruch der britischen Vogue ist bis heute dessen größte Stärke. In den Zwanziger Jahren hat der Intellektuelle Aldoud Huxley die Kollektionen von Paris besprochen, später schrieb Virginia Woolf regelmäßig für die britische Ausgabe. Neben der üblichen Star Interviews gab es regelmäßig große Porträts von Schriftstellern, Künstlern oder Politikern zu lesen. Und die Chefredakteurin Alexandra Shulman, die seit 25 Jahren für die britische Ausgabe arbeitet, wirkt wie das Gegenteil von Anna Wintour.

Claudia Schiffer in Paris Herb Ritts, 1989 © Herb Ritts Foundation (Hantje Cantz)
Claudia Schiffer in Paris Herb Ritts, 1989 © Herb Ritts Foundation (Hantje Cantz)

Zum diesjährigen Jubiläum zeigt die Londoner National Portrait Gallery eine großartige Retrospektive. Der dazugehörige Bildband, der im Hantje Cantz Verlag erschienen ist, versammelt die Höhepunkte aus über 2000 Ausgaben. Eine Pflichtleküre für alle, die Mode und die schönen Dinge des Lebens lieben.

Alexander McQueen and Skull Tim Walker, 2009 © Tim Walker (Hantje Cantz)
Alexander McQueen and Skull Tim Walker, 2009 © Tim Walker (Hantje Cantz)

Vogue 100 – Hundert Jahre BritChic, Hrsg. Robin Muir, Texte von Nicholas Cullinan, Leon Max, Robin Muir, Alexandra Shulman, mit historischen Beiträgen von Cecil Beaton, Aldous Huxley, Lee Miller, Virginia Woolf u.a. (Deutsch) 2016. 304 Seiten, 49,80 Euro

Mode ist unzerstörbar Cecil Beaton, 1941 © Condé Nast archive publications Ltd. (Hantje Cantz)
Mode ist unzerstörbar Cecil Beaton, 1941 © Condé Nast archive publications Ltd. (Hantje Cantz)

 

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