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Fashion Lifestyle 12. Januar 2017

Qualität und die perfekte Passform: Inspired by ASKET

Man muss sich nicht zwingend ein Kenner der Textilindustrie sein, um festzustellen, dass Mode durch Kurzlebigkeit und Beständigkeit der Veränderung sowie ihrer zwingenden Ausbreitung gekennzeichnet ist. Ja, vor allem das Thema Kurzlebigkeit und das immer schnellere Konsumieren rücken in den Fokus. „Fast Fashion“, so die gängige Bezeichnung. Modeketten wie Primark, die zu unverschämt günstigen Preisen ihre Produkte anbieten, eröffnen nach und nach in sämtlichen Städten Deutschlands ihre Filialen. So ist es in Berlin mittlerweile fast unmöglich geworden, einen Spaziergang zum Alexanderplatz zu unternehmen, ohne auf eine Horde konsumwütiger Teenager und Erwachsener zu treffen, die tütenweise ihre Lumpen nach Hause tragen. Glücklicherweise gibt es aber auch zahlreiche Modelabels, die eine völlig andere Unternehmensphilosophie verfolgen. Qualität statt Quantität. Zeitlos statt einem Trend hinterherhechelnd. Genau aus diesem Grund habe ich mit den beiden Gründern des schwedischen Labels ASKET (August Bard Bringéus und Jakob Dworsky)  gesprochen.

1. ASKET kommt von dem altgriechischen Wort ἄσκησις, das übersetzt etwa Selbstkontrolle bzw. Verzicht bedeutet. Auf welche Art macht sich diese Philosophie in eurer Bekleidung bemerkbar?

Die Verzicht ist der rote Faden, der durch unsere Grundphilosophie und somit sämtliche Prozesse läuft. Wir verzichten auf alles, was keinen qualitativen Mehrwert fürs Produkt hat und investieren nur darin, was einen tatsächlichen Mehrwert hat. In unserer Bekleidung geht’s dabei ausschließlich um Qualität und Passform. Unsere Kleidung ist das Produkt eines Designprozesses in dem jede Komponente und jedes Detail in Frage gestellt wird um den Kern des Produktes zu verdeutlichen. Durch den Verzicht auf unnötige Details und einem nahezu obsessiven Fokus auf Minimalismus und Zeitlosigkeit schaffen wir das Gegenteil zu „Fast Fashion“: Kompromisslose, zeitlose Kleidung, die sowohl täglichen Verschleiß als auch kurzlebige Trends übersteht.

2. Wie seid ihr auf die Idee von ASKET gekommen? 


Als Kunden waren wir vom Modemarkt frustriert. Wir waren nie „Fashionistas“ aber uns interessierte immer zeitloses Design und hochwertige Materialien. Leider herrscht in der Branche ein Trendwahn, alles immer schneller und in neuem, vergänglichen Design zu machen. Dazu kommt die Größenauswahl, die für uns immer wieder unzureichend war. Es ist offensichtlich, dass 3,5 Milliarden Männer unmöglich in die fünf Standardgrößen XS-XL passen. Als Kunden mussten wir so ständig Kompromisse machen: Entweder in Bezug auf das Design, die Qualität, die Passform oder den Preis. Wir stellten uns daher die Frage wie wir als Outsider die bestmögliche Basiskleidung machen würden, wenn wir „NUR“ Basiskleidung machen würden. Ohne vorherige Erfahrung aus der Branche, ohne Vorurteile und ohne fixe Ideen wie sich Prozesse und Arbeitsweisen üblicherweise gehören.  So kamen wir auf die scheinbar einfache Formel ASKETs: Indem wir uns auf trendlose Kleidung fokussieren und hauptsächlich über den eigenen Onlinehandel direkt an den Kunden verkaufen, können wir die ständigen Kompromisse der Mode umgehen und wahre Luxusqualität und eine wesentliche bessere Passform zu einem sehr fairen Preis anbieten.

3. Modeketten wie Primark oder Zara leben davon, dass sie ständig immer schneller neue Trends in die Läden bringen und zu unverschämt günstigen Preisen verkaufen. Welche Gefahr seht ihr in dieser Entwicklung?

Es herrscht ein Trendwahn, der einen mittlerweile unhaltbaren Konsum ankurbelt. Wir sehen Kleidung nicht mehr als eine Investition sondern als Einwegprodukte. Man kauft Outfits für Halloween, die nicht einmal die Nacht überleben, für den einwöchigen Urlaub, für den Trend der in drei Monaten vorbei ist. Wir füllen unsere Kleiderschränke mit Kleidung die nach kürzester Zeit entweder nicht mehr im Trend ist oder ganz einfach zerfällt. Um wieder mehr kaufen zu müssen. Es ist ein Teufelskreis auf Kosten der Umwelt und der Menschen, die diese Kleidung herstellen. Wenn man bei einer Modekette ein T-Shirt um €5-10 kauft kann man davon ausgehen, dass der tatsächliche Preis wesentlich höher ist. Nur müssen nicht wir Kunden, sondern die Fabrikarbeiter den wahren Preis bezahlen: Unerträgliche Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und Gehälter von denen man nicht leben kann sind leider durch den Druck dieser Modeketten auf Fabriken in Niedriglohnländern Alltag. Und die Kleidung, deren Herstellung die kostbaren Ressourcen der Umwelt ausschöpft, landet in kürzester Zeit auf der Müllhalde. Und so lange wir als Kunden weiter billige Mode verlangen und qualitative Markenkleidung überteuert bleibt, wird es so weitergehen. Die großen Modeketten sind an einem Punkt angekommen, wo sie nur noch durch ständigen Mehrverkauf wachsen können – freiwillig werden sie sich nicht ändern. Die Änderung muss von uns Kunden kommen und von neuen Akteuren am Markt. Hier hoffen wir auch als Alternative einen Beitrag leisten zu können.

4. Qualität statt Quantität ist das Motto, das wir auch bei Blog Bohème versuchen zu leben. Wie setzt ihr das konkret bei ASKET um? 


Für uns geht es in der nachhaltigen Produktion darum Kleidung zu kreieren, die in allen Hinsichten dafür geschaffen ist langlebig zu sein – und das 100% Prozent verantwortungsbewusst zu tun. Das heißt, dass Nachhaltigkeit in sämtlichen Prozesse präsent sein muss. Nicht nur wie, wo und von wem unsere Kleidung gemacht wird, sondern auch wie sie verwendet und gepflegt wird.

Das größte Nachhaltigkeitsproblem der Modeindustrie ist das ungeheure Tempo, in dem täglich neue Kleidung produziert, vermarktet, verbraucht und entwertet wird. Unsere Hoffnung ist dieses Tempo drastisch verlangsamen zu können. Anstatt etliche saisonalen Kollektionen pro Jahr, entwickeln wir sachte eine einzige, permanente Kollektion zeitloser „Essentials“ – die Basiskleidung die man tatsächlich benötigt, die nie „out of style“ ist und jeden Tag getragen werden kann.

Zusätzlich arbeiten wir ausschließlich mit den hochwertigsten Rohstoffen und erfahrenen Manufakturen, damit unsere Kleidung nicht nur schnelllebigen Trends widersteht, sondern auch intensiven Verbrauch und Verschleiß. Unsere gesamte Produktion ist derzeit ausschließlich in Portugal und Italien, wo Lohn und Arbeitsbedingungen streng geregelt sind. Wir besuchen unsere Fabriken vor jeder neuen Kooperation, sowie während der tatsächlichen Produktion um sicherzustellen, dass die Bedingungen unseren Erwartungen entsprechen und um eine persönliche Beziehung zu jeder Manufaktur herzustellen.

Zu guter Letzt lassen wir die Produktion kosten, was sie kostet. Unsere Manufakturen sind nicht Lieferanten, sie sind unsere Partner und wir müssen zusammenarbeiten um die bestmögliche Kleidung herzustellen. Wir glauben nicht daran unsere Fabriken unter Druck zu stellen um Kosten zu sparen. Die großen Ersparnisse machen wir indem wir den Einzelhandel komplett umgehen: Mittelhändler, teure Retailflächen und traditionelles Marketing. So können wir unseren Kunden unsere Kleidung um etwa die Hälfte des herkömmlichen Einzelhandelpreises anbieten.

 

5. Ich habe gelesen, dass ihr Euch evtl. einen Investor ins Boot holen wollt. Habt ihr keine Angst davor, dass ihr dadurch eure Unabhängigkeit verliert?


Keineswegs. Wenn man einen Investor reinnimmt, heißt es nicht gleich, dass man das halbe Unternehmen vergibt. Und sollten wir einen Investor ins Boot holen, dann muss dies auch eine Person sein, die 100% hinter uns und den Werten ASKETs steht. Es geht also nicht darum nur irgendeinen Investor zu finden, sondern den richtigen Investor zu finden.

6. Schweden ist bekannt für seinen guten Geschmack und sein zeitloses Design. Welche Mode- und Möbeldesigner zählt ihr zu euren Favoriten?

Uns inspirieren schwedische Designer, vor allem Filippa K und Our Legacy. Filippa K für den zeitlosen Stil, aber auch weil sie in letzter Zeit als eine der wenigen großen Marken auch den Schritt hin zur Transparenz gemacht hat. Als Kunde kann man genaue Informationen zur Herstellung der Kleidung finden, wie etwa den Namen der Fabrik, Anzahl der Mitarbeiter, und den letzten Besuch des Filippa K-Teams. Das finden wir klasse. Our Legacy mischt minimalistische Schnitte mit neuartigen Materialien und, obwohl wir sie nicht kennen, machen die Gründer einen sehr sympathischen und bodenständigen Eindruck. Das braucht die Branche. In der Möbelszene finden wir ehrlich gesagt unseren südlichen Nachbarn Dänemark eine Spur spannender, aber Bruno Mathsson kann schon mit den legendären Dänen wie Paul Kjaerholm und Arne Jacobsen mithalten.

7. Bisher sind eure Polos, T-Shirts und Sweater nur online und hin und wieder in Pop-Up Stores erhältlich. Soll das in der Zukunft so bleiben oder wäre eine kleine Filiale in beispielsweise Berlin denkbar? 

Zunächst werden wir unsere Pop-Up Stores auf eine internationale Tour nehmen. Mit Sicherheit wird Berlin auch eine der ersten Haltestellen sein. Im Vergleich zur permanenten Filiale ist der Pop-Up Store eine tolle Art und Weise direkt mit unseren Kunden in Kontakt zu kommen und auch den Bedarf einer Filiale kosteneffektiv auszuwerten. Längerfristig können wir es uns auch gut vorstellen permanente Filialen aufzumachen. Wie, wo und wann wissen wir allerdings noch nicht.

8. Was wird die Zukunft von ASKET bringen? Oder um es einfacher zu machen: Was dürfen wir 2017 von Euch alles erwarten?

Unsere Vision ist es, sämtliche Basiskleidung aus der Mode wie sie heute funktioniert zu nehmen und eine permanente Kollektion von kompromisslosen „Essentials“ zu schaffen. Kompromisslos in jeder Hinsicht – für uns, unsere Partner in der Herstellung und unsere Kunden. Damit möchten wir zumindest einen Teil der Industrie verändern und zeigen, dass es auch anders geht.
 Konkret für 2017 heißt das eine ganze Menge neue Produktkategorien und eine Pop Up Tour durch Europa um den persönlichen Bezug zu unseren Kunden zu stärken und es einfacher zu machen unsere Kleidung auszuprobieren.

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