Springe zum Inhalt →

Fashion Lifestyle Personal 2. März 2015

Modekolumne: der „Destroyed Look“ gehört in die Tonne

Da ich ein großer Fan von Mode bin und noch lieber Trends beobachte, schreibe ich ab sofort hin und wieder eine eigene Modekolumne auf Blog Bohème. Über Modeerscheinungen, die mir gefallen. Aber auch über Trends und Modefehlgriffe, die ich alles andere als stilvoll finde. Dieses mal dreht sich alles um den sogenannten „Destroyed Look“… Ihr wisst schon. Zerrissene Blue-Jeans!

Gestern ist es mal wieder passiert: der Jeansstoff an der Unterseite meiner beiden Oberschenkel hat sich verabschiedet und zu einem glücklicherweise bisher nur kleinem Loch aufgerieben. Nur durch Zufall oder wenn man permanent seinen Blick auf den Schritt seines Gegenübers (in diesem Fall auf mich) richten würde, könnte man ein Stück nackter Haut erkennen. Aber wer macht oder will das schon? Wäre es momentan nicht so kalt, könnte ich ganz gut mit jener kleinen integrierten Lüftung in meiner Jeans leben. Vor allem, weil jene zerlumpten, zerrissenen und aufgeschürften Jeans momentan (zumindest deutlich mehr als sonst) total „en vogue“ sind.

Da sich aber meine Jeans vermutlich in wenigen Tagen komplett aufgelöst haben wird und ich in dem Moment, als ich das Loch bemerkte, nicht die Möglichkeit habe, meine Jeans zu Hause zu wechseln, entscheide ich mich für den Kauf einer neuen Jeans. Auf dem Weg zu einem Bekleidungsgeschäft begegnet mir eine Vielzahl von Frauen unterschiedlichen Alters mit aufgerissenen Jeans. Meistens oberhalb der Kniescheibe, manchmal nur auf einer Seite, hin und wieder leicht versetzt auf beiden Seiten. Manche Frauen tragen sogar Risse oberhalb des Pos, um ihre Attraktivität zu unterstreichen. Vermutlich gehöre ich mit den Rissen an der Unterseite meiner beiden Oberschenkel zur Außenseitergruppe des sogenannten „Destroyed Looks“, obwohl ja jene Löcher in der Schrittgegend absolut authentisch sind.

Okay, ich weiß: Hosen, die zerrissen sind, sind in. Und das nicht erst seit gestern. Während der großen Zeit des Punk, also vor etwa 50 Jahren, feierte man in vollkommen zerrissenen (Jeans-) Hosen vorbildlich die Unvollkommenheit und setzte durch seine Art sich zu kleiden ein politisches Statement. Auch vor etwa 20 Jahren prägte Kurt Cobain mit seinem sog. Grungelook, zu dem bekanntlich eine zerrissene Blue Jeans gehörte und als Zeichen von Rebellion galt, eine komplette Subkultur. Doch diese Zeit scheint so gut wie vergessen zu sein, während ich mich durch die überfüllte Fußgängerzone der Ulmer Innenstadt kämpfe.

Die bittere Wahrheit: diese Risse in den Jeans sind ein Produkt industrieller Massenanfertigung. Und nicht das Ergebnis zahlreicher Skateboard- und Fahrradunfälle, wie man meinen könnte. Und schon erst Recht nicht ein Zeichen von Rebellion und Subkultur. Früher musste man sich vielleicht noch von Vorgesetzten oder von seinen Eltern anhören, wie man denn schon wieder rumlaufe. Heute gehört es schon zur klassischen Garderobe mindestens eine Jeans im Schrank liegen zu haben, die voll von Löchern ist, oder?

Manche modebewusste Menschen, habe ich mir sagen lassen, zerreissen sogar ihre Lieblingsjeans selbst. „Für große Löcher, wie man sie momentan häufig sieht, schneiden sie ein Loch in der gewünschten Größe in die Jeans. Anschließend bearbeiten Sie die Kanten mit Sandpapier oder einem Schmirgelstein für den Used-Look; für schmale Risse rauen Sie die ausgewählten Stellen vorab mit Sandpapier auf, machen einen kleinen Schnitt mit der Schere und reißen den Stoff mit der Hand weiter auf. Das garantiert einen „natürlich kaputten“ Look.“, empfiehlt eine deutsche Modezeitschrift. Kaputt. Aha!

Mittlerweile habe ich mich in die Herrenabteilung des Bekleidungsgeschäfts vorgekämpft. Und was sehe ich: überall nur ausgewaschene Jeans, Jeans mit Löchern, Farbflecken und Fransen und der Klassiker mit zwei gleich großen Rissen über den Kniescheiben. Ich entscheide mich für eine klassische blaue Jeans, die einsam auf einer Kleiderstange in der Ecke der Herrenabteilung hängt. Keine Löcher, keine Farbflecken, keine Fransen. Schließlich habe ich ja schon eine Jeans, die an einer ungünstigen Stelle aufgerissen ist. Und schließlich mochte ich es schon immer durch Kleidung ein Statement zu setzen. Denn Jeans ohne Löcher sagen so viel wie: „ich scheiß auf Trends.“

 


Illustriert wie immer von der wunderbaren Jessy Asmus. Und welche Modesünde könnt ihr nicht mehr sehen? Schreibt mir doch eine Email. Bis bald!

 

2 Kommentare

  1. Amen! Ich kanns nicht mehr sehen und meistens sieht es einfach echt scheiße aus. Aber so ist das mit den Trends.. Hoffentlich verschwinden die Destroyed Jeans bald wieder im Schrank. Wobei es dann wahrscheinlich den ein oder anderen Damen und Herren – einigen wir uns einfach auf „Fashionvictims“ – leid tun wird, die Lieblingsjeans zerschnippelt zu haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.