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Fashion Lifestyle Personal 13. Dezember 2015

Mode: schnell, viel und billig. Nein Danke!

In Berlin kann man von Zeit zu Zeit ein unheimliches Schauspiel beobachten: Scharen an Menschen, die sich vollbepackt mit braun-türkisen Primarktüten ihren Weg in die Stationen bahnen. Tüten voll mit Klamotten, die nach beißendem Desinfektionsmittel und trockener Kunstfaser riechen und die man wohl kaum länger als zwei Monate außerhalb eines Kleiderschrankes sehen wird.

Wir alle wissen, wie die moderne Kleidungsindustrie heute funktioniert: Schnell, kurz, viel und billig. Die letzten zwei Jahrzehnte haben ein massives Wachstum in der Modebranche und der Konsumkultur verzeichnet. Kleidung ist billiger und austauschbarer als je zuvor. Was auf den ersten Blick gut erscheinen mag, entpuppt sich auf den zweiten Blick als eine der größten Ungerechtigkeiten in der Mode-Industrie. Dass dabei die Produktionsbedingungen häufig auf der Strecke bleiben interessiert die einen weniger, die anderen mehr.

© VIRTŪ
© VIRTŪ

Gesetzliche Mindestlöhne in den Ländern werden nicht eingehalten. Informelle Beschäftigung ist weit verbreitet.  Zur jährlichen Kontrolle wird geputzt. An anderen Tagen steht das Bleichmittel vor dem Notausgang. Unbezahlte Überstunden sind Teil der Arbeitsvereinbarung. Arbeitssicherheit ist regelmäßig ein zu minimierender Kostenfaktor. Und am Ende steht häufig ein Lohn, der bei allen Überstunden nicht reicht, um die nötigsten Rechnungdn zu bezahlen.

In Bangladesch sind das etwa 70 Euro im Monat. Die Textil-Industrie missachtet zunehmend die menschlichen und ökologischen Auswirkungen. In ihr spiegelt sich die Brutalität der Globalisierung und der Konsumgesellschaft wieder. Dass es so nicht weitergehen kann, ist jedem klar und dennoch ändert sich nichts. Das Geschäftsmodelle wie jenes von Primark massiv expandieren, vermag allerdings nicht zu verdecken, dass in der Tat ein immer größerer Teil der Bevölkerung an fairen, schonenden oder ganz allgemein nachhaltigen Produktionsbedingungen interessiert ist. Internationale Unternehmen der Textilbranche gründen Initiativen für bewusstere Produktionsprozesse und werden dabei auch mit öffentlichen Geldern unterstützt. Doch häufig verlaufen solche freiwilligen Ansätze im Sand. Auch große Textilhändler bieten „verantwortungsbewusste“ Kleidung an, aber was genau dahinter steht weiß niemand so genau…

© VIRTŪ
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Als Reaktion auf die Misere hat sich eine ganze Anzahl von Unternehmen gebildet, die probieren die negativen Auswirkungen zu kompensieren: Toms, Krochet Kids, Project Pieta, Armedangels oder Zady, um nur einige Namen zu nennen. Hier kommt auch VIRTŪ ins Spiel:

Die beiden Gründer von VIRTŪ, Jason Grullón und Guillaume Vaslin, glauben daran, dass Kleidungsstücke als Werkzeuge globaler Veränderungen fungieren können und etablieren ein Produkt am Markt, das die Idee des bewussten Konsums und des Verantwortungsbewusstseins gegenüber Mitmenschen und Umwelt, buchstäblich, in die Welt „trägt“.

© VIRTŪ
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VIRTŪ will den Armutskreislauf durchbrechen und Menschen in die Lage versetzen sich selbst zu helfen: Hilfe zur Selbsthilfe für langfristige Veränderungen. In einer der ärmsten Gemeinschaften der Dominikanischen Republik wollen die Gründer durch die Produktion eines hochwertigen Business-Shirts zu einem fairen Preis beweisen, dass es möglich ist wirtschaftliche Profitabilität mit hohem Verantwortungsbewusstsein zu vereinbaren.

Dies wollen die Gründer erreichen indem sie die Ausbildung der Beschäftigten vor Ort selbst in die Hand nehmen, 300% des branchenüblichen Gehalts zahlen, die Produktionsbedingungen jedes einzelnen Produkts nachvollziehbar machen und 50% aller Gewinne zurück in Projekte in der Gemeinschaft vor Ort investieren. Gleichzeitig wollen sie Micro-Kredite bereitstellen, um den Beschäftigten die Realisierung eigener Projekte zu ermöglichen. Das so entstandene Modell soll dann als Leuchtturmprojekt für eine weitere Entwicklung vor Ort und VIRTŪs selbst fungieren und zeigen, dass nachhaltige Änderungen erreicht werden können.

„Wir arbeiten eng mit Designern und Produzenten in der Dominikanischen Republik, Berlin und Paris zusammen, um ein Produkt, das sowohl ethische und modisch ist, zu entwickeln und bereit zu stellen. Am Ende steht ein schönes, handgemachtes, hoch qualitatives, slim-fit Männer-Hemd, das den Versuch wagt, die Ungerechtigkeiten hinter der Modeindustrie zu brechen“ – so Guillaume Vaslin, einer der Beiden Gründer von VIRTŪ.

© VIRTŪ
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VIRTŪ ging erst kürzlich auf Kickstarter online. Dort wollen Sie 50.000 Euro zusammenbringen, um ihre erste nachhaltige und Fair Trade Produktionslinie zu verwirklichen. Wenn ihr noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk seid, einfach mal was Gutes tun wollt, unterstützt die beiden Jungs mit eurer Hilfe!

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