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Kunst Lifestyle Musik 24. April 2015

Matthew Herbert: Musik aus der ganzen Welt #8

Diese Woche geht die Reise mal wieder nach Großbritannien. Von dort kommt einfach viel zu viel gute Musik. Zum Beispiel die elektronische Musik von Matthew Herbert. Ohne Zweifel gehört er zu den innovativsten und umtriebigsten Elektronik-Fricklern Großbritanniens. Sein Schaffen erfreut sich weltweiten Respekts, unabhängig von einzelnen Genres oder hermetischen Szene-Kreisen. Das zeigt schon die Auswahl derjenigen Künstler, die Herbert produziert und remixt hat: von Björk über REM, John Cale, Roisin Murphy bis zu Serge Gainsbourg.

Matthew Herbert X Blog Bohème The Shakes
Die neue LP von Matthew Herbert „The Shakes“ © Accidental / Caroline 2015

Neben den Aufnahmen unter eigenem Namen hat er auch Releases unter Pseudonymen wie Doctor Rockit, Wishmountain, Radio Boy, Matthew Herbert Big Band, Transformer und andere herausgebracht. Herbert überschreitet immer wieder Grenzen: er machte zum Beispiel Aufnahmen von menschlichen Körperfunktionsgeräuschen, eine Platte vollständig aus Objekten in der Nahrungskette (einschließlich 3500 Menschen die gleichzeitig in einen Apfel beißen) und eine Platte über den Lebenszyklus eines Schweins von der Geburt bis zum Teller. Alleine im letzten Jahr hat er als neu ernannter Creative Director der vor kurzem neu gestalteten BBC Radiophonic Werkstatt eine Aufführung des Nationaltheater geleitet, debütierte mit seiner Oper im Royal Opera House, hat einen Film für den BFI gemacht und ein Album in sieben Tagen live on stage mit dem Publikum an der Deutschen Oper in Berlin aufgenommen. Verrückt, oder?

Am 29.05.15 veröffentlicht Matthew Herbert mit „The Shakes“ sein erstes Dance-Album seit neun Jahren.

Herbert & Caroline Internationale bieten einen einzigartigen Weg um seinen Fans das Album vorzustellen. Beginnend mit „Middle“ wird es ab sofort jede Woche bis zur Veröffentlichung des Albums einen Track inklusive Video als Stream geben. Die Videos sind als bewegliche Stillleben inszeniert. Matthew selbst hat jeweils Regie geführt und die Künstlerin und Kamerafrau Margaret Salmon hat sie jeweils in einem Take gefilmt.

„The Shakes“ ist Matthew Herbert erstes Album unter dem Namen HERBERT seit seiner sehr zugänglichen Song-Collection ‚Scale‘ (2006/K7!). Er bezeichnet es als „electronic music for the soul.” Das Album beschäftigt sich mit sehr persönlichen Themen wie zum Beispiel die Erziehung und das Heranwachsen von kleinen Kindern vor dem Hintergrund einer zunehmend instabilen Welt. Herbert nutzt dafür unter anderem den Klang von gebrauchten Kugeln und Granaten im Rahmen seiner Klanglandschaft.

Matthew Herbert X Blog Bohème
© Accidental / Caroline 2015

In vielerlei Hinsicht ist „The Shakes“ eine Fortsetzung zu Herberts viel gepriesenem Bodily Functions Album. Ein Album, das regelmäßig in allen Best of Listen der 90er Jahre gelistet wird. Als Gäste unterstützen ihn die Musiker Dave Okumu (The Invisible, Jessie Ware) an der Gitarre, Sam Beste (Hejira, Amy Winehouse) an Keyboards und Orgel, Saxophonist Ben Castle (Quincy Jones, Radiohead), Posaunist Alistair White (Van Morrison, Blur) und Chris Storr (Beyonce, James Brown) an der Trompete.

Vocal features kommen von Rahel Debebe-Dessalegne (Hejira, Nitin Sawhney) die auf den Tracks Middle, Smart, Ones, Know, Silence und Warm singt, sowie von Ade Omotayo (Kindness, Amy Winehouse) , für Battle, Strong, Stop, Bed, Safety und Peak . Weitere bemerkenswerte Highlights sind das Klavier von Herbert Großvaters und ein Klavier von Wormwood Scrubs (auf Smart), die Geräusche der UK Protestmärsche (auf Strong) und der Klang der gebrauchten Kugeln und Granaten (auf Safety). Am bemerkenswertesten von allen aber ist Father Wills, die große Kirchenorgel der St. Jude-Kirche in Hampstead, die einem Großteil des Albums die nötige Tiefe gibt. Mit Sicherheit eines der wichtigsten Alben 2015.

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