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Feuilleton Literatur 8. Dezember 2015

Literarisches Sixpack mit Ariane Sommer

In „Lieben lassen“ von Ariane Sommer und Roman Libbertz geht es um die Liebe: egal in welcher Hinsicht. Mal zart, mal berauschend, mal unglaublich hart. Jede Zeile in diesem Buch ist es wert, dass sie geschrieben wurde. Und das, obwohl schon tausendfach über das Wort mit den fünf Buchstaben geschrieben wurde. „Ich glaube, Liebe ist der Moment, von dem an man nicht mehr weiß, wie man das Lieben lassen soll.“  Anfang November hat uns bereits Roman von seinen sechs Lieblingsbüchern erzählt. Doch natürlich wollten wir auch wissen, was Ariane Sommer dazu zu sagen hat und haben sie nach ihren sechs Favoriten gefragt. Die Auswahl vielversprechend. Sehr sogar.

Ariane Sommer ist als Gastautorin, sowie als feste Kolumnistin, für viele prominente Print- und Onlinemedien auf dem deutschen Markt tätig. Ihre Beiträge sind, unter anderem, in Die Welt, Welt am Sonntag, TAZ, Emotion, Vogue, Cosmopolitan, Emma, Playboy, Gala, InStyle und BILD erschienen. Zur Zeit schreibt Sommer eine Hollywood Kolumne für Red Carpet, eine Kolumne zum Thema Vegan Lifestyle für die TAZ und einen Health & Wellness Blog für Neu-H. (Quelle: Ariane Sommer)
© Manfred Baumann
© Manfred Baumann

 Liebe Ariane, schön, dass Du beim „Literarischen Sixpack“ dabei bist! Here we go.

1. Oscar Wilde – Das Bildnis des Dorian Gray

Es war dieses Buch, das in mir den brennenden Wunsch ausgelöst hat, zu schreiben. Die Dialoge! Die Charaktere! Die Beschreibungen! Gleich vom ersten Satz an wurde ich durch Oscar Wilde’s meisterhafte Prosa mitten ins Geschehen versetzt. Die Geschichte über einen jungen Mann, der seine Seele für ewige Jugend und Schönheit verkauft, verursachte 1890, ebenso wie ihr Autor, einen Skandal. Ich las den Roman zum ersten Mal mit elf Jahren. Meine grosse Liebe in dem Alter war kein Boy Group Sänger, sondern Lord Henry Wotton. In seiner hedonistischen, intellektuellen und fast schon beiläufigen Grausamkeit einer der ultimativen Bad Boys der Literatur. “Das Bildnis des Dorian Gray” ist eine maßgebliche Studie des Monströsen in uns und hat meinen Sinn fürs Morbide und Makabre inspiriert.

2. Michael Ende – Die Unendliche Geschichte

Dieses Buch ist eine Ode an die Fantasie. Ohne sie stirbt, wie die Kindliche Kaiserin, auch die menschliche Seele. Als Achtjährige hat eine der Herznoten der Geschichte, dass ein reiches, inneres Seelenleben, bedeutsamer ist als Materialismus, einen nachhaltigen Eindruck in mir hinterlassen. Bastians Abenteuer in Phantásien haben mir, lange bevor ich Taoismus und Vedanta studierte, offenbart, dass die wirklich wünschenswerten Dinge nicht ausserhalb, sondern in meinem Innersten zu finden sind. Und dass man schlussendlich lernen muss, sich selbst zu lieben, um andere lieben zu können und Liebe von anderen annehmen zu können. Ein Thema, das auch in meinem Roman “Lieben lassen” zentral ist. Im übrigen wünsche ich mir bis heute einen Glücksdrachen und ertappe mich manchmal dabei, wie ich auf der Suche nach einem gen Himmel schaue.

3. Toni Morrison – The Bluest Eye

Die Literaturnobelpreisträgerin und Afroamerikanerin Toni Morrison zählt für mich zu den bedeutendsten amerikanischen Schriftstellern. In “The Bluest Eye” erzählt sie die Geschichte des elfjährigen schwarzen Mädchens Pecola Breedlove, das sich nichts sehnlicher wünscht, als blaue Augen zu haben, um geliebt und anerkannt zu werden. Morrison versteht es, wie keine andere, von den tragischen, ungerechten und oft grausamen Schicksalen ihrer gesellschaftlich an den Rand gedrängten Protagonisten zu erzählen, ohne sie dabei ihrer Menschlichkeit und Würde zu berauben. Dieser Roman hat mich aus tiefster Seele weinen, aber auch lachen lassen.

4. Robert Musil – Der Mann ohne Eigenschaften

Wäre der Mount Everest ein Buch, wäre er dieses hier. “Der Mann ohne Eigenschaften” ist für mich alles zugleich: zu lang und zu kurz, zu langweilig und zu intensiv, zu demotivierend und zu inspirierend. Vor allem ist es eins: genial. Wahrscheinlich eines der besten Philosophie Bücher, die es gibt. Und das, obwohl es ein Roman ist. Eines jener seltenen Bücher, wo der Leser den Eindruck hat, zu dem Buch zu “werden”. Wer es noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich vorher ein wenig in Nietzsche, Dostoyevski und Goethe’s “Faust” zu stöbern, da viele Anspielungen auf diese Autoren und deren Werke gemacht werden.

5. Edith Wharton – The Age of Innocence

Wharton war 1921 die erste Frau, die einen Pulitzer Preis für Literatur gewonnen hat und zwar für diesen Roman. Sie ist eine jener Autorinnen, die ich zutiefst bewundere. Sie schrieb soziale Satire wie kaum eine andere, stets mit Humor versetzt und in einer klaren, fast kühlen Prosa. “The Age of Innocence” spielt in New York um 1870 und ist, neben einem gesellschaftskritischen Roman, eine der schönsten und bedrückendsten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe. In einer Stratosphäre der Gesellschaft in der es für schlimmer erachtet wurde, von Skandal befallen zu werden, als von einer Krankheit, müssen die Protagonisten damit leben, sich ständig zu begegnen, ohne miteinander sein zu können. Leidenschaft und Verzweiflung pur.

6. Thomas Harris – Das Schweigen der Lämmer

Ich gebe es zu, ich bin ein Thriller Junkie. Und ein Groupie von literarischen Bad Boys. Zwar würde ich als Veganerin mit Hannibal Lecter nicht essen gehen, ein wenig verknallt in ihn bin ich trotzdem. Er ist einer der grossartigsten Bösewichte, die ein Autor je geschaffen hat. Selbst, wenn er Dinge sagt, wie “Ich ass seine Leber mit Fava Bohnen und einem schönen Chianti” strömt aus jeder seiner Poren Stil und Intellekt. Lecter ist so faszinierend, dass ich mich dabei ertappt habe, ihm die Daumen zu drücken, in der Hoffnung, dass er der Polizei entkommt. Sogar nach seinen diversen ebenso brutalen, wie brillanten Morden. Das zeigt einerseits, dass ich wahrscheinlich ein Freak bin. Andererseits zeigt es, dass Thomas Harris ein verdammt genialer Thriller Autor ist.

 

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