Jean Michel Basquiat, Roy Lichtenstein, Andy Warhol und Keith Haring. Namen, die mir und wahrscheinlich vielen Menschen schlagartig einfallen, wenn die Rede von „Pop-Art“ ist. Kunst, die knallt. Grell, helle Farben, manchmal politisch und Ausdruck des Alltags und der radikalen Konsumwelt.
Aktuell, 25 Jahre nach dem Tod des Graffiti- und Pop-Künstlers Keith Haring (1958-1990) ist in München eine umfassende Retrospektive mit Werken des New Yorkers zu sehen. Die Schau in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung steht unter dem Motto „Gegen den Strich“. Vor allem seine Strichmännchen in leuchtenden, kräftigen Farben sind in Erinnerung geblieben: ob weinend, tanzend, lachend oder springend auf Kaffeetassen, als Schlüsselanhänger oder als überdimensional große Kissen. Oder auf Stiften, Brotzeitboxen, Heften oder Turnschuhen. Die Strichmännchen von Keith Haring sind allgegenwärtig: die politische und sozialkritische Botschaft Harings jedoch oft vergessen. Leider.
Die Hypo-Kunsthalle richtet in ihrer Ausstellung „Keith Haring. Gegen den Strich„ den Fokus vor allem auf seine politische und sozialkritische Herangehensweise in seiner Arbeit. Mehr als 160 Kunstwerke zeugen von der Vielfalt seines Schaffens: von seinen frühen Zeichnungen und Gemälden, den New Yorker Subway-Zeichnungen, gigantischen Leinwänden und Kunststoffplanen über bemalte alltägliche Gebrauchsgegenstände bis hin zu Skulpturen aus Holz und Metall. Dokumentarisches Material vervollständigt das Bild des Künstlers und Aktivisten. Die Exponate stammen aus amerikanischen und europäischen Museums- und Privatsammlungen – einige sind zum ersten Mal seit Harings Tod zu sehen.
Auf den ersten Blick wirken Keith Harings Bilder simpel und unbeschwert. Doch wer genau hinsieht, wird feststellen, dass Haring Themen in seinen Bilder verarbeitet hat, die komplexer nicht sein könnten und uns bis heute noch beschäftigen: der Kapitalismus, die Gleichberechtigung aller Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung, Tod und Krankheiten, die ignorante Ausbeutung der Natur, nukleare Abrüstung.
Kurator Dieter Buchhart beschreibt es folgendermaßen:
„Seine Werke beschäftigen sich mit den Themen seiner Zeit, die bedauerlicherweise auch die Themen unserer Zeit sind: Sie beschäftigen sich mit Rassismus, Macht, Religion, der Unterdrückung des Individuums im Staat, in unserem Staat, der Ordnungsmacht, die gegen das Individuum vorgeht. Er hat ganz klar Stellung zu den Dingen bezogen. Auch der Umweltzerstörung, der globalen Bedrohung, der atomaren Bedrohung und zu Krankheiten wie Aids, die ihn ja dann auch selber betroffen hat.“
Haring sprühte mit 20 Jahren seine typischen Strichmännchen zunächst illegal in die U-Bahn beziehungsweise übermalte die Werbeflächen der New Yorker Subways mit Kreide. Wenige Jahre später stieg er in die internationale Kunstszene auf. Februar 1990: Haring stirbt an den Folgen seiner Aids-Erkrankung und wurde nur 31 Jahre alt.
Heute ist ein regnerischer Tag in München: es ist windig, grau, von der Sonne keine Spur. Ich stehe in einem dunklen Raum, der durch mehrere Schwarzlicht-Röhren beleuchtet ist. Vor mir hängt ein großes, knalliges Bild von Keith Haring. Aus Boxen schallt laute Musik der 1980er Jahre. Ich würde gerne tanzen: „Let the music play.“
Harings Schaffensphase war leider viel zu kurz. Doch sein Ideal seiner politisch engagierten Kunst wird hoffentlich immer weiterleben. Und die Wirkung seiner plakativen Bildsprache ist bis heute ungebrochen.
Der Ausstellungskatalog Keith Haring „Gegen den Strich“ hg.v. Dieter Buchhart ist bei Prestel erschienen.
Dieser Beitrag wurde inspiriert von einem Themenvorschlag von Ameropa Reisen. Weitere Kunstausstellungen, Opernreisen und kulturelle Highlights sind hier zu finden. Der vorliegende Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wieder.
[…] Bekannt ist er vor allem für seine plakative Bildsprache und ikonisierte Gestaltung: beispielsweise ein Kaktus mit Fake-Nase und Fake-Schnauzer, sowie Hornbrille. Oder eine rot weiße WOKASOMA SOUP Dose, die Zähne zeigt und sofort Assoziationen an Warhol weckt. Oder ein „Triklop“ auf rosa Hintergrund als Hommage an Keith Haring. […]