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Fashion Lifestyle 18. Juli 2017

Inspired by Weber + Weber

Wer an Österreich denkt, wird vermutlich nicht sofort an Mode denken. Und wenn doch, hat man im besten Fall das obligatorische Sisi-Kostüm oder Tracht und Co. vor Augen. Wer sich hingegen schon mal etwas mehr mit der österreichischen Mode und deren Geschichte beschäftigt hat, kommt an stilprägenden Namen wie Gertrud Höchsmann, Fred Adlmüller, Helmut Lang, Westwoods Kompagnon Andreas Kronthaler und Marina Hörmanseder nicht vorbei. Auch wenn Österreich weit davon entfernt ist, ein Land der Mode zu sein, tut sich immer mal wieder was. Ein gutes Beispiel dafür ist zum Beispiel das noch relativ junge Modelabel Weber + Weber. Wir haben uns für eine neue Folge „Inspired by“ mit Manuel und Christian Weber unterhalten.

Erzählt doch mal: Wie seid ihr auf die Idee von Weber + Weber gekommen? Was für einen Background habt ihr?

Mode war schon immer meine Leidenschaft und mein Antrieb, genauso wie der Traum von einem eigenen Label. Dafür habe ich in jungen Jahren Vorarlberg verlassen, um mein Modedesign-Studium an der Fashion School in Los Angeles zu absolvieren. In vielen ganz unterschiedlichen Stationen sowohl in der Heimat als auch im Ausland durfte ich unter anderem in prägenden Zeiten für Versace oder Rock and Republic tätig sein. Trotz, oder gerade wegen der Internationalität, habe ich nie meine Wurzeln vergessen und letztendlich hat mich diese Heimatverbundenheit wieder nach Österreich gebracht. Ich freue mich über wertvolle Kooperationen wie mit Gössl oder Loden Frey, die mich nach dem ganzen Modezirkus wieder geerdet haben und meine Sehnsucht nach Beständigem und Substanziellem geweckt haben.

Gemeinsam mit meinem Partner Manuel, der ein absoluter Fashion-Autodidakt ist, gründeten wir vor drei Jahren Weber + Weber Sartoria. Unser Bestreben ist es, etwas mit Bestand zu schaffen. Weber + Weber ist Slow Fashion; wir stellen den Gegenentwurf zu der sich immer schneller drehenden Fast Fashion dar. Wer will schon jede Saison aufs Neue seinen Kleiderschrank umkrempeln müssen? Wir wollen mit unserer Menswear eine Männerkollektion kreieren die Eleganz mit Ecken und Kanten darstellt. Wir schaffen langlebige Mode, die das Zeug hat, seinem Träger über viele Jahre durch Qualität und Design eine Freude zu machen. Die heimische Bekleidungskultur birgt unzählige Inspirationen. Wir greifen sie in unseren Modellen auf und setzen sie mit unserem Anspruch an Innovation um.

Manuel & Christian Weber

Auf eurer Webseite steht in dicken Buchstaben: Der Gegenentwurf zu Fast Fashion. Finden wir gut. Aber wie macht sich das konkret in eurer Arbeit bemerkbar? Und wie denkt ihr über das Thema unserer Generation: Nachhaltigkeit?

Slow Fashion ist für uns kein leerer Begriff oder PR-Claim, der gut klingt. Slow Fashion ist unser Manifest und steuert unser Handeln. Der Zusatz Sartoria, italienisch für Schneiderei, stellt unsere Anforderungen an die Slow Fashion klar dar: Unsere Mode wird in kleinen Manufakturen in Italien hergestellt, wir arbeiten bevorzugt mit erfahrenen Spezialisten zusammen, die ihr Handwerk beherrschen. Denn das ist Mode letztendlich: Schneiderhandwerk. Und wenn das die „nonna“ an der alten Nähmaschine ist, dann soll es uns recht sein. Das Know-How an traditionellen Verarbeitungstechniken der Herrenschneiderei beherrschen heute viele nicht mehr und ist für uns von unschätzbarem Wert. Nachhaltigkeit ist heute für jedes Label mit Anspruch an Qualität eine Pflicht und keine Kür.

Ihr schreibt außerdem, dass Mode in den letzten drei Jahren so schnelllebig geworden ist. Woran macht ihr das fest? Und wieso eigentlich in den letzten drei Jahren?

Es finden gerade große Veränderungen in der Branche statt, viele Marken haben versucht, mit immer noch billigeren Preisen zu antworten. Wir investieren in Produkt, Qualität und Innovation, während andere immer noch schneller und billiger werden. Wir sind überzeugt, dass Mann/Frau immer noch oder gerade aufgrund dessen nach tollen Produkten sucht, die sich über alles andere, aber nicht den Preis oder schnelllebigen Trends orientieren.

 Von welchem Design/ Designern sind Eure Kollektionen beeinflusst? Spürt man einen Hauch Österreich in eurer Kleidung? Mit was für Materialien arbeitet ihr vorwiegend?

Es gibt viele Designer, die Großartiges geleistet haben: ob das die Architektur in der Mode von Helmut Lang war oder die Kunst und Feminität bei Versace, oder die Kollektionskonzepte von Miucca Prada. Ich glaube, wir lassen uns da von allen inspirieren… ohne jemanden bestimmten hervorzuheben. Die österreichische Bekleidungskultur prägt unsere Mode schon sehr stark. Wir stöbern in alten Archiven und lassen uns in etwa von der damaligen Militärbekleidung inspirieren. Auch arbeiten wir sehr gerne mit heimischen Partnern zusammen wie mit dem Wiener Lederspezialisten Ludwig Reiter, mit dem wir gemeinsam hochwertige Military-Schnürstiefel für unsere Accessoires-Linie kreiert haben.

Die Materialien, die wir für unsere Modelle aussuchen, sind überwiegend natürlich. Loden, Walk, Leder und Wolle stehen für einen kantigen und maskulinen Look. Feine Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Kaschmir stellen einen reizvollen Kontrast dar. Unsere Leidenschaft ist es, diese ursprünglichen Materialien durch innovative Veredelungs- und Verarbeitungstechniken zu verändern und zu modernisieren um den Tragekomfort zu verbessern. Es ist immer wieder erstaunlich, was man mit Naturmaterialien alles anstellen kann, ohne dass sie ihre Eigenschaften einbüßen. Und wieder: Über allem steht der Anspruch an das Material, denn nur Qualität altert gut. Billige Stoffe werden schäbig.

Transparenz wird zunehmend zu einem entscheidenden Kaufkriterium. Wo produziert Weber + Weber? Und was plant ihr für die Zukunft eures Labels?

Unser Design stammt von uns aus Vorarlberg und könnte mit seinen Wurzeln österreichischer nicht sein. Wir produzieren in ausgewählten Produktionsstätten in Italien, die wir seit vielen Jahren kennen und regelmäßig besuchen. Mit unserem Namen stehen wir für Nachhaltigkeit und Qualität, das ist unsere Pflicht und unsere Verantwortung. Für die Zukunft planen wir nicht nur Herren- sondern auch Damenmode zu machen.

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