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Musik Nordamerika Travel 16. August 2017

Havanna: quälend langsames Internet, pure Lebenslust und grober Speck

Im Sekundentakt rauschen museumsreife, rosa- und türkisfarbene Oldtimer an unserem Wohnhaus vorbei. Der Himmel färbt sich hellblau, während die Sonne dabei ist aufzugehen. Das Thermometer misst bereits angenehme 25 Grad C. Aus der Küche schallt ein uraltes Transistorradio. Rey Ruiz singt „Estamos Solos“. Ich sitze auf dem Balkon und nippe an meinem alkoholfreien Wassermelonen-Mojito, den mir Miguel, mein Gastgeber, zum Frühstück zubereitet hat. Genau gegenüber von meiner Wohnung ist ein großes Eisentor zu sehen, welches nur noch von einem dünnen Draht zusammengehalten wird. Komischerweise gibt es kein Schloss und neben dem Tor fehlt der komplette Zaun, was übrigens keine Seltenheit in Havanna ist.

Vor dem Tor sitzt ein junger Mann, vielleicht Mitte 20, neben dem ein Einkaufswagen mit allerlei Dingen wie Früchten v.a. Bananen, Chips und auch Zigarren steht. Unzählige Menschen sind an diesem frühen Morgen im Vedado, dem ehemaligen Villenviertel Havannas unterwegs. Manche sind vielleicht auf dem Weg zur Arbeit, andere wiederum nippen bereits an ihrer ersten Flasche Havana Club, während es sich eine Gruppe älterer Kubaner, oftmals mit dicker Zigarre im Mund, am Schachbrett auf der Straße bequem gemacht hat. Und ein paar vereinzelte Touristen, die v.a. durch ihren Kleidungsstil (Fischerhut, Teva-Sandalen, weiße Socken und Karohemd und sonnenverbrannte Oberarme) auffallen. Und dann ist da noch eine größere Gruppe an Menschen, die mit ihren Smartphones und Tablets unter Telefonmasten stehen, um sich in das quälend langsame Internet einzuloggen.

Kuba ist ja bekanntlich eines der am schlechtesten vernetzten Länder der Welt. Die Nichtregierungsorganisation Freedom House bringt die Situation in ihrem Länderreport 2016 auf den Punkt: „Zugang zum Internet: 5-31 Prozent. Social Media blockiert: Ja. Politische/soziale Inhalte blockiert: Ja. Blogger inhaftiert: Ja. Pressefreiheitsstatus: Nicht frei.“ Auf dem Internet-Index von Freedom House nimmt Kuba den 61. Platz von 65 überprüften Ländern ein, noch hinter Syrien, Somalia oder dem Sudan.

Miguel, der mir mittlerweile und wie jeden Tag, seitdem ich in seiner „casa particular“ wohne, Omelette mit groben Speck (Tortilla de pappa) gemacht hat, dreht das Radio etwas lauter. Larry Harlow singt „La Cartera“ und lässt mich ganz automatisch auf meinem Balkonstuhl hin und her wippen. Havanna ist schon eine ganz besondere Stadt, denke ich und nehme einen weiteren Schluck meines Wassermelonen-Mojitos, der vermutlich meinen Zuckerbedarf für die restliche Woche deckt.

Zwölf Stunden bin ich geflogen, um hierher zu kommen. Die Stadt wirkt verfallen, aggressiv, morbide und aufdringlich. Und die dazugehörige Geräuschkulisse sorgt für eine Reizüberflutung. So zumindest auf den ersten Blick. Doch wenn man etwas genauer hinschaut, entdeckt man an jeder Ecke unzählige, versteckte Schönheiten gepaart mit der Geschichte des Landes und der Lebensfreude der Kubaner. Wer sich durch die Straßen der Altstadt Havannas bewegt, wird relativ schnell von dem pulsierendem Leben dort verzaubert sein. Und zwar zu hundert Prozent.

Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Kooperation mit Havana Club entstanden.

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