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Feuilleton Fotografie Kunst Lifestyle Musik 10. Mai 2015

Alles dreht sich: „Psychedelic Sex“

Die späten 1960er Jahre und die frühen 1970er Jahre: die Zeit der sexuellen Revolution, Nacktkultur, freier Liebe, Hippies, psychedelischer Drogen, greller Farben und politischer Revolte. Das Ergebnis: unter anderem „psychedelischer Sex“. Während die Nachkriegsgeneration ausflippte und nackt auf den Straßen tanzte, versuchten die Herausgeber von Herrenmagazinen, die Wunder des LSD-Konsums visuell nachzustellen, sie auf sexy Hippieleiber zu projizieren und das Ganze dann Männern aufzutischen, die begierig nach einem Happen freier Liebe schnappten.

© Taschen Kalendoscope magazine, 1968
© Taschen Kalendoscope magazine, 1968

Ich kenne das „leider“ alles nur aus Erzählungen, da ich ein Kind der späten 1980er Jahre bin. Dennoch schießen mir sofort bunte Bilder durch den Kopf, wenn ich an die 1960er und 1970er Jahre denke. Alles beginnt sich zu drehen. Im Hintergrund läuft Krautrock, Kraftwerk, The Beatles. Rudi Dutschke erscheint auf der Titelseite der Bild Zeitung, Studierende protestieren vor meinen Augen, alles knallt und ist grell: orange, grün, lila, saumäßig bunt. Es riecht nach Marihuana und LSD. Junge Frauen in bunten und geblümten Miniröcken – natürlich oben ohne – springen über grüne Wiesen. Jimmy Hendrix, Jefferson Airplane und Joe Cocker spielen auf dem Woodstock vor tausenden Menschen, die sich in den Armen liegen, miteinander schlafen, Drogen nehmen.

„Mach’s dir leicht, folge der Natur. Du kannst ein helleres, wärmeres Leben führen, mit oder ohne Klamotten, drinnen oder draußen.“

Way Out, Groovie, Where It’s At, Nude Rebellion, Peace & Love, Hot Pants und Elysium. Jede dieser Zeitschriften wollte das „konservative“ Publikum davon überzeugen, dass sie den authentischsten Flower-Power-Sextrip zu bieten hatte, angereichert mit bewusstseinserweiternden Darstellungen und unverfälschten heißen Hippiebräuten.

Groovie magazine, 1970
© Taschen Groovie magazine, 1970

Auf dem Höhepunkt dieser Ära gab es psychedelischen Sex auf Postern, in Boulevardblättern, Comics und Illustrierten an den Zeitungsständen, doch die flippigsten Beispiele boten Hochglanzmagazine aus Kalifornien, das sowohl Zentrum der Hippiekultur wie auch der aufblühenden amerikanischen Pornoindustrie war. Diese sexy-verrückten Erinnerungen an Friede, Liebe und Genitalien ist in „Psychedelic Sex“, das beim Taschen Verlag erschienen ist, zu sehen.

"Psychedelic Sex" Eric Godtland, Paul Krassner, Dian Hanson © Taschen
„Psychedelic Sex“ Eric Godtland, Paul Krassner, Dian Hanson © Taschen 2015

Das Buch besteht aus etwa 1.000 gescannten Seiten längst vergessener Pornozeitschriften auf über 400 Seiten.

„Psychedelic Sex“ Eric Godtland, Paul Krassner, Dian Hanson (Hg.) Hardcover im Schuber, 20,5 x 25,0 cm, 408 Seiten
€ 49,99


Die Autoren:
Eric Godtland ist nach eigenen Aussagen ein triebhafter Sammler. Von seinen Stützpunkten in den Stadtteilen Haight-Ashbury und Potrero Hill in San Francisco aus stürzt er sich zwanghaft auf alles, was mit Mädels, Hawaii, Musik und der Moderne zu tun hat. Wenn er nicht gerade wieder hinter „coolem Zeugs” her ist, managt Eric Musiker, zwingt Technik seinen Willen auf und bettelt um Geld.

Paul Krassner gehörte 1967 zu den Gründern der Youth International Party (Yippies) und war Mitglied von Ken Keseys Merry Pranksters. Von 1958 bis 1974 produzierte er die sozialkritische Zeitschrift The Realist. Das Magazin People bezeichnete ihn daher als den „Vater der Underground-Presse“. Er hat 15 Bücher verfasst, sein jüngstes Werk trägt den Titel In Praise of Indecency.

Die Herausgeberin:
Dian Hanson hat von 1976 bis 2001 verschiedene Herrenmagazine produziert, darunter Juggs, Outlaw Biker und Leg Show, bis sie 2001 schließlich Herausgeberin der TASCHEN Sexy Books wurde. Zu ihren mehr als 60 Büchern für TASCHEN gehören The Art of Pin-up und Psychedelic Sex. Sie lebt in Los Angeles.

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