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Feuilleton Musik 16. Februar 2016

11 Fragen an The King of Cons x Lil‘ L

Klassisches Songwriting, poppige Synthie-Sounds sowie atmosphärische Samples aus R&B und Soul: All das vereint The King of Cons X Lil‘ L. Mit Change veröffentlichen die beiden Münchner Musiker am 26. Februar 2016 ihre erste gemeinsame EP in Eigen-Produktion. Alle Songs stammen dabei aus der Hand von Singer-Songwriter und Produzent Franko van Lankeren, der als The King of Cons (ehemals Talking Pets) schon länger auf den Konzertbühnen der Bundesrepublik erfolgreich unterwegs ist. Gemeinsam mit seinem langjährigen Band-Kollegen Lennart Stolpmann aka Lil‘ L (ehemals Talking Pets, Swallow Tailed) hat er nun mit viel Falsett, Gitarre, elektronischen Drum-Beats sowie jeder Menge Synthies einen Sound erschaffen, den beide mit dem Prädikat Munich-Soul betiteln. Dieser lässt sich als atmosphärischer, alternativer Pop beschreiben, der als einzigartige Kombination aus modernen Trap Drum-Beats und charismatischem Gesang zum unverwechselbaren Hörerlebnis wird. Wir trafen die beiden pünktlich vor ihre EP-Release-Party am 25.02.2016 im Münchener Katopazzo (Einlass: 19 Uhr) zum Interview.

Lennart (links) und Franko aka The KIng of Cons x Lil'L (c) Christoph Philadelphia
Lennart (links) und Franko aka The King of Cons x Lil’L (c) Christoph Philadelphia

Champus oder Campari?

Franko: Gerne beides! Aber wenn ich mich entscheiden muss: Campari
Lennart: Definitiv. Der rote Saft ist einfach unser Lebenselixier. Schön mit etwas Soda, echtem Lemon und vier Eiswürfeln serviert.

Drake oder Dylan?

Franko: Sehr schwierige Frage. Das ist wohl abhängig von der Situation. Aber gerade eher Drake.
Lennart: Word.

München oder Manhattan?

Franko: In Manhattan war ich immer nur als Tourist. Ich denke daher habe ich ein sehr idealisiertes Bild von New York. Ich könnte mir vorstellen, dass es anders ist, wenn man dort wirklich lebt und dort sehr viel Geld für den Lebensunterhalt aufwenden muss. Mit München verbindet mich eine Hassliebe. Das Leben hier kenne ich aber sehr gut und weiß woran ich bin. Aber nach 2 Campari definitiv Manhattan…
Lennart: So siehts aus. Ist ja auch so, dass in Manhattan deutlich mehr abgeht, gerade musikalisch. München ist da sehr überschaubar. Mit unserem neuen Sound „Munich-Soul“ wollen wir das aber umkrempeln und einen gewissen NY Flair hier in die Stadt einfließen lassen. Auch mit anderen Bands der Stadt zu kooperieren (zB „Konsequence“) und ein nur für München typischen Sound zu kreieren ist unser Ziel. Munich-Soul eben. Dann ist es hier deutlich cooler zu wohnen, mein Freund.

Warum habt ihr die Mundharmonika gegen Synthesizer getauscht?

Franko: Mit der Musik geht es mir immer darum Neues auszuprobieren. Da ich ein eigenes Studio habe und dort die Möglichkeit habe zu experimentieren, war das zwangsläufig der Fall. Eine zweite reine Folk EP hintereinander kam für mich eigentlich nie in Frage. Es war vielmehr so, dass die aktuellen Songs zeitgleich mit den Songs meiner ersten EP entstanden sind und ich von Anfang an den Plan hatte innerhalb relativ kurzer Zeit zwei verschiedene EPs rauszubringen.

Ist „Change“ das Konzept hinter The King of Cons x Lil‘ L? Inwiefern war die Arbeit an der neuen Platte anders als bisher?

Franko: Change muss bei kreativen Prozessen meiner Meinung nach immer irgendwie das Konzept sein. Aber so ganz anders war der Entstehungsprozess bei „Change“ eigentlich gar nicht. Alle Songs sind an der Akustikgitarre entstanden. Wir haben diesmal nur versucht, Ideen weiterzuspinnen und die Songs in einem anderen Kostüm zu präsentieren, bei dem wir fanden, das es gut zu den Songs passt. Darum geht es letztendlich: die eigenen Songs objektiv zu analysieren und zu sehen, welcher Sound am besten zu dem jeweiligen Song passt. Im besten Fall wird ein guter Song dadurch besser. Wir hatten live schon länger gemerkt, dass die Drum Beats von Lil’ L den Songs gut tun.
Lennart: Und wir haben unsere Leidenschaft für das Produzieren im Studio gehörig genutzt. Ist einfach schön zu sehen, in welche Richtung man einen Song drehen kann. Daher ja, „Change“ passt gut ins Konzept.

EP-Cover zu "Change" (c) Christoph Philadelphia
EP-Cover zu „Change“ (c) Christoph Philadelphia

Starker Song, starkes Video: „Building a home“ ist ein echter Ohrwurm. Was hat euch zu diesem Song inspiriert?

Franko: Das ist leider schwer zu rekonstruieren. Wir wollten dem Song bei der Produktion definitiv Luft zum Atmen lassen. Gleichzeitig ging es darum, die relativ verschiedenen Parts als homogenen Song wirken zu lassen. Der Beat im Vers ist definitiv inspiriert von aktuellen RnB-Arrangements, während wir bei den anderen Parts eher kühle Klangkulissen wie im Film „Drive“ im Kopf hatten.
Lennart: Yezz. Ist immer sehr spannend, wenn Fränk mir einen neuen Song vorspielt. Dann arbeiten wir ihn gemeinsam aus. Und ich weiß noch, wir hatten von Anfang an so einen „Tropfstein-Höhlen-Sound“ im Ohr. Das haben wir dann umgesetzt. Und jetzt steht der Song da, wie ne‘ Eins.

Ihr produziert und komponiert alle eure Songs selbst. Was ist dabei die größte Herausforderung?

Franko: Das ist die Selbstkritik. Die ist sehr wichtig, kann aber auch hemmen. Wir ergänzen uns da aber ganz gut, indem wir unsere Ideen gegenseitig hinterfragen, aber auch Potential erkennen und uns gegenseitig motivieren, eine Idee auszuarbeiten. Und dann gilt es natürlich auch zu erkennen, wann ein Song „fertig“ ist. Das sagt einem ja keiner…
Lennart: Voll. Das ist die Kunst. Auf deinen Bauch vertrauen, aber auch das beste aus einem Song rauszuholen. Mit der nötigen Selbstkritik.

Ihr bezeichnet euren Sound als „Munich Soul“. Was ist das?

Franko: Wir sind uns unserer Münchner Herkunft durchaus bewusst. Gleichzeitig lieben wir Sounds und Geschichten, die man jetzt nicht notwendig mit München verbindet. Wir hören sehr viel „schwarze Musik“ und lieben die Seele dieser Musik. Viele wissen heute gar nicht mehr, das München durchaus eine gewichtige Rolle in der Geschichte der Popmusik gespielt hat, von Queen über die Stones bis hin zu Giorgio Moroder. Auch heute hat München einige tolle Musiker unterschiedlichster Stilrichtungen. Wir finden es außerdem interessant auch mit all den „negativen“ Vorurteilen über München (Dekadenz, Oberflächlichkeit, Wohlstand) zu spielen.
Lennart: Munich-Soul ist unser Sound. Hör dir das Album an und du kennst ihn. Zugleich wollen wir damit auch eine musikalische Bewegung in München lostreten, sodass dieser spezielle Sound für die Stadt steht. Das ist schwer, aber nicht unmöglich. Muss man einfach leben.

(c) Christoph Philadelphia
Foto (c) Christoph Philadelphia

Irgendwelche musikalischen Vorbilder?

Franko: Natürlich haben wir die und es sind viel zu viele, als dass man sie hier alle aufzählen könnte. Für „Change“ haben wir uns aber definitiv von den frühen Alben von The Weeknd, von Bon Iver und Travis Scott beeinflussen lassen. Wirre Kombination…
Lennart: Gib’s immer die Vorbilder. Aber das ebbt mit der Zeit ab. Man kennt soviel Musik und hat den Anspruch einen eigenen Charakter zu entwickeln. Da kannst du dann wild kombinieren. Mir taugt zur Zeit wieder Soulja Boy, besonders die Größe seiner Shirts.

Mich erinnert das aktuelle Video mit seiner herrlich düsteren Atmosphäre an US-Serien wie The Walking Dead oder True Detective. Was schaut ihr so?

Franko: Oh ja, die erste „True Detective“-Staffel war definitiv der Hammer. Story und Look, einfach perfekt. Ich liebe auch „Fargo“, das hat eine tolle Kombination von Humor und Spannung. Großartig!
Lennart: Du sagst es Fränk. Auch bei diesem Thema spielen wir uns die Bälle zu, bis es ein Tor gibt.

„The King of Cons“ wäre ja auch ein guter Serien-Titel. Welche Abenteuer kommen demnächst auf euch zu? Und wie sollte das große Staffel-Finale für euch aussehen?

Franko: Ja wir sind die Walter White und Jesse Pinkman der Musikszene und wir werden auch so schnell nicht damit aufhören, Musik zu kochen, die die Pupillen weitet. Es muss aber definitiv tragisch enden, Happy Endings sind was für Disney Filme. Ich hoffe aber, dass wir bis dahin noch den ein oder anderen guten Song raushauen und ein bisschen die Autobahnen unsicher machen.
Lennart: Hahaha, gut ausgedrückt, Fränk. Und definitiv muss Saul Goodman demnächst bei diesen Fahrten mit uns im Benz sitzen.

directed, filmed and edited by David Herbst.
produced and lightened by Andreas Pfohl.
a YOUBETTER Films Production.

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