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Feuilleton Musik 26. Januar 2017

11 Fragen an Henning Wehland

Er war an diesem Abend definitiv nicht nur “Der Letzte an der Bar” sondern auch der Erste auf ihr. Denn trotz einer ziemlichen Erkältung heizte Henning Wehland seinem Publikum ganz schön ein. Natürlich durfte dabei die obligatorische Rockstar-Show-Einlage auf dem Tresen nicht fehlen. Anlass war die Veröffentlichung der neuen Solo-Platte „Der Letzte an der Bar”“ des Söhne Mannheims-Mitglieds, H-Blockx-Frontmanns und TV-Moderators (u.a. The Voice Kids), welche er im Rahmen eines exklusiven Show-Cases in München vorstellte. Darauf verpackt er seine Geschichten in Pop, Blues, Rock, Liedermacher-Elemente und sogar Reggae. Anders wie noch bei den H-Blockx sind seine Texte dabei erstmals auf Deutsch. Und wir müssen sagen: Echt tolle Platte, echt toller Typ. Deshalb trafen wir uns einen  Tag später mit Henning Wehland an der Hotelbar und stellten ihm 11 Fragen.

Korn oder Kaffee?

Korn

Cash oder Cohen?

Cash

„Das Dschungelbuch“ oder „Die Schatzinsel“?

„Das Dschungelbuch“. Ganz klar. Würdest du fragen: Balu, der Bär oder Bagheera, der Panther – ich wäre auf jeden Fall der Bär. Da fällt mir eine Anekdote ein. Und zwar heißt es in meinem Song „Der Freund steckt im Detail“: Ich war der lauteste Löwe und du der klügste Bär. Die Plattenfirma merkte an, dass ich doch eher der Bär sei. Und sie haben Recht. Nur reimt sich das an der Stelle einfach nicht so schön.

Henning Wehland © Markus Walter
Henning Wehland © Markus Walter

Worauf lässt sich heute schon gut trinken?

In Österreich und Bayern trinkt man eher diszipliniert. In Slowenien dagegen nimmt man bereits morgens vor der Arbeit einen Schnaps zu sich, um sich auf den Tag einzustellen und auf das Leben zu trinken. Deshalb heißen einige Schnäpse ja auch „Eau de vie“, was so viel wie „Lebenswasser“ bedeutet. Und deshalb würde ich jetzt wohl auf das Leben trinken. Ich habe mich bis zum heutigen Tag mindestens dreimal neu erfunden. Und auch wenn ich keines der letzten beiden Leben missen möchte – auf mein aktuelles Leben als Letzter an der Bar lässt sich auf jeden Fall das Glas erheben.

Vor ungefähr zwei Jahren erreichte uns zum ersten Mal die Ankündigung deines neuen Albums „Der Letzte an der Bar”. Jetzt erscheint es endlich. Was hat da so lange gedauert?

Die meisten Songs auf dem neuen Album sind bereits älter und mussten nur noch produziert werden. Diesen Prozess hatte ich leider total unterschätzt. Denn die richtigen Leute zu finden, die meine musikalische Philosophie teilten und diese dann auch noch umsetzten, war gar nicht so einfach. Damit verbunden war auch ein längerer Selbstfindungsprozess, bei dem ich merkte, dass ich einfach noch mehr Zeit benötigte. Auch wäre eine Veröffentlichung während des Hypes um die Fußball-EM oder die Olympiade in London vermutlich eher untergegangen. Aktuell spiele ich Showcases und stelle über die sozialen Netzwerke meine neuen Songs und Videos vor. Insgesamt hat mir der längere Zeitraum geholfen, mich gut vorbereitet zu fühlen. Dem Release steht nun nichts mehr im Weg.

Dadurch hattest du ja auch einige Zeit, neues auszuprobieren. Unter anderem ein Duett mit Sarah Connor. Wie kam es dazu?

Neues auszuprobieren, ist für mich und meine Arbeit als Musiker sehr wichtig. Mich überrascht immer, wenn die Leute fragen: Wie ist denn nun dein neuer Sound? Klingt das jetzt mehr nach  H-Blockx oder den Söhnen Mannheims? Ich persönlich liebe die Vielfalt und alles, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Ähnlich ist es mit dem Duett. Sarah Connor kenne ich schon, seitdem sie 16 oder 17 Jahre alt gewesen ist. Wenn ich mich recht erinnere, trafen wir uns das erste Mal auf dem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes. Damals hörte ich sie das erste Mal singen und ich war echt beeindruckt. Ihre letzte Platte „Muttersprache“ finde ich echt klasse und bewundere, dass sie es sich getraut hat, damit mal etwas anderes zu machen. Wir trafen uns dann irgendwann und schrieben gemeinsam den Song „Bonnie und Clyde“. Sarah und ich waren dabei ein gutes Team. Der Titel passte also buchstäblich wie die Faust aufs Auge.

Henning Wehland © Markus Walter
Henning Wehland © Markus Walter

Deutschsprachige Musik ist angesagter denn je. Anders als noch mit den  H-Blockx springst du nun mit deiner aktuellen Platte auf diesen Zug mit auf. Wieso?

Um gleich etwas klar zu stellen: Musik hat im Moment für mich eher wenig mit Geld zu tun. Klar gehört Kohle irgendwie dazu, sie findet sich aber garantiert nicht unter den Top Five meiner Prioritäten. Es war einfach die Überlegung: Was kann ich denn eigentlich noch so auf Englisch machen? Mit den H-Blockx geriet ich – auch wenn ich verhältnismäßig gut Englisch spreche – irgendwann an meine Grenzen. Beispielweise bei Wortspielen, bei denen sich immer mal wieder Leute meldeten und meinten, dass man das doch so nicht sagen könne. In mir entstand dann auch irgendwann der Wunsch nach einem zweiten Standbein neben der Band. So kam es dazu, dass ich beispielsweise im Fernsehen moderierte und neben einer Bar auch ein Start-Up-Unternehmen für neue Medien eröffnete. Und irgendwann war dann da auch die Idee vom Letzten an der Bar, bei der aus einer einzelnen Songzeile immer mehr Texte entstanden. Mir gefiel es, die Story dahinter zu erzählen und ich schrieb nach und nach den Soundtrack dazu – und der ist halt jetzt auf Deutsch.

Man hat das Gefühl, man erfährt auf „Der Letzte an der Bar“ viel Persönliches von dir. Würdest du sagen, sie ist die ehrlichste Platte, die du bisher gemacht hast?

Auf jeden Fall. Der Song „Frei“ beschreibt das auch ganz gut. Dabei geht es vor allem um die Freiheit im Kopf. Nur indem man den eigenen Kokon verlässt und sich selbst immer wieder hinterfragt, kann man sich weiterentwickeln. Dass ich mit meinem neuen Sound auf den richtigen Weg bin, merkte ich persönlich das erste Mal, als ich vor einigen Jahren den Song der „Letzte an der Bar“ in Venice Beach mit meiner Gitarre auf der Veranda spielte. Das fühlte sich damals so an, als wäre ich zum ersten Mal dort angekommen, wo ich schon immer hinwollte. Ich wusste, diese Art von Musik könnte ich von nun an mein ganzes Leben lang machen.

Der Letzte an der Bar (Island Records)
Der Letzte an der Bar (Island Records)

Uns  gefällt das Bild vom Letzten an der Bar, der beim Leben anschreibt, sehr gut. Wie meinst du das?

Naja. Anschreiben heißt ja im Prinzip, dass man einen Vertrauensvorschuss erhält. In der Bar vertraut beispielsweise der Barkeeper darauf, dass der Gast irgendwann wiederkommt und seine Zeche bezahlt. Das lässt sich unter Umständen auch auf das eigene Leben beziehen, in dessen Verlauf man beispielsweise die Chance erhält, über den bisherigen Weg nachzudenken und diesen je nachdem zu verändern. Bilder wie dieses finden sich auf der ganzen Platte. Sie sollen dem Hörer vor allem Spaß machen. Wenn dann noch eine Botschaft zum Denken anregt, umso besser.

Politisch wird’s bei „Anfang vom Ende der Welt“. Was hat dich dazu veranlasst?

Ich würde mich hüten, den Song als echt politisch zu bezeichnen. Denn darin findet sich meiner Meinung nach keine einzige Songzeile, die ganz konkret politische Missstände, bestimmte Parteien oder Personen anprangert. Er ist vielmehr meine ganz persönliche Beschreibung eigener Gedanken, Befürchtungen und aktueller Beobachtungen. Ich möchte damit die Leute motivieren, die Augen zu öffnen und sich eigene Gedanken zu machen. Denn was ich mit dem Song vor allem sagen möchte: Die Veränderung steckt in jedem einzelnen von uns. Es hilft nicht zu erwarten, dass dieser und jener etwas verändert. Wir müssen bei uns selbst anfangen, statt immer zu denken, wir können ja eh nichts machen. Unrecht zu erkennen ist beispielsweise die eine Sache, dann den Mund aufzumachen und sich dagegen stark zu machen, die andere.

Und bevor es jetzt auf ein Feierabendbier an die Bar geht: Was macht diese zu einem besonderen Ort für dich?

Eine Bar muss für mich vor allem einen guten Tresen haben. Das heißt aber nicht, dass dieser besonders schön oder stylisch sein muss. Das Gefühl muss stimmen, wenn man dransitzt. Danach kommt gleich das Personal dahinter, welches das A und O einer guten Bar ist. Ohne die Leute hinter dem Tresen ist es einfach nur ein kalter, leerer und dunkler Raum. Das Personal ist es, was eine Bar mit Emotionen füllt und das Publikum hält. Und neben aller Romantik stecken hinter einer guten Bar vor allem richtig harte Arbeit und ein hohes Maß an Professionalität.

Das Album der „Letzte an der Bar“ von Henning Wehland erscheint am 27.01.2017 auf Island Records.

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